EB1021____Creepers - David Morell
hätten Hotelgäste ihre erleuchteten
Zimmer betreten und schlössen die Türen hinter sich.
Die Wasserflecken wurden dunkler, als Balenger vorsichtig
höher stieg.
»Was sagt William Shatner doch gleich am Anfang von je‐
der Star‐Trek‐Folge? ›Space – the final frontier‹?«, sagte Vin‐
nie. »Der gute alte Captain Kirk. Aber für mich ist das hier die
letzte Grenze. Manchmal, wenn ich unterwegs bin, wie jetzt
gerade, habe ich das Gefühl, als wäre ich auf dem Mars oder
so was – ich entdecke Dinge, von denen ich niemals gedacht
hätte, dass ich sie sehen würde.«
»So wie das da?« Cora richtete die Taschenlampe auf die
Stufen über ihnen. »Was ist das für ein Zeug? Noch mehr
Schimmel?«
Grüne Finger ragten aus einem Haufen Schutt auf den Stu‐
fen hervor.
»Ganz sicher nicht. Das ist irgendein Unkraut«, sagte Rick.
»Kannst du dir das vorstellen? Am Tag kommt wahrscheinlich
gerade genug Licht hier rein, dass es wachsen kann. Das ver‐
dammte Zeug gedeiht doch überall.« Er sah zu Balenger hinü‐
ber. »Wir haben mal Löwenzahn entdeckt, der unter einem
zerbrochenen Fenster aus dem Teppich gewachsen ist. In ei‐
nem Krankenhaus, das kurz vor dem Abriss stand.«
Das Holz knarrte wieder.
Balenger hielt die Hand fest um das Geländer geschlossen.
»Ich merke immer noch nicht, dass sich irgendwas bewegt«,
sagte Rick. »Alles in Ordnung.«
»Klar. Okay.«
Sie erreichten den vierten Stock und stiegen weiter hinauf.
Aber der Professor zögerte. Ein dunkler Gang öffnete sich
vor ihm. Er drückte die Hand gegen die Mauer und lehnte sich
dann dagegen, um zu Atem zu kommen. »Man sollte die
Wände immer austesten, bevor man sie belastet«, warnte Cora
Balenger. »Bei einer von unseren Expeditionen in Buffalo hat
sich Rick mal an eine gelehnt. Er ist geradewegs durchgefallen.
Und dann ist ein Teil der Decke runtergekommen. Wenn er
den Schutzhelm nicht aufgehabt hätte –«
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»Professor?« Vinnie runzelte die Stirn. »Alles in Ordnung bei
Ihnen?«
Der übergewichtige Mann atmete schwer. Seine Brillenglä‐
ser waren beschlagen vor Anstrengung, aber er winkte ab.
»Diese vielen Treppen. Ich merke, dass es ein paar von euch
auch nicht anders geht.« Balenger hob die Hand. »Ich geste‐
he.«
Conklin holte eine Wasserflasche aus einer Seitentasche sei‐
nes Rucksacks, schraubte den Deckel ab und trank. »Ich
schließe mich an«, sagte Balenger, während er eine Flasche aus
seinem eigenen Rucksack holte. »Um ehrlich zu sein, ich
wünschte, ich hätte Scotch hier drin.«
»Auf allgemeinen Wunsch hin rühre ich das Zeug nicht
mehr an«, sagte Conklin.
Cora bot reihum eine Tüte Studentenfutter an. »Möchte je‐
mand eine Vorspeise?«
Aus der Dunkelheit heraus nahmen Rick und Vinnie jeweils
eine Hand voll. Balenger hörte das Knirschen, als sie kauten.
Der Professor trank noch einen Schluck Wasser, wartete
und steckte die Flasche schließlich weg. »Okay, ich bin so
weit.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut.«
»Lasst euch noch einen Moment Zeit«, sagte Vinnie. »Ich
möchte wissen, wie die Zimmer hier aussehen.« Er versuchte
es mit einer der Türen und sah erfreut aus, als sie sich öffnete.
Als der Strahl seiner Lampe die Dunkelheit durchbohrte, nick‐
te er. »Das Zimmer hier hat auch einen eisernen Laden.«
Balenger ging vorsichtig zu ihm hinüber. Abgestandene
Luft trieb ihm entgegen und ein bitterer Geruch. Ihre Lampen
zeigten ihnen ein Zimmer mit der standardisierten Hotelauf‐
teilung – ein Schrank rechts, das Bad links und ein kurzer
Gang dazwischen, der sich auf das Zimmer selbst öffnete. Co‐
ra warf einen Blick ins Bad. »Eine Marmorplatte. Bei dem
Staub ist es schwer zu sagen, aber diese Armaturen sehen aus,
als wären sie –«
»Vergoldet«, sagte Conklin. »Wow.«
Es gab zwei schmale Betten, jedes davon mit einem Bett‐
himmel und einer staubigen geblümten Überdecke. Ein vikto‐
rianisches Sofa mit Tisch und Kommode kontrastierte mit dem
Fernseher. Von den Spinnweben, dem Schmutz und der ab‐
blätternden Tapete abgesehen, sah das Zimmer vermutlich so
aus, wie es 1971 oder früher ausgesehen hatte.
Vinnie ging zum Fernseher hinüber. »Keine Farbeinstellun‐
gen. Das ist ein altes Schwarz‐Weiß‐Gerät. Der Bildschirm hat
abgerundete Ecken. Und seht euch mal das Telefon an. Mit
einer altmodischen Wählscheibe. Ich habe so was in Filmen
gesehen, aber in all den Gebäuden, die wir
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