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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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für sie. Erst, als sie eine fremde Hand auf ihrer Brust fühlte, begriff sie, woher Franks neue Leidenschaft rührte. »Ich denke, du stehst nicht auf Frauen«, wandte sie sich an Rocco.
    »Hör doch endlich mal auf, immer in diesen elenden Schubladen zu denken«, murmelte Rocco in ihrem Nacken.
    Er presste seine Erektion gegen ihren Rücken, während seine langen Finger mit ihren Brüsten spielten und Frank voller sehnsüchtiger Lust in sie eindrang.
    Sie hatte immer geglaubt, Sex mit zwei Männern sei eine anstrengende, komplizierte Angelegenheit, bei der höchstens die Männer ihren Spaß hatten, die Frau aber wie ein Ackergaul schuftete und vor lauter Anspannung nicht auf ihre Kosten kam. Sie hatte nicht geahnt, dass es so leicht sein konnte, so sanft und zart und selbstverständlich. Sie ließ sich erst von dem einen Mann lieben, dann von dem anderen, und schließlich von beiden gemeinsam.
    Der Mond warf sein silbriges Licht auf das Bett und ließ die drei ineinander verschlungenen Gestalten wie Figuren aus einem Märchen erscheinen. Und während aus dem Dachzimmer lustvolle Töne erklangen, war aus der Küche im Erdgeschoss des Bauernhauses das leise Kichern zweier älterer Damen zu vernehmen, die in ihrem Kummer dem Eierlikör zu sehr zugesprochen hatten.
    Es war eine wahrhaft magische Nacht.

27
     
    Arthur schloss seine Wohnungstür auf. Er hatte die dumpfe und vollkommen irreale Hoffnung, dass Mia im Flur stehen und ihn mit offenen Armen empfangen würde. Natürlich war das Unsinn, Mia besaß ja keinen Schlüssel zu seiner Wohnung. Oder etwa doch? Da war mal was mit einem Schlüssel. Arthur wühlte in seinen überlasteten Erinnerungen, wann und wo das gewesen sein konnte, aber es fiel ihm nicht mehr ein. Das musste Monate her sein, wenn nicht Jahre.
    Der Gedanke an Mia hatte ihm geholfen, die Fahrt im Nachtzug von Paris nach Hamburg zu überstehen. Alkohol und Tabletten betäubten seine Schmerzen und sein Hirn, doch irgendwo zwischen all dem Nebel war diese Hoffnung entstanden, die ihn endlich wieder nach Hause trieb. Wenn Mia erst wieder da war, würde alles gut werden. Mia würde wissen, was zu tun war. Sie wusste immer alles. Sie war eine kluge Frau. Warum hatte er das nur nicht schon viel eher bemerkt?
     
    Vage erinnerte er sich an dieses schäbige, kleine Hotel, in dem er und Mia sich vor Ewigkeiten aus den Augen verloren hatten. Der Schlüssel kam ihm wieder in den Sinn. War es dort gewesen, dass er ihn ihr gegeben hatte? Warum nur fiel ihm das nicht mehr ein? Er vergaß doch sonst nie etwas.
    Mia. Sie war so schön, so lebenslustig, so fröhlich. Und so voller Mitleid. Das hatte er nicht ertragen.
     
    Dabei hatte er sich alles ganz anders vorgestellt. An jenem Tag, als sie gemeinsam am Strand der Ostsee standen, malte er sich aus, wie er ihr von seinem Bein erzählen würde, in stilvoller Atmosphäre, bei einem schönen Essen und einem guten Glas Wein. Er wollte so souverän wie immer auftreten, so stark und selbstbewusst wie in all den Monaten zuvor, so dass Mia sich nicht eine Sekunde lang Sorgen machen musste. Sie sollte glauben, dass dieser Unfall keine große Bedeutung hatte, dass er ein Teil seiner Lebensgeschichte war, mehr nicht.
    Wie naiv er doch gewesen war.
    Er glaubte tatsächlich, alles im Griff zu haben, wenn er nur den passenden Rahmen wählte. Nun, das war ihm ja wohl gründlich misslungen, dachte er voller Bitterkeit. Ach was, misslungen war gar kein Ausdruck. Ihm wurde jetzt noch abwechselnd heiß und kalt, wenn er daran dachte, wie er mitten auf der Autobahn durchgedreht war und jedem Psychopathen Konkurrenz gemacht hatte.
    Mia hatte daneben gestanden und zugeschaut, wie ihm alles entglitten war. Niemand hatte ihn jemals zuvor so gesehen. So unkontrolliert. So verzweifelt. So hilflos.
    Mia hingegen wusste sehr genau, was zu tun war. Natürlich, sie hatte die Nerven nicht verloren. Mit der zupackenden Überlegenheit einer Krankenschwester hatte sie Arthur zurück ins Auto und in dieses seltsame Hotel befördert. Sie tat so, als würde seine Panik ihr nichts ausmachen, doch das Entsetzen über sein Bein konnte sie nicht verbergen. Immer wieder war ihr Blick verstohlen zu seinem Stumpf geglitten, Arthur hatte das sehr genau registriert.
    Kein Wunder, dass Mia nachts aus seinem Bett geflohen war. Wer wollte schon etwas mit so einem verrückten Krüppel zu tun haben? Eine lebenslustige, attraktive Frau wie sie garantiert nicht.
    Während einer schlaflosen Nacht voller Selbstzweifel

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