Earth Girl. Die Begegnung

Militärehre, dass ich mich Ihnen gegenüber in Zukunft absolut korrekt verhalten werde. Ich beantrage hiermit einen offiziellen Waffenstillstand.»
    Ich sah Fian an.
    «Na gut», willigte er ein. «Unter der Bedingung, dass ich Drago mindestens einmal hauen darf. Und ich weiß auch schon genau, wohin!»

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    D er Tag, an dem das Militär die Kugel entdeckt hatte, war offiziell als Tag null festgelegt worden. Inzwischen waren wir bei Tag zwölf angelangt, und Commander Mason Leveques Einschätzung des Bedrohungsrisikos stieg mit jedem fehlgeschlagenen Kommunikationsversuch weiter an. Inzwischen lag sie bei unheilvollen 74 Prozent.
    Normalerweise schlief ich nachts problemlos durch, aber nun wachte ich stets in den frühen Morgenstunden auf. Dann lag ich da, lauschte Fians leisen Atemzügen und dankte der Gottheit, dass ich nicht Colonel Torrek war. Es musste unendlich belastend sein, in einer solchen Situation die Verantwortung zu tragen und der Versuchung zu widerstehen, der Spannung durch einen Angriffsbefehl ein Ende zu setzen. Tag für Tag hielt der Colonel an seinem vorbildlich ruhigen, zuversichtlichen und geduldigen Führungsstil fest. Respekt!
    Heute lenkte mich jedoch etwas ganz Privates von meinen Gedanken über die Aliens ab. Ich hatte ein Versprechen gegeben, und nun war die Zeit gekommen, es einzulösen. Fian und ich standen am Tresen der Poststelle und unterzeichneten durch Handabdrücke den Erhalt zweier kleiner Schachteln. Den jungen Lieutenant schien Fians strahlende Miene zu amüsieren.
    «Etwas Wichtiges, Sir?», erkundigte er sich.
    «Unsere Ringe», antwortete Fian freudig und voller Stolz.
    Ich lächelte tapfer. Wir hatten unsere Ringe bekommen, und irgendwie würde ich mich überwinden müssen, meinen an den Finger zu stecken. Fian war so glücklich, dass ich ihn nicht enttäuschen durfte.
    «Glückwunsch und beiderseitige Freude», meinte der Lieutenant.
    «Vielen Dank», erwiderte Fian und machte Anstalten, mich zu küssen.
    «Die Chimären sollen Sie zerfetzen!», ertönte plötzlich eine Stimme hinter uns. «Reicht es nicht aus, mit dem Affen im stillen Kämmerlein Sex zu haben, müssen Sie das Ding auch noch in aller Öffentlichkeit abknutschen?»
    Blitzschnell fuhr Fian herum. «Was fällt Ihnen ein?»
    «Ich bin von höherem Rang als Sie, Captain», gab die Stimme schneidend zurück. «Mäßigen Sie also Ihren Tonfall und sprechen Sie mich gefälligst mit ‹Sir› an.»
    Während dieses unerwarteten Angriffs hatte ich wie ein Schrumpfhirn völlig geschockt einfach nur dagestanden. Nun zwang ich mich dazu, mich umzudrehen. Hinter uns stand ein mir unbekannter Mann in der Uniform eines Majors. Er war in der Tat ranghöher als Fian, und der arme Lieutenant hinter dem Tresen konnte gewiss nichts unternehmen, also war es an mir, die Lage zu entschärfen. Ich bemühte mich um einen ähnlich würdevollen, ruhigen Ton wie Professor Khan.
    «Ich bin sicher, Ihnen ist nicht ganz klar, wie respektlos Ihre Bemerkungen gegenüber einem Offizierskollegen waren.»
    «Lass mich ihn plattmachen», knurrte Fian.
    Theoretisch war das ja ein netter Plan, aber bei diesem Exo-Major handelte es sich um einen massigen Typen, der uns mindestens ein Dutzend Jahre Lebenserfahrung und Militärtraining in unbewaffnetem Kampf voraushatte. Ich konnte mir sehr gut ausmalen, was passieren würde, wenn Fian versuchte, ihn zu verprügeln. Keine schöne Vorstellung.
    «Affen verdienen keinen Respekt», konterte der Major. «Hau bloß ab und mach ja nicht noch mal den Fehler, einen Menschen in der Öffentlichkeit zu küssen.»
    «Wir haben denselben Rang, also können Sie mir keine Befehle erteilen.»
    Er schüttelte den Kopf. «Ich habe mir meinen Dienstgrad ehrlich erarbeitet. Ich bin kein behinderter Günstling, dem alles nachgeworfen wird. Ich bin seit drei Jahren Major und deshalb höhergestellt.»
    Mein würdevoller diplomatischer Ansatz hatte dem Major die Gelegenheit gegeben, auf die nicht wirklich verdienten Abzeichen an meinem Ärmel hinzuweisen, und ich war unsicher, was ich als Nächstes tun sollte. Welche Chance würden Fian und ich wohl bei einem gemeinsamen Angriff haben? Ich hatte zwar früher ein paar Stunden Kampfsportunterricht gehabt, aber das …
    Von der Tür erklang plötzlich eine fröhliche Stimme, und alle drehten sich um.
    «Sie werden feststellen, dass ich hier der dienstälteste Offizier bin», verkündete Drago Tell Dramis. «Jarra, Fian, überlasst die Sache