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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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kochen«, beeilte Frank sich, die Situation zu entschärfen. Er rührte auch tatsächlich ganz eifrig in einem Topf herum.
    »In dieser Aufmachung?« Misstrauisch fragte Mia sich, wer eigentlich in ihrem Wohnzimmer saß. Vor ihrem inneren Auge erschienen Bilder von nackten, jungen Mädchen, die sich auf Mias Sofa räkelten.
    »Frank hat mit Boogie gewettet«, feixte Rocco. »Und nun muss er für ihn nackt kochen.«
    »Und warum hast du dich auch ausgezogen?«
    »Och, aus Solidarität. Ist doch auch lustiger so, oder nicht?«
    Rocco ging so dicht an Mia vorbei, dass er sie fast mit seinem nackten Körper berührte und grinste dabei anzüglich. Dieser Kerl war ekelhaft. Mia musste dringend ein Wörtchen mit Frank reden, das ging so alles nicht weiter.
    Um den Esstisch versammelt saß die ganze Meute und grölte vor Begeisterung, als Rocco hereinkam und die Getränke einschenkte.
    Mia hielt Frank in der Küche fest. »Findest du nicht auch, dass das langsam etwas zu weit geht?«
    »Was denn?« Frank wirkte immer noch seltsam schuldbewusst, gleichzeitig aber auch so jungenhaft-unschuldig wie immer. »Süße, es ist eine Wette, ein Spaß. Komm schon, guck dir an, wie die anderen mich fertig machen.« Mit einem breiten Grinsen trug er einen Topf voller Spaghetti vor ihr her ins Wohnzimmer. Zu ihrer Erleichterung saßen keine Frauen mit am Tisch, und die versammelten Männer johlten, als Frank ihnen sein blankes Hinterteil präsentierte. Arm in Arm posierte er mit Rocco, der neckisch seine Hüfte an ihm rieb, für Boogies Kamera.
    »Deine Eier gucken raus«, schrie Frodo, und Boogies Kamera zoomte auf Roccos Schritt.
    »Den ersten, der das morgen im Internet postet, ermorde ich«, drohte Rocco und zupfte an seiner Schürze herum.
    »Was suchst du dir auch den kürzesten Fummel aus, den du finden konntest.« Boogie wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Ich fass' es nicht. Diese beiden Schwuchteln!«
    »Weswegen habt ihr eigentlich gewettet?«, fragte Mia, als sie alle beim Essen saßen. Boogie machte schon den Mund auf, als Frank rasch sagte: »Männersache. Das willst du gar nicht wissen.« Er wurde rot.
    »Natürlich will ich es wissen«, beharrte Mia. »Jetzt erst recht.«
    Boogie hob erneut an, doch zwischen ihm und Frank flogen merkwürdige Blicke hin und her. Die Stimmung war auf einmal gespannt. Selbst Rocco starrte stumm auf sein Essen.
    »Gib doch noch mal die Soße rüber«, sagte Frodo schließlich und löste das unbehagliche Schweigen auf. Alle redeten daraufhin gleichzeitig los, und Mias Frage schien vergessen.
    »Mach dir nichts draus, das sortiert sich alles wieder«, sagte Frodo zum Abschied zu ihr.
    Woraus sollte sie sich nichts machen? Mia verstand überhaupt nichts mehr. Ein seltsames Unbehagen beschlich sie, das die ganze nächste Zeit anhielt.
     
    Die Bombe ging Anfang Juli hoch, drei Tage vor dem Schlagermove. Mia hatte eine riesige weiße Sonnenbrille in Herzform erstanden, und sie konnte es kaum erwarten, sie Frank zu präsentieren. Er würde die Brille vermutlich am liebsten selbst tragen wollen.
    Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass die Wohnungstür nicht abgeschlossen war. Frank wollte eigentlich mit Rocco und Boogie zu einem Konzert, Mia hatte ihn nicht vor Mitternacht zurück erwartet. In der Wohnung war es allerdings still. Vielleicht musste Frank noch arbeiten und hatte sich im Arbeitszimmer verkrochen.
    Mia freute sich auf einen ruhigen Abend auf dem Balkon. Gedankenverloren öffnete sie eine Flasche Wein, als sie glaubte, eine Stimme zu hören. Hatte Frank doch Besuch, oder telefonierte er? Sie ließ den Korkenzieher sinken und lauschte. Die Stimme kam aus dem Bad. Telefonierte Frank etwa auf dem Klo? Mia traute ihm alles zu.
    Ganz selbstverständlich öffnete sie die Badezimmertür. Nach fünf Jahren Beziehung hatten Frank und sie keine Geheimnisse mehr voreinander. Ihn auf dem Klo sitzen zu sehen, war für sie genauso natürlich geworden, wie sich in seiner Gegenwart die Zehennägel zu schneiden.
    Frank stand tatsächlich vor der Toilette - mit heruntergelassener Hose. Und neben ihm stand Rocco – ebenfalls mit heruntergelassener Hose.
    Schon wieder Rocco. Schon wieder ein nackter Hintern, der Mia unappetitlich angrinste. Das wurde ja allmählich zur Gewohnheit. Typisch Männer, dachte sie genervt, schön gemeinsam pinkeln und dabei gucken, wer den Längsten hat.
    Sie wollte die Tür schon wieder schließen, doch etwas ließ sie

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