Earth Girl. Die Prüfung
meiner Rettungsleine hin und her geschleudert worden war, wollte ich jetzt lieber kein Risiko eingehen.
Playdon ließ Dalmora wieder neben sich Platz nehmen, um sie weiter in die Bedienung der Sensoren einzuarbeiten, und wies Joth an, Pause zu machen. Joth ging zu den zwei großen Transportschlitten, wo der Rest der Gruppe die Vorstellung verfolgte. Ich konnte mir gut ausmalen, was er wohl dachte. Er hatte die Chance gehabt, es ins Team 1 zu schaffen, und hatte es total vergeigt. Jetzt konnte er sich noch glücklich schätzen, wenn er einen Lifter-Platz im Team 4 bekam, denn er konnte genauso gut bei den Aussortierten in Team 5 oder 6 landen. Einen Moment lang tat er mir leid, aber wirklich nur ganz kurz.
Amalie und Krath hatten nun jeder wieder einen Schwerlastschlitten für sich allein. Wenn ich Amalie gewesen wäre, hätte ich erleichtert aufgeatmet. Sie hatte sich sicher schon gefragt, ob Playdon ihre Position an Dalmora übergeben würde, doch inzwischen hatte sie vermutlich begriffen, um was es eigentlich gegangen war.
Plötzlich wurde mir klar, dass ich zu viele Vermutungen anstellte. Schließlich handelte es sich um einen Haufen planloser Exos. Die hatten ja nicht die leiseste Ahnung von Teamzusammenstellung oder wie wichtig es war, in Team 1 oder 2 zu sein oder wenigstens noch in Team 3 oder 4 . Wenn man bei den Überbleibseln in Team 5 oder 6 landete, war man dazu verdammt, den Großteil der Ausgrabungszeit mit Herumsitzen und Zuschauen zu verbringen, statt am Geschehen teilzunehmen.
Playdon setzte an, den Studenten die Schleppnetzphase zu erklären. Bis jetzt hatten wir dichtgebündelte Traktorstrahlen an Markern angekoppelt, um jeweils ein schweres Objekt nach dem anderen zu bewegen. Jetzt war es an der Zeit, den Schwerlaststrahl aufzufächern und damit über die Fläche zu fahren, um den Schutt wegzuräumen.
Ich ging zum Support-Schlitten, wo sich ein Tagger aufhalten sollte, wenn er nicht auf dem Gelände arbeitet, und sah der Schleppnetzarbeit zu. Staubwolken wirbelten im Licht der Traktorstrahlen herum, während sich die Armeen kleiner Geröllbröckchen hüpfend zu dem Haufen hinüberbewegten, wo zuvor die Felsbrocken abgelegt worden waren. Der Großteil des Schutts benahm sich anständig, auch wenn hier und da ein größerer Klumpen ein wenig unberechenbar herumsprang. Es gibt ein paar blöde Steine, die zu klein sind, als dass sich eine Markierung lohnen würde, aber auch ein bisschen zu groß fürs Schleppnetz.
«Mache ich alles richtig?», erkundigte sich Fian nervös.
«Perfekt», antwortete ich. «Nach einer Weile hat es mich nicht mal mehr gejuckt.»
«Was?»
Ich hatte keine Zeit mehr, ihm das Jucken zu erklären, denn jetzt waren wir wieder so weit, dass ich mit dem Tagging weitermachen konnte. Ich ging also zurück an die Arbeit und freute mich, dass Playdon nicht die Gelegenheit ergriffen hatte, mich durch jemand anderen zu ersetzen, während ich außerhalb der Gefahrenzone gewesen war. Ich durfte die Tatsache nicht unterschätzen, dass er über meine Affenherkunft Bescheid wusste, aber bestimmt hatte ich doch wenigstens einen Platz als Tagger in Team 2 oder 3 sicher.
Wir arbeiteten uns stetig durch zwei weitere Schichten Gestein hindurch und hatten fast die Tiefe der mutmaßlichen Stasisbox erreicht. Ich war gerade dabei, einen großen Felsen – oder von mir aus auch Betonklotz – zu markieren, als der Sensoralarm losging. Entweder Playdon oder Dalmora hatte den Panikschalter gedrückt.
Instinktiv tastete ich nach meiner Schwebegürtelsteuerung, doch da schoss ich am Ende der Rettungsleine bereits hoch in die Luft und wurde in Richtung des Clearways geschwungen. Dort, wo ich gerade noch gearbeitet hatte, explodierte etwas, und riesige Steinbrocken flogen über meine Ausgrabungsstätte, aber ich befand mich schon außerhalb der Reichweite und in Sicherheit, hoch oben in der Luft über dem Support-Schlitten.
Dort hing ich einige Sekunden lang, bis ich sanft auf dem Clearway neben dem Schlitten abgesetzt wurde. «Danke für die Rettung», sagte ich höflich.
«Was zum Chaos war das denn?», erklang Fians verblüffte Stimme über den Teamkanal.
«Vermutlich ein hauseigener Energiespeicher, der aufgebrochen ist, als der Schutt darüber sich bewegte», erklärte Playdon. «Die Ruinen sind voll davon, aber die meisten haben sich im Lauf der Jahre gefahrlos entladen. Ab und zu stößt man auf einen, der immer noch gefährlich ist. Wenn die Sensoren also eine
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