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Earth Girl. Die Begegnung

Earth Girl. Die Begegnung

Titel: Earth Girl. Die Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Edwards
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einem Schutzanzug absolut ungefährlich. Aber wenn es nichts hat, um das es sich legen kann, sieht es nach nicht viel aus.»
    Zweifelnd nahm Fian das Klümpchen Fließgold in die Hand und wartete, bis ich mein genauso schrumpeliges goldenes Klümpchen ausgepackt hatte. Dann tauschten wir feierlich die Ringe. Das Ganze ergab überhaupt keinen Sinn, da beide völlig identisch waren, aber Fian gefiel eben die Vorstellung, und ich wollte ihm den Spaß nicht verderben.
    «Und … wie ziehen wir die jetzt an?», wollte er wissen.
    «Angeblich so ähnlich wie einen Schutzanzug. Man rollt den Ring gleichmäßig über den Finger ab.» Ich bohrte in meinem herum. «Natürlich muss man dazu zuerst das Loch finden.»
    «Es gibt ein Loch?»
    «Irgendwo, ja», antwortete ich. «Ah.»
    Es war mir gelungen, den Ring über die Fingerspitze zu stülpen. Es fühlte sich seltsam an, und ich musste sofort wieder an meinen armen kleinen verlorenen Finger denken. Mein Ersatzfinger juckte vor Panik wie verrückt.
    «Ich schätze mal, mit etwas Übung wird es einfacher.» Fian versuchte immer noch, ein Loch in seinem Ring zu finden. «Es muss … Wow, ich hab’s geschafft!»
    Er schob den Ring nach unten, bis er sich um den Ansatz seines Fingers schmiegte. Nach und nach glättete sich das Material, bis es eine ziemlich überzeugende Ringform hatte. Fian betrachtete ihn genauer. Dann sah er mich fragend an.
    «Jarra, ich sehe gar keine Gravur. Habe ich ihn richtig herum an?»
    Ich hatte währenddessen unbehaglich den Goldklumpen auf meiner Fingerspitze betrachtet, aber nun hob ich den Kopf. Vor Verlegenheit glühten meine Wangen.
    «Nun ja, ich dachte, das wäre besser als spezielle Paaringsringe. Keon und Issette können für jeden Paaringsvertrag neue mit der Gravur des jeweiligen Ablaufdatums kaufen, weil normales Gold und Diamanten billig zu machen sind. Fließgold dagegen nicht, und die Gravur ist teuer, weil man sie …»
    Ich verstummte. «Jedenfalls dachte ich, dass es dir so vielleicht gefällt.»
    «Jarra, ich find’s genial! Ohne Ablaufdatum, das ist … Das ist Wahnsinn, Jarra!»
    «Keon und Issette haben als Nächstes einen ganzjährigen Paaringsvertrag geplant. Das könnten wir auch machen.»
    Fian grinste mich an. «Wir können tun, was immer du magst. Die Ringe haben kein Ablaufdatum, also weiß ich …»
    Als ich sein strahlendes Gesicht sah, wusste ich, dass ich meine schrumpfhirnige Angst überwinden und den Ring richtig überziehen musste. Ich zwang mich dazu, das fiese Ding über meinen Finger zu rollen, und sah zu, wie es in seine richtige Form floss. Nervös stupste ich es mit dem Finger an und beobachtete, wie es sich mit meiner Haut bewegte. Es fühlte sich seltsam an. Es gab keinerlei Aufzeichnungen über einen Unfall, bei dem ein Fließgold-Ring eine Rolle gespielt hätte, und ich spürte nicht einmal, dass ich ihn trug. Trotzdem wartete ich immer noch verkrampft darauf, dass er mir den Finger abbeißen würde.
    «Was nun?», wollte ich wissen. «Willst du deine Eltern anrufen und es ihnen zeigen?»
    «Ja, aber erst später.» Fian grinste mich an. «Zuerst habe ich andere Pläne.»

[zur Inhaltsübersicht]
    12
    D ie riesige Tropenkuppel im Europäischen Zoo ist einer meiner Lieblingsorte. Die bunten Vögel, die zwischen den Bäumen umherflattern und dabei wie fliegende Juwelen aussehen, die wilden Pflanzen und der Geruch nach feuchter Erde, das ist echt genial. Die Grabungsstätte Eden war von echtem Regenwald umgeben, aber zwischen den Bäumen dort konnte ich nur im Schutzanzug herumlaufen, der mich vor jeglicher Gefahr abschirmte. Das Material verhinderte, dass ich Blätter richtig anfassen konnte, und das Lüftungssystem ließ keine Gerüche durch. Ich würde die Natur nie so erleben können wie hier.
    Candace wartete bereits beim Guppy-Becken auf mich. Als ich auf sie zuging, überkam mich plötzlich eine Welle der Nostalgie. Jahrelang hatten wir uns genau bei dieser Bank jede Woche getroffen, aber seit dem letzten Year End war ich ja immer fort auf Grabungsstätten gewesen. Wir hatten uns zwar ein paar Mal gesehen, aber nie hier.
    Als ich neben Candace Platz nahm, meinte sie lächelnd: «Wie in alten Zeiten.»
    Sie hatte also dasselbe gedacht wie ich. Weil mir auf einmal so schrumpfhirnig gefühlsduselig zumute war, drehte ich rasch den Kopf weg und tat so, als würde ich einen schillernden blau-violetten Vogel beobachten, der sich an einer der Futterstellen ein Stück Obst schmecken ließ. Ich kam seit

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