Earth Girl. Die Begegnung
hatten. Ich musste eigentlich wissen, welches die Niere war, die Rippen waren offensichtlich, die …
Ich hatte versprochen, nicht ohnmächtig zu werden, deshalb riss ich den Blick von den blutigeren Details los und konzentrierte mich stattdessen auf die Tatsache, dass Fian lebte und bald wieder gesund sein würde. Ich sah, dass die Schrumpfhirne auch ihm den Ring abgezogen hatten, aber er würde ihn zurückbekommen. Wir würden unsere Ringe wieder tragen. Wir würden wieder zusammen sein.
Inzwischen hatte ich zwei Warnungen vom Schicksal bekommen. Zuerst Joths Tod und jetzt das. Ich war nicht so blöd, noch eine dritte zu brauchen, vor allem jetzt, wo diese Alien-Kugel über Afrika im All schwebte. Ich wusste nicht, wie viel Zeit Fian und mir blieb, also durfte ich keine einzige kostbare Minute vergeuden.
Ich drehte mich um und ging zurück in mein Zimmer. Candace und Playdon beobachteten mich besorgt, als ich wieder ins Bett kroch. Das Schweigen zog sich hin, bis Playdon schließlich den Mund öffnete. Vermutlich würde er fragen, ob …
Es klingelte an der Zimmertür, gefolgt von lautem Klopfen. Candace wandte sich erstaunt um. «Ich habe doch allen genau gesagt, wann sie Jarra besuchen können. Issette und Keon sollten eigentlich erst später kommen.»
Playdon erhob sich, öffnete die Tür und trat dann erschrocken einige Schritte zurück. Zwei hochrangige Offiziere des Militärs mit Lorbeerkränzen auf dem Kopf und Weintrauben in der Hand betraten das Zimmer. Candace starrte sie an, während sie sich langsam erhob. Das erste Mal, seit ich sie kannte, schien sie die Fassung zu verlieren.
Der erste der beiden Besucher grinste mich an. «Jarra, warum um alles in der Welt ziehst du im Bett so was an? Das hat ja weniger Sexappeal als ein Schutzanzug.»
«Drago, benimm dich», wies Marlise ihn zurecht. «Du weißt genau, dass Jarra einen Krankenhausschlafanzug trägt.»
«Drago, Marlise, wie schön, euch zu sehen», sagte ich, «aber … warum habt ihr Lorbeerkränze auf dem Kopf?»
Marlise errötete stumm, während Drago mir die Trauben überreichte und wieder kurz nach draußen auf den Flur verschwand. Er kehrte mit zwei ganz offensichtlich geklauten Stühlen zurück, die er zu den bereits vorhandenen neben mein Bett stellte.
«Werde ich gleich erklären, aber Jarra … bitte mach mich doch zuerst mit dieser hinreißend schönen Dame bekannt.» Er strahlte Candace an.
Ich musste über ihr erstauntes Gesicht lachen. «Meine ProMum Candace, mein Dozent Playdon. Das hier ist mein Cousin, Commander Drago Tell Dramis, und seine Stellvertreterin, Major Marlise Weldon. Candace, beachte Drago einfach gar nicht. Er zieht die Leute gerne auf, indem er den flirtenden Beta spielt, aber es hat absolut nichts zu bedeuten.»
«Freut mich, Sie beide kennenzulernen», meinte Candace. «Ich habe ein Interview mit Ihnen in den Earth Rolling News gesehen, Commander, allerdings dachte ich, man hätte Sie dort als Major vorgestellt.»
«Stimmt.» Drago nahm ihre Hand und drückte einen Kuss darauf. «Man hat mir eine Beförderung aufgezwungen. Aber nennen Sie mich bitte Drago.» Er wies auf die Stühle. «Nehmen Sie doch Platz, Candace. Als Offizier und Gentleman kann ich mich nicht vor Ihnen setzen.»
An dieser Stelle muss ich wohl ein schnaubendes Geräusch von mir gegeben haben, denn Drago lachte. «Jarra würde vermutlich behaupten, ich sei zwar ein Offizier, aber kein Gentleman. Sie hat recht, aber setzen wir uns trotzdem.»
Als alle Platz genommen hatten, wiederholte ich meine Frage von zuvor.
«Warum habt ihr Lorbeerkränze auf dem Kopf?»
«Weil wir gerade geheiratet haben.» Drago strahlte mich glücklich und voller Stolz an. «Jarra, du darfst Marlise in die Arme schließen und sie im Verwandtschaftskreis des Tell-Clans willkommen heißen. Ich selbst hätte natürlich auch nichts gegen eine Umarmung, aber Marlise hat sehr strenge Regeln für mein zukünftiges Verhalten aufgestellt.»
«Ihr seid verheiratet!» Ich umarmte Marlise.
«Ich weiß, ich werde es bereuen», meinte sie, «aber …»
«Und da ihr zwei nicht zur Hochzeit kommen konntet, haben wir gedacht, wir schauen mal bei euch vorbei», erklärte Drago. «Colonel Torrek lässt ebenfalls seine besten Genesungswünsche ausrichten. Er selbst kann momentan nicht vom Stützpunkt weg, aber wenn ihr irgendetwas braucht, müsst ihr nur Bescheid sagen. Er hat vorhin auch die Leiterin unseres Sanitätsteams vorbeigeschickt, um eure Versorgung zu
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