Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
Vom Netzwerk:
verwoben mit wundervoller Poesie.
    So etwas mochte Arthur? Stumm nickte Mia.
    »Schade, sonst hätte ich es dir jetzt geschenkt.« Er lachte über ihr verblüfftes Gesicht. »Die gibt's grade im Angebot, es wäre also kein sehr kostbares Geschenk gewesen.«
    Als Mia immer noch nichts sagte, fügte er distanzierter hinzu: »Na dann – viel Spaß noch beim Shoppen.«
    »Dir auch.« Mia rang sich ein Lächeln ab. Sie verstand diesen Mann nicht. Unschlüssig ging sie zu Annika zurück.
    »Wer war denn das?« Annika platzte fast vor Neugier.
    »Ein Bekannter.« Mia sah sich noch mal um. Arthur hatte ihr bereits den Rücken gekehrt und sich zwischen die Regale zurückgezogen.
    »Ein Bekannter ?« Annika schüttelte den Kopf. »So sah das aber nicht aus.«
    »Wie sah es denn aus?«, fragte Mia verwundert.
    Annika antwortete nicht. Sie war endlich an der Reihe mit Bezahlen. Anschließend gingen sie in ein Café im Levantehaus, und erst jetzt nahm Annika ihren Gesprächsfaden wieder auf.
    »Also, dieser Typ da vorhin – wow! Wo hast du den bloß aufgegabelt?«
    Mia lachte. Arthurs Ausstrahlung zeigte offenbar auch bei anderen Frauen Wirkung. »Er sieht ziemlich gut aus, nicht?«
    »Er sieht hammermäßig gut aus.« Annika war beeindruckt. »Seit wann läuft das zwischen euch?«
    »Wie – was meinst du?« Schockiert erkannte Mia, dass Annika irgendetwas gemerkt hatte. Wie war das möglich? Sie hatte doch nur einen Augenblick mit Arthur da gestanden und belangloses Zeug geredet. »Zwischen uns läuft nichts«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Schließlich war ihr seltsames Verhältnis Monate her.
    »Echt nicht?« Jetzt war Annika verwundert. »Aber der Kerl ist doch total scharf auf dich. Warum schnappst du ihn dir nicht?«
    »Er ist nicht scharf auf mich. Wie kommst du denn darauf? Er interessiert sich überhaupt nicht für mich.«
    Annika lachte gutmütig. Wann würde Mia endlich damit aufhören, alle Männer zu ignorieren?
    Mias Scheidung hatte Annika bedrückt. Bei ihr selber war alles ganz anders gelaufen. Noch während des Studiums war sie zum ersten Mal schwanger geworden. Es war nicht geplant, aber Matthias, der Vater des Kindes, blieb bei ihr – bis heute. Einige Jahre später kam noch ein zweites Kind; sie hatten sich in ihrem Leben eingerichtet. Sie besaßen ein Reihenhaus in Neu-Allermöhe, gingen beide ihrer Arbeit nach und hatten nichts im Leben zu bewältigen als die üblichen Alltagssorgen. Früher war Annika die Attraktivere von ihnen gewesen. Groß, sehr schlank, mit endlos langen Beinen und einer wilden Lockenmähne. Ihr hatten alle Männer hinterher gesehen. Doch das war lange her. Mit den Jahren war Annika ziemlich in die Breite gegangen. Die Locken waren längst verschwunden und einer praktischen Kurzhaarfrisur gewichen. Ihre Kleidung wurde immer farbloser und schlichter. Die Jagd war für sie schon lange vorbei.
    Aber für Mia fing sie gerade wieder an.
    Annika trank einen großen Schluck von ihrem Latte macchiato, bevor sie Mia antwortete. »Das glaube ich nicht. Allein wie er dir hinterher gesehen hat. Wow! Und jetzt will ich wissen, wie du an dieses Prachtexemplar von einem Mann geraten bist.«
    »Oh nein!« Mia war entsetzt. »Das kann ich nicht erzählen. Es ist eine total peinliche Geschichte. Also, richtig peinlich meine ich.«
    »Umso besser.« Annika kicherte vergnügt. »Ich liebe peinliche Geschichten.«
    Nervös fuhr Mia sich durch die Haare. Angespannt überlegte sie, was Annika alles wissen durfte und was nicht. Endlich gab sie sich einen Ruck. Sie hatte nie Geheimnisse vor Annika gehabt, und vielleicht war es sogar gut, wenn diese seltsame Geschichte mal ans Tageslicht kam. In dürren Worten erzählte sie von Arthurs Anzeige und ihren Treffen in seiner Wohnung. Es fiel ihr schwer, zu erklären, was sie daran so reizvoll gefunden hatte.
    »Ich glaube, ich wollte einfach meinen eigenen Mist vergessen«, sagte sie und war sich selbst nicht sicher, ob es das traf. Ging es nicht auch um Spüren, um Erleben, um das Ausloten eigener Grenzen? Und darum, etwas völlig Unerklärliches zu tun. Frank hatte das auch gemacht. Nichts von dem, was er getan hatte, war nachvollziehbar.
    »Unglaublich«, sagte Annika. »Und er hat dir wirklich Geld gegeben?«
    Mia nickte beschämt. »Für jeden einzelnen Blow-Job.«
    Jetzt starrte Annika sie ungläubig an. » Blow-Job ? Du meinst, du hast ihn in den Mund genommen?«
    Mia nickte erneut.
    »Aber du kanntest ihn doch gar nicht. Wie konntest du so was machen?

Weitere Kostenlose Bücher