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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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erforscht haben,
    habe ich noch nie ein Telefon mit Wählscheibe gesehen. Man
    muss sich mal vorstellen, wie lang es gedauert haben muss, bis
    man gewählt hatte.«
    »Dieser Metallladen da.« Rick zeigte hinüber. »Was ver‐
    deckt der eigentlich? Wir sind mitten im Gebäude. Zwischen
    diesem Zimmer und der Außenmauer müssen noch mehrere
    andere Zimmer sein. Das Fenster macht doch keinen Sinn. Es
    gibt nichts zu sehen.«
    »Im Gegenteil«, sagte der Professor. »Conklin hat in jedem
    Zimmer ein Fenster anbringen lassen. Jeder Quadrant des Ho‐
    tels hat einen Lichtschacht. Ursprünglich gab es Gärten mit
    Blumen, Sträuchern und Bäumen, auf die die Gäste hinunter‐
    sehen konnten. Manche Zimmer an diesen Schächten haben
    sogar Balkone, auf die man hinaustreten kann. Die Schächte
    enden mit dem fünften Stockwerk. Der sechste Stock und das
    Penthouse brauchen sie nicht; sie bieten einen direkten Blick
    nach draußen.«
    »Jedenfalls bis Carlisle die Läden hat anbringen lassen«,
    sagte Cora. »War der alte Mann so paranoid, dass er gedacht
    hat, Randalierer würden in den Lichtschächten die Wand
    raufklettern?«
    »Die Gewaltausbrüche. Die Brände. Die verwüsteten Ge‐
    bäude. Ihm muss es vorgekommen sein wie das Ende der
    Welt.« Vinnie sah den Professor an. »Hat er in seinem Tage‐
    buch irgendwas davon geschrieben?«
    »Nein. Das Tagebuch endet 1968, in dem Jahr, in dem er das
    Hotel geschlossen hat.«
    »Drei Jahre, bevor er gestorben ist.« Balenger sah sich um.
    »Keine Erklärung darüber, warum er aufgehört hat, Tagebuch
    zu führen, oder warum er das Hotel dichtgemacht hat?«
    »Nein, keine.«
    »Vielleicht war das Leben einfach nicht mehr interessant«,
    sagte Cora.
    »Vielleicht war es auch zu interessant«, sagte Conklin.
    »Vom Ersten Weltkrieg zur Kubakrise und von der Depressi‐
    onszeit zur atomaren Bedrohung – mit dem zwanzigsten Jahr‐
    hundert war es stetig bergab gegangen.«
    »1968 – was ist in diesem Jahr passiert?«, fragte Balenger.
    »Innerhalb von zwei Monaten wurden Martin Luther King
    und Robert Kennedy ermordet.«
    Die Gruppe wurde still.
    »Was ist das da auf dem Bett?« Balenger zeigte hinüber.
    »Wo? Ich sehe nichts.«
    »Dort.«
    Balengers Lampe richtete sich auf das vordere Bett und ei‐
    nen flachen Gegenstand, der auf dem Kissen lag. Ein Koffer.
    »Warum sollte irgendwer ein Hotel verlassen, ohne seinen
    Koffer mitzunehmen?«, fragte Cora. »Vielleicht hat jemand
    sich davongeschlichen, weil er die Rechnung nicht bezahlen
    konnte. Sehen wir mal, was drin ist.«
    Vinnie legte die Taschenlampe zur Seite und drückte auf
    die beiden Schlösser rechts und links des Koffergriffs. »Abge‐
    schlossen.«
    Balenger nahm sein Messer aus der Hosentasche, öffnete es
    und setzte es an einem der Schlösser an. »Nein«, sagte Rick
    sofort. »Wir sehen es uns nur an; wir rühren nichts an.«
    »Wir haben schon eine Menge Dinge angerührt.«
    »Mit ›anrühren‹ meinen wir ›nicht beschädigen, nicht behel‐
    ligen, nicht verändern‹ Dies ist das Äquivalent einer archäolo‐
    gischen Grabungsstätte. Wir verändern die Vergangenheit
    nicht.«
    »Aber dann wirst du niemals rauskriegen, was in diesem
    Koffer ist«, sagte Balenger.
    »Ich nehme an, es gibt wichtigere Dinge, die ich niemals
    rausfinden werde.«
    »Wenn ich den Koffer aufmachen könnte, ohne etwas zu
    zerstören – hättest du damit ein Problem?«
    »Absolut nicht. Aber ich wüsste nicht, wie du das schaffen
    willst.«
    Balenger zog seinen Kugelschreiber aus der Tasche. Er
    schraubte ihn auseinander und entfernte die Tintenpatrone
    zusammen mit der Spirale, durch die die Spitze vorgeschoben
    und zurückgezogen wurde. Mit einem Summen, das seine
    Anspannung überdecken sollte, schob er das Ende der Spirale
    in eines der Kofferschlösser. Er drückte, drehte und lächelte,
    als das Schloss aufsprang. Er wiederholte das Manöver beim
    zweiten Schloss, obwohl er hier etwas länger brauchte. »Prak‐
    tisch«, sagte Rick.
    »Na ja, ich habe mal einen Artikel über einen Schlosser ge‐
    schrieben – einen echten Spezialisten, den die Polizei hinzu‐
    zieht, wenn sie etwas aufkriegen will, das niemand sonst auf‐
    kriegt. Er hat mir ein paar von den einfacheren Tricks beigeb‐
    racht.«
    »Wenn ich mich das nächste Mal aus meinem eigenen Auto
    ausgesperrt habe, melde ich mich bei dir«, sagte Vinnie.
    »Okay, und wer will der Erste sein?«, fragte Balenger. »Co‐
    ra?«
    Sie rieb sich die Arme.

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