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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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Bei einem total fremden Mann?« Annika verzog angewidert das Gesicht.
    Mia wurde unsicher. Sie hatte erwartet, dass Annika sich vor allem über die Tatsache aufregen würde, dass Arthur Mia bezahlt hatte. Nun störten sie jedoch ganz andere Dinge. »Na ja«, sagte Mia beschwichtigend, »wir haben meistens ein Kondom benutzt.«
    Annika atmete sichtlich auf. »Dann ist es ja gut. Ich hatte schon befürchtet, du hättest das Zeug auch noch geschluckt.«
    Als Mia rot wurde, schrie sie entsetzt auf. »NEIN! Himmel, Mia, das ist widerlicher Schleim . Wie konntest du so was tun?«
    Verlegen sah Mia sich um. Die Leute am Nachbartisch schauten bereits interessiert herüber. »Brüll es nur schön in die Welt hinaus«, brummte sie unwirsch. »Ich habe das ja nicht jedes Mal gemacht. Wie gesagt, oft haben wir Gummis benutzt. Und er ist auch nicht immer in meinem Mund … na ja, der gute alte Handbetrieb tat's häufig auch.«
    Annika war schockiert. »Das ist so E-KEL-HAFT. Ich mache das nicht mal bei Matthias. Aber bei einem fremden Mann? Oh, Mia, ich verstehe dich nicht. Du hättest AIDS kriegen können. Hast du daran mal gedacht?«
    »Unsinn«, wehrte Mia ab. Ihre Verlegenheit schlug in Ärger um. »Höchstens, wenn ich eine Verletzung im Mund gehabt hätte. Hatte ich aber nicht. Außerdem hat Sex immer mit Schleim zu tun. Bedenk mal, was der Mann alles abkriegt, wenn er dich mit dem Mund befriedigt. Und sogar beim Küssen tauscht man schleimige Flüssigkeiten aus.«
    Jetzt war es an Annika, rot zu werden. »Küssen ist aber doch nicht so … so …« Hilflos hob sie die Arme, und auf einmal fragte Mia sich, was eigentlich in Annikas Ehebett stattfand - oder vielmehr: was nicht stattfand.
    Es war das erste Mal, dass sie so offen über Sex sprachen. Mia hatte oft gefunden, dass mit Frank vieles eher langweilige, brave Routine war. Aber jetzt wurde ihr schlagartig klar, dass sich ihr Liebesleben im Vergleich zu Annikas offenbar äußerst aufregend gestaltet hatte.
    Annika war schockiert, aber auch ein wenig fasziniert. Endlich passierte mal etwas Aufregendes, etwas, das in ihrer kleinen, überschaubaren Welt nicht einmal Platz in ihrer Fantasie hatte.
    »Dieser Arthur sieht überhaupt nicht so aus«, sagte sie. »Ich meine, wie er da in der Buchhandlung stand, wirkte er so normal. Und so wahnsinnig sympathisch. Gar nicht wie jemand, der sich Frauen kauft und sich von ihnen … « Sie ließ den Satz unvollendet. Je weniger sie über die widerlichen Details dieser seltsamen Affäre sprachen, desto besser.
    Mia musste ihr recht geben. Bei ihren Begegnungen in der Stadt war Arthur tatsächlich sehr sympathisch erschienen. Freundlich, humorvoll, aufmerksam. Ganz anders als damals in seiner Wohnung.
    »Warum sollte man einem Mann auch ansehen, was er für ein Liebesleben führt?«, überlegte sie laut. »War es nicht schon immer so, dass die größten Biedermänner hinter der heilen Fassade die übelsten Kerle waren?«
    »Das schon«, stimmte Annika ihr zu. »Aber dein Arthur ist ja nun wirklich kein Biedermann. Er hat eine umwerfende Ausstrahlung. Er sieht so aus, als könnte er jede Frau kriegen. Warum also dieser ganze Unfug mit dem Geld?«
    Das hatte Mia sich auch ständig gefragt. Aber war es nun nicht eigentlich egal? Sie und Arthur verband nichts mehr miteinander.
    Oder etwa doch?
    Nachdenklich rührte Mia in ihrem Kaffee. Ob es eine Bedeutung hatte, dass sie Frank in den vergangenen anderthalb Jahren kein einziges Mal zufällig über den Weg gelaufen war, während Arthur innerhalb von wenigen Wochen gleich zweimal plötzlich vor ihr stand?
    »Er wollte mir eine CD schenken«, sagte sie, als sie sich daran erinnerte, was Arthur in der Buchhandlung zu ihr gesagt hatte. »Kannst du dir das vorstellen?«
    Annika grinste breit. »Allerdings. Das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen.«
    »Es wäre besser, er würde so was nicht sagen.« Mias Stimme klirrte wie Glas. Etwas in ihr bekam feine Risse.
     
     

12
     
    Die Weihnachtstage verbrachte Mia bei ihren Eltern in Lüneburg, wo es wie immer sehr gemütlich war. Ihre Eltern waren beide pensionierte Lehrer, und während sie früher oft erschöpft und überempfindlich an den Feiertagen reagierten, waren sie nun sehr entspannt.
    Mia reichte Zimtsterne herum.
    »Die schmecken aber lecker«, sagte ihre Mutter. »Wo hast du die denn her?«
    »Sie waren in Franks alljährlichem Weihnachtspäckchen.«
    »Oh nein!« Bestürzt legte Barbara Sommer das Gebäckstück wieder weg.
    »Nun iss

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