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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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Pommern und ihrem Neustart im Westen. Der Reiz der Texte lag in der ungefilterten, teils naiven Sicht des Mädchens auf das Leben und die politischen Verhältnisse in Deutschland. Mia hatte die Tagebücher verschlungen und anschließend beschlossen, sie zu einem Roman zu verarbeiten. Aber immer wieder verwarf sie ihre Ideen und löschte erste Gliederungen und szenische Skizzen.
    Erst seit sie Frank kannte, nahm das Projekt deutlich konkretere Formen an.
    Frank war hellauf begeistert. »Das ist ein grandioser Stoff, Süße. Damit kommst du ganz groß raus.« Er packte Mia bei den Schultern und sah sie beschwörend an. »Nimm dir Zeit zum Schreiben. Kündige deinen Job, fahr alleine in Urlaub, mach irgendwas, damit dieser Roman ganz schnell was wird.«
    »Meinst du das ernst?«, fragte Mia verdattert. Frank sah in diesem Moment so aus, als würde er niemanden und nichts ernst nehmen. Er trug eine Marilyn Monroe-Perücke, die ihm zu tief ins Gesicht gerutscht war, und ein knallrotes, langes Taftkleid, das sich über seinem Bauch gefährlich spannte, obwohl er den Reißverschluss am Rücken sicherheitshalber offen gelassen hatte.
    »Das Kleid geht gar nicht, oder?« Er sah besorgt an sich herab. Seit Tagen trieb er Mia damit in den Wahnsinn, dass er ein schräges Kostüm nach dem nächsten anprobierte, weil er sich nicht entscheiden konnte, was er bei Boogies Kostümparty am Wochenende tragen sollte.
    Mia schüttelte den Kopf. »Es geht nur, wenn du bis Samstag mindestens fünf Kilo abnimmst. Aber das meinte ich nicht. Ich wollte wissen, ob es dein Ernst ist, dass ich meinen Job wegen dieses Schreibprojekts kündigen soll.«
    »Ja, natürlich.« Frank schob sich die Perücke aus der Stirn. »Wenn du diesen Roman geschrieben hast, musst du wahrscheinlich nie wieder Werbetexte schreiben. Das ist eine große Sache, ehrlich.«
    Mia blieb skeptisch. »Das glaube ich kaum. Es ist nicht leicht, als unbekannte Autorin einen Verlag zu finden. Und um einen Bestseller zu landen, bin ich nicht gut genug.«
    »Woher willst du das wissen? Du hast es ja noch gar nicht versucht.«
    Das stimmte allerdings.
    »Und außerdem«, fuhr Frank fort »kenne ich genug Leute, die dir dabei helfen können. Wir fragen morgen gleich mal Rocco, der ist schließlich Autor.«
    »Rocco!« Mia verdrehte die Augen. Was wusste dieser Hans-Dampf-in-allen-Gassen schon? Frank lächelte nachsichtig. Ihm war nicht entgangen, dass Mia Rocco nicht gerade liebte. »Ich weiß, Rocco überspannt den Bogen manchmal etwas, aber immerhin schafft er es, vom Schreiben zu leben. Das muss man erst mal hinkriegen.«
    Widerstrebend gab Mia zu, dass Frank auch damit recht hatte. Nachdem Rocco sich jahrelang mit Fachartikeln für diverse Musik- und Kunstzeitschriften durchgeschlagen hatte, arbeitete er seit einiger Zeit recht erfolgreich als Drehbuchautor.
    »Schreib dieses Buch, Süße!«, sagte Frank noch einmal nachdrücklich.
    Mia war gerührt, weil er ihre Träume ernst nahm und sie darin unterstützen wollte, sie zu verwirklichen. Er fand nicht, dieses Projekt sei eine Spinnerei, für die bestenfalls an langweiligen Wochenenden Zeit war. Nein, er schlug allen Ernstes vor, Mia solle für den Roman ihren Job kündigen.
    Zärtlich schlang sie ihre Arme um Frank und küsste ihn. »Du bist wundervoll!«
    Er strahlte und erwiderte ihren Kuss. »Das kann ich nur zurückgeben.«
    Der Kuss wurde inniger, leidenschaftlicher.
    »Ich liebe dich«, murmelte Mia. Blonde Kunsthaare kitzelten sie im Gesicht. Mit einer schnellen Bewegung zog sie Frank die Perücke vom Kopf. »Zieh doch mal diesen Fummel aus«, sagte sie und nestelte am tiefen Ausschnitt seines Kleides herum.
    »Ich glaube, ich komme da gar nicht mehr raus.« Frank zog den Bauch ein und hielt die Luft an, während er den Rock über seinen Kopf zog. Mia half ihm, aber es dauerte trotzdem ewig, bis Frank endlich nur noch in Unterhose und Socken vor ihr stand. Mia streichelte seinen Bauch und fuhr spielerisch mit ihrer Hand abwärts.
    »Ich muss das Kleid mal eben noch aufhängen.« Frank drehte sich mit einem entschuldigenden Lächeln weg von ihr. »Nicht dass es noch kaputt geht. Das hab ich von Bonzo geliehen, und der ist mit so was recht eigen.«
    »Wer ist denn Bonzo?«
    »Ein Freund von Boogie.«
    »Ah.«
    Mia lächelte dünn und blickte Frank nach, der Richtung Schlafzimmer verschwand. Wenn dieser Bonzo so eigen war, wieso lieh Frank sich dann von ihm ein Kleid, das er ausgerechnet auf einer Party tragen wollte? Und

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