Earth Girl. Die Begegnung
mir.»
«Das geht Sie überhaupt nichts an, Drago», protestierte der Major.
«Sie sollten mich nicht beim Vornamen nennen, Major Maven», warnte Drago. «Ich spreche hier offiziell in meiner Rolle als Commander Stones Stellvertreter, Ihrem vorgesetzten Offizier in der Befehlskette.»
«Von mir aus, Major Tell Dramis, Sir! Ich unterstehe momentan Ihrer Befehlsgewalt, aber meine Meinung über Affen hat mit Anweisungen nichts zu tun. Ich darf denken, was ich will.»
«Vollkommen falsch.» Drago tippte auf den Lookup an seinem linken Unterarm. «Nia, hier Drago. Alarm in der Poststelle. Wie es scheint, hat Major Maven etwas dagegen, dass Captain Eklund mit einer Behinderten zusammen ist.»
«Bin schon unterwegs.» Nia Stones Stimme war laut genug, dass alle im Raum sie hören konnten.
Major Maven wirkte nun wesentlich weniger selbstsicher. «Was soll das denn?»
Drago grinste. «Das werden Sie bald erfahren.»
Ich zerrte Fian in Richtung Tür, um zu verhindern, dass er doch noch versuchte, Maven anzugreifen, aber ganz verdrücken würden wir uns auch nicht. Es dauerte keine zwei Minuten, da mussten wir schon Platz für Commander Stone machen. Sie verschwendete keine Zeit.
«Major Maven, Sie sind hiermit von der Befehlsgewalt über das Angriffsteam 6 entbunden. Eine Einheit des Militärischen Sicherheitsdiensts wird Sie zu Ihrer Unterkunft begleiten, damit Sie Ihre Sachen packen können. Sie werden zur Militärbasis 43 Lima im Kappa-Sektor versetzt und werden bis auf weitere Anordnung dort bleiben.»
Major Maven konnte es offensichtlich nicht fassen. «Weil ich Major Tell Morrath einen Affen genannt habe? Ich weiß, sie ist der Liebling vom Colonel, aber das ist doch lächerlich.»
Ich konnte es ebenfalls kaum glauben. «Das ist wirklich nicht nötig, Commander Stone. Ich habe kein Problem mit gelegentlichen Beschimpfungen, und Sie brauchen einen Offizier der Angriffstruppe dringender als mich.»
Nia Stone schüttelte den Kopf. «Major Tell Morrath, das Letzte, was ich oder die Menschheit brauchen, ist ein Major Maven, der in seinem Fighter sitzt und seine Waffen auf die Kugel gerichtet hat. Wenn er seine Vorurteile gegen ein behindertes Mitglied seiner eigenen Rasse nicht im Griff hat, wie können wir ihm dann eine Stellung anvertrauen, in der er Krieg mit einer fremden Rasse anzetteln könnte?»
«Oh.» Mir fehlten die Worte. «Ja. Natürlich. Das sehe ich ein.»
An dieser Stelle musste ich schon wieder beiseitetreten, weil der Militärische Sicherheitsdienst erschien, um Major Maven abzuführen. Der ranghöchste Offizier war zwar auch nur ein Captain, aber so dumm war der Major nicht, sich mit Leuten anzulegen, die ihm zwar höflich antworten, ihn währenddessen jedoch gewaltsam wegschleppen würden.
«Jarra, ich fürchte, wir haben Sie benutzt, um Sicherheitsrisiken im Angriffsteam aufzudecken», fuhr Nia Stone fort. «Dafür bitte ich um Entschuldigung, aber hier steht eben viel auf dem Spiel. Ich habe Ihnen nichts davon gesagt, weil ich hoffte und glaubte, dass die Frauen und Männer unter meinem Kommando alle sauber wären und es keine Probleme geben würde. Ich bedaure zutiefst, dass ich mich getäuscht habe.»
Auf einmal sah ich die Situation in einem ganz neuen Licht. Colonel Torrek hatte bewusst jemanden mit Behinderung einberufen, um damit seine Offiziere auf Vorurteile zu testen, und da war ihm natürlich ich eingefallen. Er hatte meine Großmutter gekannt, war mir bei ihrer Ehrenzeremonie begegnet und danach noch mal beim Absturz von Solar 5. Ich war vermutlich die einzige Behinderte, die er persönlich kannte, deshalb war ich für die Aufgabe bestens geeignet. Und wenn er ausgerechnet mich ins Militär einberief, würden mögliche Fanatiker nicht nur deshalb in Rage geraten, weil ein Affe in Uniform auf dem Stützpunkt herummarschierte, sondern sie hätten auch noch pausenlos den Artemis-Orden an meiner Schulter vor der Nase. Und um die Beleidigung perfekt zu machen, wurde ich dazu von meinem Normfreund begleitet.
Colonel Torrek musste lediglich eine plausible Ausrede finden, weshalb das Alien-Kontakt-Programm mich und Fian rekrutieren sollte. Wir studierten Vorgeschichte, also nahm er Geschichte zum Anlass. Es war ehrlich gesagt schon ein bisschen überraschend, dass er neben weithin berühmten Experten auch zwei Jugendliche aus dem Grundstudium einberief. Einige Leute würden vermutlich die Nase rümpfen und behaupten, dass er wegen seiner Gefühle für meine Großmutter
Weitere Kostenlose Bücher