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Earth Girl. Die Begegnung

Earth Girl. Die Begegnung

Titel: Earth Girl. Die Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Edwards
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würde, weil die Sicherheitsbelehrungen daran keinen Zweifel ließen. Starke Magnetstrahlung kann zu Rückkopplungen in Traktor- und Rettungsleinenstrahlen führen. Dieser nüchterne Satz beschreibt ein Albtraumszenario: Wenn ein Magnetalarm erklingt, drücken alle sofort den Notschalter, um den Strom abzustellen, und rennen um ihr Leben, in der Hoffnung, dass die Schlitten erst explodieren, wenn sie außer Reichweite sind. Fian hatte das nicht getan. Stattdessen hatte er mich aus dem Zugriff des Magnetfelds gezerrt, und er hatte mit seinem Leben dafür bezahlt.
    Als ich die Augen öffnete, sah ich einen verschwommenen, teuflisch roten Himmel, der wie betrunken über mir schwankte. Meine Augen funktionierten noch, und auch der Streifen Spezialmaterial, durch den ich aus meinem Anzug herausschauen konnte, war intakt. Auch mein Kommsystem funktionierte noch. Ein verwirrendes Gemurmel war über den offenen Kanal zu hören.
    «Hier spricht Erde 3. Wir können kommen und …»
    «Negativ. Hier spricht die Aufsichtsbehörde. Ich wiederhole: Negativ! Alarmstufe rot in Sektor 21. Erde 3, bitte bestätigen.»
    «Hier Erde 3, wir bestätigen Alarmstufe rot.»
    «Hier spricht die Aufsichtsbehörde. Evak-Portal 57 wurde aktiviert. Notaufnahme Afrika ist auf die Schwerverletzten vorbereitet.»
    «Hier spricht Asgard 6. Geschätzte vier Minuten bis zum Portal. Sie sollen zwei Tanks vorbereiten.»
    Playdons Worte klangen abgehackt, weil er zwischendrin nach Luft schnappte. Ich lag wohl auf einer Schwebetrage, und Playdon rannte daneben her, damit er sie an einem der Griffe steuern konnte. Vor Monaten hatte ich mitgeholfen, verletzte Mitglieder des Cassandra-2-Forscherteams zu transportieren und sie durch eines der kleinen Notfallportale zu schicken, die nur in eine Richtung funktionierten und direkt zu den Notaufnahmen führten. Nun war ich selbst auf eine Trage geschnallt und auf dem Weg dorthin.
    Mein Hirn war ganz dumpf vor Schmerz, aber schließlich sanken Playdons Worte in mein Bewusstsein. Er hatte gesagt, zwei Tanks. Zwei Tanks. Ich rang mir mühsam eine Ein-Wort-Frage ab. «Fian?»
    «Jarra?» Playdon klang erstaunt, meine Stimme zu hören. «Fian ist in letzter Minute abgesprungen. Die Explosion und auch herumfliegende Trümmer haben ihn erwischt, aber sein Anzug sagt, dass er lebt.»
    Ich stieß einen Schrei aus, der eine Mischung aus Schmerz und Erleichterung war. Dann hörte ich Dalmoras Stimme neben mir und schloss daraus, dass sie auf der anderen Seite der Trage lief.
    «Können wir Jarra Schmerzmittel geben?»
    «Nein!», bellte Playdon. «Uns bleibt keine Zeit, und wir dürfen ihren Anzug nicht öffnen, außer, sie ertrinkt. Bleib stark, Jarra. Wir haben’s gleich geschafft.»
    Fian lebte. Auf diesen Gedanken konzentrierte ich mich und versuchte, die Schmerzen Sekunde um Sekunde zu ertragen. Ein Bruchteil meines Bewusstseins jagte hinter etwas her, das keinen Sinn ergab: Wie sollte ich denn in einem Schutzanzug ertrinken?
    Einen Moment lang schaukelte der rote Himmel noch heftiger als zuvor, dann stand er still. Was war los? Inzwischen konnte ich nicht mehr richtig hören, denn meine Ohren waren voller Flüssigkeit, und ich schnappte nur einige gemurmelte Worte ohne Bedeutung auf. Sie hatten aufgehört zu laufen, also mussten wir das Portal erreicht haben. Sie würden zuerst die Tragen durchschicken, eine nach der anderen, gefolgt vom Rest der Klasse, und schließlich Playdon. Da ich mich nicht bewegte, war wohl Fian zuerst an der Reihe.
    Ich wartete mehrere unendlich lange Sekunden, bevor meine Trage sich wieder in Bewegung setzte. Sie schoben mich ins Portal, was bedeutete, dass Fian bereits sicher in der Notaufnahme angekommen war. Jetzt würde er es doch bestimmt schaffen. Er war nicht krank wie Joth, sondern nur verletzt. Sie mussten ihn in einem Tank anschließen, aber …
    Das Gesicht einer Frau tauchte über mir auf. Sie öffnete das Vorderteil meiner Anzugkapuze. Die Flüssigkeit, die in meine Ohren gelaufen war, sickerte heraus, sodass ich wieder hören konnte.
    «Jarra, Sie sind in der Notaufnahme von Afrika», sagte sie. «Sie sind am ganzen Körper verwundet und haben eine Menge Blut verloren, deshalb werden wir Sie jetzt betäuben, Ihnen den Anzug ausziehen und Sie in einen Tank stecken.» Sie drehte den Kopf und rief: «Bringt die Leute hier weg!»
    Blut, dachte ich. Darin kann man in einem Schutzanzug ertrinken. Ich war schrumpfhirnig stolz darauf, dass ich das Rätsel gelöst hatte. Die

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