Earth Girl. Die Prüfung
was ist mit Beta?», erkundigte sich Joth in einem unverhohlenen Versuch, das Thema von möglichen mathematischen Vorträgen abzulenken.
Alle lachten.
«Lolia und Lolmack sind vierundzwanzig», sagte Dalmora, «und sie sind seit zwei Jahren verheiratet. Bis ich mich mit Lolia unterhalten habe, dachte ich immer, im Betasektor wird das Thema Sex einfach locker gehandhabt, aber das Ganze ist viel komplizierter, wegen der strengen Clan- und Klassenstrukturen. In Beta gibt es kein Nacktheitstabu, was den anderen Sektoren einen falschen Eindruck von seinen Bewohnern vermittelt, aber in Wirklichkeit haben nur die plebejischen Clans der unteren Schichten mit der Sex-Vid-Industrie zu tun. Die ist sehr lukrativ, deshalb ist Lolia und Lolmacks Clan reich, aber sie müssen hart um gesellschaftlichen Status kämpfen. Außerdem würden nur wenige der anderen Clans bei ihnen einheiraten.»
«Deltas heiraten oft, solange sie noch an der Universität sind», erklärte Fian. «Ich schätze mal, das passt in Quins Theorie.» Er sah mich an. «Wie ist das denn beim Militär so üblich?»
Seine Frage rief allgemeine Belustigung hervor. Sogar Playdon wirkte amüsiert.
Ich konnte nur hoffen, dass ich nicht rot wurde, als ich antwortete. «Neunzig Prozent der Militärs stammen von Militärfamilien ab, aber wir rekrutieren auch aus allen Sektoren, sogar aus Beta. Wir haben keine eigenen Heiratsgesetze, also gilt das entsprechende Gesetz des Sektors, in dem die Heirat stattfindet. Allgemein heiraten Militärangehörige relativ früh und oft im Epsilonsektor.»
«Weil der nahe bei Kappa und den Planet-First-Teams liegt?», wollte Dalmora wissen.
«Nein», erwiderte ich. «Viele Militärs sind auf Solaranlagen weit weg von Kappa stationiert. Es liegt daran, dass in Epsilon Eheschließungen ohne vorherige Paaringsverträge erlaubt sind. Militärhochzeiten finden oft sehr kurzfristig statt, weil die Menschen heiraten wollen, solange Familienmitglieder Urlaub von Planet First haben, oder sie müssen schnell heiraten, damit sie demselben Einsatz zugeteilt werden.»
«Klingt ganz nach den Witzen übers Durchbrennen nach Epsilon», meinte Krath.
«Wenn man seine Familie ein Jahr lang nicht wiedersieht oder sonst ein paar Jahre lang auf unterschiedlichen Einsätzen Dienst leisten müsste, dann kann es durchaus vernünftig sein.» Wie immer konnte Dalmora sich gut einfühlen.
«Natürlich kann das jeder machen», gab ich zu bedenken. «Sobald man verheiratet ist, ist die Ehe in allen Sektoren gültig. Militärangehörige sind es nur einfach viel mehr gewohnt, sich zwischen den Sektoren hin und her zu bewegen, deshalb ist es für uns ganz selbstverständlich, einen Sektor zu wählen, dessen Heiratsgesetze für uns passen. Nichts hält euch davon ab, nach Beta zu teleportieren und jede Form der Ehe einzugehen, die euch gefällt.»
Playdon hatte seinen Schutzanzug wieder angelegt. «Ich fahre nur schnell mit dem Schlitten den Clearway hinunter und besuche Erde 3 », erklärte er uns. «Ich sollte in einer Stunde zurück sein. Bitte stellen Sie nichts Dummes an, während ich weg bin. Jarra, verweisen Sie Krath wenn nötig in seine Schranken!»
Wir fröstelten alle im eisigen Luftzug, als Playdon die Tür öffnete, nach draußen trat und sie wieder schloss.
«Playdon hackt nur wegen der Arbeit meines Vaters so auf mir herum», beschwerte sich Krath.
Darüber dachten wir alle einen Moment lang nach.
«Playdon mag keine Müllsammler?», erkundigte sich Fian.
Ich kicherte.
«Mein Vater betreibt nicht nur das Müll- und Recyclingunternehmen», verkündete Krath. «Er macht auch bei einem Newzie-Sender mit.»
«Echt?» Dalmora war neugierig geworden. «Bei welchem denn?»
«
Wahrheit gegen Unterdrückung
», antwortete Krath. «Er ist Gründungsmitglied und hat jede Woche seine eigene Sendung.»
«Sorry», meinte Fian, «aber davon hab ich noch nie gehört.»
«Es ist auch ein kleiner Sender», gab Krath zu, «und natürlich will die Regierung verhindern, dass die Leute zuhören. Sie wollen dafür sorgen, dass alle nur die offizielle Propaganda hören.»
Es folgte eine nachdenkliche Stille. Schließlich meinte Joth: «Das ist einer von den schrumpfhirnigen Sendern, oder?»
«Der ist nicht schrumpfhirnig!», verteidigte sich Krath. «Natürlich verbreitet die Regierung nur Schlechtes darüber, weil wir den Leuten jene Wahrheit vermitteln, die durch die offiziellen Lügen vertuscht werden soll.»
«Was denn zum Beispiel?» Fian hatte ein
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