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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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nächste wird garantiert besser.«
    »Nee, Mann, daswirdssichernich«, nuschelte der Blonde.
    »He – Frank, nun komm schon!«
    Ein großer, schlaksiger Mann zerrte den blonden Suffkopf weiter, der ihm nur widerstrebend folgte.
    »Stimmt doch, Rocco, es war ein Beschissnesscheißjahr.«
    »War es nicht.« Der Schlaksige klang wütend. »Verdammt, ich scheuer dir gleich eine, wenn du das noch mal sagst.«
    Arthurs Taxi fuhr vor. Erleichtert stieg er ein.
    Zuhause stand er im Dunkeln am Fenster und sah zu, wie die letzten Feuerwerkskörper über der Elbe explodierten.
    »Es war tatsächlich ein scheiß Jahr«, sagte er in die Stille seiner dunklen Wohnung hinein. »Genauso wie das letzte und vorletzte.«
    Als Antwort explodierte vor seinem Haus ein Böller. Arthur zuckte zusammen. Die Welt da draußen war schon ohne diesen ganzen Silvesterquatsch feindselig genug. Aber heute brachte sie ihn um.
    Ihm war eiskalt.
     
    Nicht weit entfernt feierte Mia auf einer riesigen Party direkt am Fischmarkt. Zu ihrer Überraschung wimmelte es dort von sehr attraktiven, sehr selbstbewussten Singlefrauen in ihrem Alter. Eine Coverband spielte die Musik ihrer Jugend - Abba, Smokie, Rolling Stones – und die Frauen tanzten alle fröhlich und äußerst gut gelaunt dazu.
    Es waren auch viele gutaussehende Männer da, aber die meisten hatten eine Frau an ihrer Seite, die eifersüchtig über sie wachte. Und die wenigen Singlemänner tranken sich alle erst mal so nachdrücklich Mut an der Bar an, dass etliche von ihnen bereits um Mitternacht kaum noch ihren Namen wussten.
    Mia stürzte sich mit Henny ins Getümmel. Die gute Laune der anderen Gäste steckte sie an. Diese Nacht würde ihnen gehören! Henny strahlte und sah genauso selbstbewusst und ausgelassen wie die anderen Singlefrauen aus. Sie hatte seit sechs Jahren keinen festen Partner mehr und nur kleinere Affären gehabt, die allesamt katastrophal endeten. Mia verstand das überhaupt nicht. Henny war eine tolle Frau. Sie war klein, immer noch so zierlich wie mit zwanzig, hatte blonde Haare (deren Farbe nicht mehr ganz so echt wie mit zwanzig war), war intelligent, sehr humorvoll und einfach total liebenswert.
    Mia fragte sich, wie Henny es ohne die intime Nähe einer Partnerschaft aushielt, ohne regelmäßigen Sex, ohne jemanden, der ihr ganz selbstverständlich unter die Arme griff, wenn sie Hilfe brauchte.
    »Keine Ahnung«, hatte Henny einmal gesagt. »Man gewöhnt sich dran. In den ersten Jahren war es schrecklich, aber irgendwann ist es einfach normal geworden, abends alleine einzuschlafen, sonntags alleine am Frühstückstisch zu sitzen, das Auto selbst in die Werkstatt zu bringen und alleine in Urlaub zu fahren.«
    Um sie herum glaubte niemand mehr daran, dass sich an ihrer Situation jemals wieder etwas ändern würde. Und sie selbst hatte die Hoffnung wohl auch aufgegeben.
    »Selbst in meiner Familie glaubt keiner mehr, dass ich noch mal einen Mann finde«, sagte sie resigniert. »Früher haben sie mich immer geneckt und versucht, mich mit den merkwürdigsten Typen zu verkuppeln. Inzwischen sagt keiner mehr was. Ich bin die Übriggebliebene, die zu jeder Familienfeier alleine kommt und mit den Kindern spielt, während sich die Erwachsenen unterhalten.«
    Sie klang schrecklich bitter, als sie das sagte, und Mia, die damals noch mit Frank zusammen war, hatte Mitleid mit ihr gehabt. Inzwischen war sie selbst zu einer Übriggebliebenen geworden.
    Aber in dieser Nacht dachte keine von ihnen daran. Sie wollten tanzen und Spaß haben, das alte Jahr zum Teufel schicken und dem neuen fröhlich zuprosten.
    Zu ihrer Überraschung stellte Mia fest, dass sie auf dieser Party keineswegs zu den unsichtbaren Frauen gehörte, sondern durchaus gesehen wurde, und zwar von Männern jeden Alters. Sie konnte es kaum glauben, als sie bemerkte, wie zwei Männer, die sicher noch keine dreißig waren, immer wieder Blickkontakt zu ihr suchten. War sie für diese Jungen wirklich interessant? Unvorstellbar. Aber einer der Männer, der sehr sympathisch aussah, lachte ihr immer wieder zu und suchte beim Tanzen tatsächlich unübersehbar ihre Nähe. Mia musste nur zugreifen. Verwirrt und erschrocken zog sie sich ein Stück zurück.
    »Sag mal, der Gitarrist von der Band sieht doch aus wie Dirk Richter, findest du nicht?«, fragte Henny irgendwann.
    »Dirk Richter? Der Dirk Richter aus unserer Schule?«
    »Ja, genau der.«
    Mia sah sich den Gitarristen genauer an. Die dunkelblonden Locken und die

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