Earth Girl. Die Begegnung
Earth Rolling News vor sich hin. Ich ging hinüber, um einen Blick darauf zu werfen.
«… neunzig Minuten bis zur Abschaltung. Die Evakuierung ist zu 98 Prozent abgeschlossen. Das Militär bittet jeden, der noch nicht in Arche ist, sich sofort dorthin zu begeben. Beim Abschaltungszeitpunkt handelt es sich nur um eine Schätzung, und Sie könnten sich in Gefahr bringen, wenn Sie Arche nicht rechtzeitig aufsuchen. Sollten Sie Hilfe benötigen, dann rufen Sie bitte sofort den Gemeindedienst, denn das Personal von dort wird in den nächsten zwanzig Minuten ebenfalls nach Arche umziehen. Die Hospital-Earth-Evakuierung ist bereits abgeschlossen.»
Fian tauchte neben mir auf und reichte mir einen versiegelten Pappkarton. Verwirrt betrachtete ich die Schachtel.
«Essen.» Er selbst hatte ebenfalls eine in der Hand. «Iss.»
Ich zog den Deckel ab, woraufhin sich der Karton erwärmte. Beim Inhalt schien es sich um Eintopf zu handeln.
Fian gab mir einen Löffel. «Schmeckt ganz gut.»
Ich probierte einen Löffel Eintopf. Fian hatte recht. Seit Tagen hatte ich keinen Appetit mehr gehabt, aber jetzt war ich am Verhungern. Ruck, zuck hatte ich alles aufgegessen. «Cheese Fluffle hatten sie wohl nicht?»
Fian drückte seine Meinung über Cheese Fluffle durch ein unflätiges Geräusch aus und wies mit dem Kopf auf die Earth Rolling News an der Wand. «Einige Leute haben es immer noch nicht nach Arche geschafft. Was machen die denn? Versuchen sie immer noch ihr Haustier in den Transportkäfig zu locken?»
«Manche nehmen die Warnungen vielleicht nicht ernst, oder sie wollen nicht kommen, weil …» Ich runzelte die Stirn, warf meinen Essenskarton in einen Mülleimer und wählte hastig eine Nummer auf meinem Lookup.
Fian sah mir zu. «Ist irgendwas passiert?»
«Hoffentlich nicht. Weshalb braucht denn der so lange?» Ich beendete den Anruf, um es sofort darauf erneut zu probieren, diesmal mit der Einstellung höchster Priorität. «Komm schon, Keon, geh an deinen Lookup, sonst werd ich dich bei unserer nächsten Begegnung …»
Keons Gesicht tauchte auf. «Jarra, gibt’s ein Problem?»
Es war ziemlich viel Lärm dort, wo er war, deshalb sprach ich extra laut. «Ich wollte nur sichergehen, dass du Issette nach Arche gebracht hast. Ich weiß ja, dass sie es hier unheimlich findet und …»
«Entspann dich! Wir sind seit Stunden in Arche», erwiderte er ganz locker. «Ich werde Issette wohl kaum draußen lassen, wenn das Militär ständig schreit, wie gefährlich es ist.»
«Du hättest ja beschließen können, dass es zu anstrengend ist, mit ihr zu streiten.»
Keon lachte. «Ich bin nicht annähernd so nutzlos, wie du denkst. Ich bin gern bereit, bei wichtigen Dingen Einsatz zu bringen. Ich finde nur, dass die meisten Menschen eine Menge Energie für Unwichtiges verschwenden. Du bist ein klassisches Beispiel, weil du immer alles auf die harte Tour tun willst.»
Ich streckte ihm die Zunge raus.
«Ich muss Schluss machen», sagte er. «Hier ist eine wilde Party zugange, und Issette mittendrin. Sie ist abwechselnd glücklich darüber, dass wir unseren Paaringsvertrag verlängert haben, und bekommt dann wieder einen Panikanfall, weil wir in Arche sind. Ich will nicht, dass sie sich irgendwie zudröhnt, um ihre Nerven zu beruhigen.»
Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Ich war so mit meinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen, dass ich völlig vergessen hatte, dass Issette und Keon heute ihren Vertrag erneuert hatten. «Ich hätte euch gratulieren sollen. Ich wünsche euch beiden ganz viel Glück!»
«Danke», meinte Keon. «Vielleicht komme ich euch zusammen mit Issette morgen besuchen. Wir sind nur etwa eine Stunde zu Fuß entfernt, und ich bin sicher, bei den Archäologen geht es viel gesitteter zu als bei Issettes Medizinerkollegen.»
Das Gespräch endete, und mein Lookup meldete den Eingang einer Mail. Die Streitkräfte schalteten auf Warnstufe 3 hoch wie geplant. Es blieb weniger als eine Stunde, bis die Portalsperre Arche vom Rest des Universums abschneiden würde. In den Earth Rolling News blinkten die roten Zahlen jetzt ziemlich eindringlich.
Fian und ich standen in der Menge und sahen zu, wie der Countdown langsam herunterzählte. Dann klingelten auf einmal unsere beiden Lookups mit Mails. Ich sah, dass das Militär von Alarmstufe 3 auf 2 gewechselt hatte, und warf einen hektischen Blick auf die Nachrichtenübertragung. Es waren doch immer noch zwanzig Minuten bis zur Abschaltung des
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