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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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Rückenschmerzen und die Füße taten ihr weh. Dies war erst der dritte Laden, in den sie ging, aber sie war jetzt schon völlig erledigt. Zeit, nach Hause zu gehen, die Füße hochzulegen und die Stille zu genießen. Sie wollte nur noch mal ein wenig zwischen der Bettwäsche im Alsterhaus stöbern. In einem Werbeblättchen hatte sie gelesen, dass es dort Sonderangebote gab.
    Mia nahm die Rolltreppe aufwärts. Gelangweilt musterte sie die Menschen, die auf der anderen Seite abwärts fuhren.
    Da sah sie plötzlich Arthur.
    Auch er stand auf der Rolltreppe, die abwärts führte. Ihre Blicke trafen sich und verfingen sich ineinander, während sie langsam auf ihren Rolltreppen aneinander vorbei glitten. Als Mia sich umdrehte, sah sie, dass auch Arthur sich umgedreht hatte und ihr nachblickte. Fast schien er dabei ein wenig zu lächeln.
    Arthur … Sie hatte ewig nicht an diesen seltsamen Anzugträger mit dem beknackten Namen gedacht. Aber nun kamen ihr all die Begegnungen mit ihm wieder in den Sinn, die vielen intimen Momente, die von einer eigenartigen Intensität gewesen waren. Kurz verspürte sie das Bedürfnis, Arthur nachzulaufen, mit ihm zu sprechen. Doch der alberne Wunsch verschwand sofort wieder, als sie sich an seine Launen, ihre Tränen und seine kalte Zurückweisung erinnerte. Seine Demütigungen waren den ganzen Rest nicht wert.
     
    Mia fuhr in den zweiten Stock hinauf und wühlte lustlos zwischen Kissenbezügen und Spannbettlaken. Bereits nach wenigen Minuten trat sie den Rückzug an. Sie war viel zu müde, um weiterhin auf Schnäppchenjagd zu gehen.
    Auf dem Weg zur Rolltreppe blieb sie allerdings doch noch bei den Dessous hängen. Sie schlenderte zwischen den Ständern mit Büstenhaltern und Korsagen entlang, nahm hier ein Teil in die Hand und berührte da prüfend einen hauchzarten Spitzenstoff. Frank wäre begeistert gewesen. Er hatte es immer schön gefunden, wenn sie hübsche Wäsche trug. Aber am Ende hatte ihnen das auch nicht geholfen.
    Gedankenverloren hängte Mia ein durchsichtiges Spitzenhöschen wieder auf den Ständer. Was machte es für einen Sinn, einen Haufen Geld für hübsches Zeug auszugeben, das niemand zu Gesicht bekam?
    Sie drehte sich um – und da sah sie Arthur erneut. Er stand hinter einem Ständer mit riesigen, fleischfarbenen Schlüpfern und starrte zu ihr herüber.
    »Arthur!«
    Es war ungewohnt und überraschend, ihn nicht in seiner Wohnung zu treffen, sondern hier, in der Wäscheabteilung eines Kaufhauses. Mia wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Statt einer Begrüßung machte Arthur ihr eigenartige Zeichen.
    »Was ist los?« Mia sah sich um. War er mit einer anderen Frau hier? Mit der blonden vielleicht, die ein Stückchen weiter links gerade einen knallroten Strapsgürtel begutachtete?
    »Was machst du hier? Bist du nicht eben noch auf der Rolltreppe nach unten gefahren?«, fragte Mia.
    »Stimmt. Aber dann fand ich es interessanter, wieder nach oben zu fahren.«
    Arthur gab sein Versteck hinter den fleischfarbenen Zelten auf und schob sich an ebenfalls fleischfarbenen Büstenhaltern vorbei, die so groß wie Einkaufskörbe waren. Er musterte die Sachen mit einem erstaunten Blick, als könne er nicht glauben, dass so etwas überhaupt existierte. Erneut machte er Mia ein Zeichen, als ob er ihr etwas zeigen wollte.
    »Spionierst du mir etwa nach?«, fragte sie misstrauisch.
    Arthur wirkte amüsiert. »Warum sollte ich das tun? Obwohl es durchaus Spaß macht, dich zu beobachten.«
    »Also hast du mich doch verfolgt.«
    Mia wusste nicht, was sie von der Sache halten sollte. Fieberhaft überlegte sie, was sie in den letzten Minuten getan hatte. Verstohlen an ihrem Slip herum gezupft, der ein bisschen kniff? In der Nase gebohrt? Nein, ihr fiel zum Glück nichts ein. Sie hatte nur Kleidungsstücke begutachtet. Als sie an das durchsichtige Höschen dachte, das sie zuletzt in der Hand gehalten hatte, wurde sie doch rot.
    »Das da«, sagte Arthur ernsthaft. »Das solltest du anprobieren. Es steht dir sicher gut.«
    »Was?«, fragte sie verdattert.
    »Das da«, sagte Arthur erneut und griff nach einer Korsage.
    »Was?«, fragte Mia wieder.
    Arthurs plötzliche Anwesenheit legte ihr Hirn total lahm. Was zum Teufel tat er hier? So groß, so gut aussehend, so … überwältigend. Er trug seine Haare deutlich länger als im Frühling, wodurch sein Gesicht weicher und jünger erschien. Seine ozeanblauen Augen funkelten verführerisch, und – das war überhaupt das Auffälligste – er

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