Ebbe und Glut
zögern. Frank war knallrot geworden und guckte sie ganz erschrocken an. Es war ihm offenbar höchst peinlich, dass Mia ihn hier so mit Rocco sah. Sie schaute noch einmal hin, und da entdeckte sie, was an dem Bild nicht stimmte.
Rocco pinkelte gar nicht.
Rocco hatte eine Latte, die quer durchs ganze Badezimmer reichte.
Schlagartig erfasste Mia die Situation.
»Was macht ihr da?«, fragte sie schockiert.
»Das, wonach es aussieht«, murmelte Rocco, und Frank beeilte sich, seine Hose hochzuziehen.
Mia war außer sich. Diese Art von Männerspielen ging eindeutig zu weit.
»Ich fasse es nicht!«, schrie sie. »Mein Mann treibt es mit seinem Kumpel in unserem Badezimmer. Geht’s euch noch gut?«
Rocco verstaute seine Erektion nun auch in der Hose. Verlegen drehten die Männer sich zu ihr um.
»Das ist nicht so, wie du denkst, Süße.« Frank wusste kaum, wo er hinschauen sollte.
Mias Augen funkelten zornig. »Findet ihr nicht, dass ihr für Doktorspiele ein bisschen zu alt seid? Also echt jetzt, das geht wirklich zu weit.« Wütend ging sie auf Rocco los: »Dich will ich hier so bald nicht wiedersehen, kapiert? Zeig anderen Kerlen deinen Piepmatz, wenn's dir Spaß macht, aber nicht meinem Mann!«
Mit einer entschuldigenden Geste schob Rocco sich an ihr vorbei und ging durch den Flur. Er warf Frank einen eigenartigen Blick zu.
»Sie weiß alles, ja? Sie ist mit allem einverstanden, ja?« zischte er.
In Franks Gesicht bildeten sich rote Flecken. Mit gesenktem Kopf murmelte er: »Es tut mir leid.«
Er ließ dabei offen, ob seine Entschuldigung Mia oder Rocco galt.
»Raus!«, schrie Mia, als Rocco zögernd an der Tür stehen blieb. Ohne ein weiteres Wort verließ er die Wohnung.
Mia schwirrte der Kopf. Was war hier los?
»Kannst du mir das mal erklären?«, fuhr sie Frank an, der kleinlaut hinter ihr her ins Wohnzimmer trottete.
»Ich … ich weiß nicht.« Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich wollte es dir längst sagen, aber ich wusste einfach nicht, wie.« Seine Stimme war heiser, fast nur noch ein Flüstern.
Sie weiß alles, ja? Sie ist mit allem einverstanden, ja?
Mia wurde abwechselnd heiß und kalt, und der Boden unter ihren Füßen fing an zu schwanken. Das war kein Spaß, kein albernes Spiel unter Jungen, wie sie im ersten Moment gedacht hatte. Das war etwas anderes.
Mia musste sich setzen. »Habt ihr richtig was laufen?«, fragte sie tonlos.
Frank nickte stumm.
Die nächste Frage brachte sie kaum heraus: »Wie lange schon?«
Frank senkte den Kopf und schwieg.
»Wie - lange - schon?«
In seinen Augen lag Verzweiflung, als er Mia endlich ansah. »Seit September … ungefähr …«
Seit September. Fast ein ganzes Jahr. Frank hatte seit einem Jahr eine Affäre mit Rocco Paletti. Mia war sprachlos.
Auf einmal verstand sie so vieles. Dass Rocco ständig bei ihnen herumhing. Diese vertrauliche Art, mit der er Frank oft anfasste. Sie musste nur daran denken, wie lasziv er neulich seine nackte Hüfte an Franks Körper gerieben hatte. Ihr wurde schlecht bei der bloßen Vorstellung.
Etwas anderes kam ihr in den Sinn. Diese seltsame Wette. Dieses Nacktkochen.
»Worum ging es bei der Wette?«
Frank sackte unter ihrem bohrenden Blick zusammen. »Bitte, Süße, das ist doch nicht wichtig«, flehte er.
»Worum ging es bei der Wette?«, wiederholte sie kalt.
Frank schluckte. Er konnte Mia nicht in die Augen sehen. »Boogie meinte, ich würde es nicht schaffen, mit in einen Schwulenclub zu gehen, mich wenigstens in der Szene zu outen. Ich konnte das tatsächlich nicht. Und weil ich es nicht geschafft habe, dort die Hosen runterzulassen – also, im übertragenen Sinn - musste ich es dann hier tun.«
Mias Herz setzte einen Schlag lang aus. »Das heißt, deine feinen Kumpels wussten alle die ganze Zeit Bescheid? Nur ich blöde Kuh war dumm und ahnungslos?«
Diese Schwuchteln , hatte Boogie neulich gesagt, aber sie hatte das für einen albernen Spruch gehalten. Das sortiert sich alles wieder , hatte Frodo mitleidig gesagt, aber sie hatte nicht begriffen, was er meinte. Sie alle hatten es gewusst und sich vermutlich hinter ihrem Rücken über ihre Naivität lustig gemacht.
»Es tut mir so leid.« Frank war nur noch ein Häuflein Elend, doch Mia verspürte kein Mitleid mit ihm. Sie war noch nie in ihrem Leben so sehr gedemütigt worden.
»Aber warum?«, fragte sie verzweifelt. »Um Himmels Willen, Frank, warum ? Du bist doch nicht schwul.«
»Offenbar doch«, sagte Frank unglücklich. »Oder
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