Earth Girl. Die Prüfung
umsah.
«Was haben Sie angestellt?», wollte Playdon von ihm wissen.
«Er war ein Schrumpfhirn», erklärte Amalie. «Sein Vater macht bei irgend so einem Vid-Sender mit, und er hat uns lächerliche Geschichten über Militärverschwörungen erzählt.»
«Das sind keine lächerlichen Geschichten.» Krath sah mich mit gekränkter Miene an. «Du hättest mich nicht so behandeln sollen, Jarra. Immerhin habe ich dein Geheimnis für mich behalten, oder etwa nicht?»
Ich kicherte. «Welches Geheimnis? Ich habe keine Geheimnisse.»
Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. «O doch, das hast du, und ich habe herausgefunden, was du vor uns verbirgst. Ich wollte niemandem davon erzählen, nicht einmal meinem Vater, aber wenn du so …» Er wandte sich an den Rest der Klasse. «Ihr lacht alle über mich, aber ihr seid einfach zu blind, um zu erkennen, was sich direkt vor eurer Nase befindet. Ihr glaubt, Jarra sei bloß Studentin wie alle anderen auch, aber sie hat uns einen Haufen Lügen erzählt.»
Fian trat einen Schritt vor. «Das ist nicht mehr lustig, Krath. Ich würde vorschlagen, du hältst jetzt die Klappe.»
«Ich weigere mich, die Klappe zu halten», schimpfte Krath. «Es ist an der Zeit, dass ich euch allen die Wahrheit sage. Jarra ist eine Undercover-Agentin des militärischen Geheimdiensts, und sie hat unseren Kurs unterwandert!»
«Wie bitte?» Ich starrte ihn ungläubig an.
«Das liegt doch auf der Hand, oder?» Krath sah seine Mitstudenten an. «Jarra weiß viel zu viel, um einfach bloß von einer Militärschule zu kommen. Denkt nur mal daran, wie sie die Rettung von Cassandra 2 gemanagt hat. Und nicht nur das, sie ist auch noch Pilotin. Ich hab da ein bisschen recherchiert: Auf den Militärschulen bringen sie ihren Schülern das Fliegen nicht bei, also muss Jarra auf der Militärakademie gewesen sein. Zuzugeben, dass sie den Pilotenschein hat, war ein Fehler, aber sie hatte keine Wahl. Sie musste einen Erkundungsflug über die Ausgrabungsstätte New York fliegen, weil das Militär dort nach irgendetwas sucht. Fian wollte mich nicht mitfliegen lassen, deshalb weiß ich nicht, nach was sie Ausschau gehalten hat, aber …»
Eine Agentin vom Militärgeheimdienst? Krath war absolut verrückt. Ich sah Fian an, um mit ihm gemeinsam über diesen abstrusen Witz zu lachen, doch er starrte mich mit seltsamem Gesichtsausdruck an. Die ganze Klasse wirkte irgendwie komisch. Die glaubten diesem Idioten doch tatsächlich. Also echt, Zivilisten haben keinen Funken Vernunft in der Birne!
Playdon brach schließlich das Schweigen. «Nein, das kann nicht stimmen. Es erklärt auch immer noch nicht, weshalb Jarras Bewerbung über eine –»
«Ich bin keine Undercover-Agentin vom Militärgeheimdienst», verkündete ich müde. «Ich habe meinen Flugschein nicht an der Militärakademie gemacht, sondern letzten Sommer im New Yorker Randbezirk. Wenn ihr mir nicht glaubt, könnt ihr einfach dort anrufen und nachfragen. Die Geheimagentin geht jetzt ins Bett.»
Widerstrebend ließen meine Kommilitonen die aufregende Vorstellung einer geheimen Militäroperation fallen und suchten wie ich ihre Schlafsäcke auf. Dann lagen wir alle noch ein bisschen wach, weil wir versuchten, den Newzie-Sender
Wahrheit gegen Unterdrückung
auf unseren Lookups zu finden. Normalerweise fühlte es sich völlig falsch an, hier draußen in der Wildnis Vids zu schauen, aber das war eine Ausnahme. Leider hatte das Programm momentan Sendepause, allerdings wurde für den folgenden Tag eine atemberaubende Nachrichtensendung über eine Vertuschungsaktion der Regierung angekündigt.
«Wie schade», meinte Fian.
Ich schüttelte den Kopf. «Du hast diesem Deppen Krath tatsächlich geglaubt. Du dachtest, ich bin vom Geheimdienst. Wie konntest du nur so ein Schrumpfhirn sein?»
Fian wurde rot. «Es war doch nur ganz kurz.»
Ich packte meinen Lookup weg und legte mich schlafen.
«Also», flüsterte Fian, «dann wäre es sogar ganz im Sinne der Militärtradition, wenn wir nach Epsilon durchbrennen würden?»
Ich kicherte. «Ja, Geheimagenten des Militärs brennen dauernd nach Epsilon durch. Wir könnten Krath mitnehmen, und ich könnte eine Dreier-Ehe mit euch beiden schließen.»
«Ich werde jetzt schmollen», verkündete Fian. «Genau wie dein Ex, dieser Cathan.» Er zog eine Grimasse. «Schmoll, schmoll, schmoll!»
Playdon löschte das Licht.
Am nächsten Morgen scheuchte Playdon uns nicht früh aus den Betten, sondern ließ uns in aller Ruhe
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