Earth Girl. Die Begegnung
Regeneration benötigt. Und außerhalb des Tanks braucht neue Haut ein paar Tage, bis sie richtig ausgehärtet ist.»
Prüfend betrachtete ich meinen linken kleinen Finger. Wenn ich drei Tage lang im Tank war, hatte dann irgendein Arzt mal eben die Gelegenheit genutzt, ihn zu amputieren und neu nachwachsen zu lassen? Falls ja, dann würde ich …
Ich vergaß meinen kleinen Finger. Etwas viel Wichtigeres stimmte nicht. «Wo ist mein Ring? Was haben sie mit meinem Ring gemacht?»
«Jarra, beruhig dich!», versuchte Candace mich zu beschwichtigen. «Er ist hier.»
Sie reichte mir den zerbeulten Metallklumpen. Mit Nachdruck streifte ich ihn wieder über meinen Finger, wobei ich den brennenden Protest meiner neuen Haut ignorierte. Ich hatte so gegen das Ringetragen angekämpft, aber jetzt war es ein wichtiges Symbol, das mich mit Fian verband.
«Die Ärzte haben mir den Ring abgenommen!», heulte ich wütend.
«Das mussten sie tun», erklärte mir Playdon. «Die Haut an Ihrem Finger musste doch neu wachsen und …»
Ich unterbrach ihn, bevor er seinen Satz beenden konnte. «Ich will Fian sehen.»
«Ich glaube nicht, dass man das …»
«Ich will Fian sehen», schnitt ich ihm erneut das Wort ab.
Playdon und Candace wechselten einen Blick. Sie stand auf. «Ich werde jemanden fragen.»
Nachdem Candace das Zimmer verlassen hatte, sah Playdon mich besorgt an. «Fian kommt in einem Tag aus dem Tank, deshalb wäre es vielleicht besser, noch so lange zu warten.»
Ein Tag? Nach dem, was mit Joth passiert war, sollte ich einen ganzen Tag lang warten, krank vor Sorge? Ohne ein Wort zu sagen, funkelte ich Playdon böse an, bis er es aufgab.
Candace kehrte mit einem Arzt zurück.
«Wir erlauben keine Besucher, solange sich Patienten im Tank befinden», verkündete er. «Der Regenerierungsprozess kann für den Betrachter verstörend sein.»
Ich sagte es ihm Wort für Wort, damit selbst ein totales Schrumpfhirn es verstehen würde: «Ich. Will. Fian. Sehen.»
«Ja, aber wir erlauben leider keine Besucher.»
Ich kletterte aus dem Bett und hielt dem Mann meinen Ring unter die Nase. «Fian und ich sind ein Paar. Ich bin seine nächste Angehörige. Ich habe ein Recht darauf, ihn zu sehen und mich zu vergewissern, dass er angemessen medizinisch versorgt wird.»
Der Arzt trat einige nervöse Schritte zurück. «Nun, also, ja, das haben Sie, aber ich würde trotzdem …»
Ich ging zur Tür hinaus, woraufhin er mir schnell hinterhereilte. Links oder rechts, überlegte ich, sobald ich draußen im Flur stand. Ich wandte mich nach links, aber da ich den Namen an der Tür dort nicht kannte, machte ich kehrt und fand schließlich die mit dem Schildchen ‹Fian Eklund›. Ich wollte sie gerade öffnen, da stellte sich mir der Arzt buchstäblich in den Weg.
«Bitte, ich möchte Sie warnen», sagte er. «Fian hatte innere Verletzungen an Leber und Nieren. Für eine erfolgreiche Organerneuerung müssen diese der Flüssigkeit im Tank ausgesetzt sein. Sein Körper ist an der Seite geöffnet, solange die inneren Organe und Rippen den Regenerationszyklus durchlaufen. Außerdem hängt er noch über Schläuche an den Maschinen und …»
«Meine beste Freundin studiert Medizin», erwiderte ich. «Sie hat ihre dreiwöchige Einführung in die Erneuerungs- und Verjüngungsmedizintechnik hinter sich und hat mir die Ohren vollgequatscht, wie die Hälfte der Studenten in ihrem Kurs, einschließlich sie selbst, umgekippt sind, als sie das erste Mal jemanden im Regenerationstank gesehen haben. Mir ist klar, dass es nicht unbedingt schön aussieht, aber ich werde nicht in Ohnmacht fallen. Und jetzt lassen Sie mich gefälligst in dieses Zimmer!»
Widerspruchslos öffnete er die Tür. Der Anblick des durchsichtigen Behälters traf mich wie ein Schlag. Der Tank stand an der gegenüberliegenden Wand und wirkte kleiner, als ich angenommen hatte – gerade groß genug für den darin schwimmenden Körper. Es gab auch keine Luftblasen. Irgendwie hatte ich mir immer blubbernde Luftblasenströme vorgestellt, was natürlich idiotisch war, denn im Tank atmete man schließlich nicht.
Ich ging auf den Apparat zu und berührte mit der rechten Hand das kühle Glas. Fians Augen waren geschlossen, und seine Gesichtszüge wirkten entspannt und friedlich, umrahmt von seinen langen Haaren, die wie goldener Seetang um seinen Kopf schwebten. Es gab jede Menge Schläuche, und seine Flanke sah aus wie eines dieser Anatomievids, die sie uns in der Schule gezeigt
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