_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
gewähren, und entschied sich erst anders, nachdem Sie sich eingeschaltet haben. Nichts, rein gar nichts hatte sich an den Fakten geändert, und trotzdem hat er seine Entscheidung revidiert. Sie wussten, er würde das tun!“ Der Umstand, dass Antonia sich in der Öffentlichkeit mit einem Mann stritt, der ärgerlicherweise seine Gelassenheit behielt, verstimmte sie nur noch mehr. „Sie erwarten doch gewiss nicht von mir, dass ich glaube, Sie hätten keinen Hintergedanken dabei gehabt, als Sie dazu beitrugen, mir den Kredit zu beschaffen.“
„Ich habe tatsächlich einen Hintergedanken, Miss Dane.“ Je wütender sie wurde, desto ruhiger verhielt er sich.
Sie war befremdet. „Also, worum geht es? Ich habe den Eindruck, dass Ihr Eintreten für mich konträr zu Ihren Interessen steht.“
„Ich habe nicht vor, Ihnen zu sagen, was ich mit meinem Verhalten bezwecke. Und Sie müssen es mir überlassen zu beurteilen, welche Interessen ich habe.“
„Nein, das müssen Sie mir sagen! Ich will Ihnen nicht verpflichtet sein!“
„Nicht nur Ihre Wünsche sind von Belang. Ich habe nicht die Absicht, Ihre Neugier zu befriedigen.“ Marcus warf Miss Dane einen Blick von der Seite zu und lächelte leicht.
„In Mr. Pethybridges Büro waren Sie nicht ganz bei der Sache, nicht wahr?“ Antonia errötete, weil Lord Allington so scharfsinnig war, und zog es vor zu schweigen.
„Das ist verständlich, denn für eine Dame muss die Bitte um einen Kredit sehr peinlich gewesen sein. Ich kann daher verstehen, dass Sie geistesabwesend waren.
Es ist jedoch sehr unvernünftig, in geschäftlichen Dingen nur halb bei der Sache zu sein.“
Marcus führte Miss Dane auf den gepflasterten Hof des Gasthauses. „Ah, da steht Ihre Kutsche, beladen mit Hühnern in einem Käfig und Stroh auf der Ladefläche! Ist es zu viel verlangt zu hoffen, dass Sie einen Teil Ihres Kredits darauf verwenden, ein Ihrem Stand gemäßeres Beförderungsmittel zu kaufen?“
„Nie im Leben habe ich mich versucht gefühlt, einen anderen Menschen zu schlagen, Lord Allington!“ zischte Antonia ihn an und war sich gleichzeitig der neugierigen Blicke bewusst, die Jem und zwei herumlungernde Stallknechte ihr zuwarfen. „Aber jetzt fühle ich mich stark versucht, Sie zu ohrfeigen! Sie sind der unerträglichste, überheblichste, arroganteste Mann, dem zu begegnen ich je das Pech hatte! Ich muss Ihnen dankbar dafür sein, dass Sie mir geholfen haben, den von mir benötigten Kredit zu bekommen, aber glauben Sie nicht, dass ich in Bezug auf Ihre Beweggründe nicht den ärgsten Verdacht hege!“
„Sie leiden an einer allzu blühenden Phantasie, Miss Dane.“ Marcus drängte sie an eine Seite des Hofes, weil das Gig eines Bauern über den Platz fuhr. „Wie ich neulich bemerkt habe, scheint Ihre Vorliebe für Schauerromane daran schuld zu sein. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag, Miss Dane.“ Grüßend berührte er die Hutkrempe und eilte durch den Torbogen auf die High Street.
Auf der Heimfahrt schwatzte Jem munter. Er war sehr mit sich zufrieden, weil er die Hühner im Käfig zu einem guten Preis erstanden hatte. Antonia lobte ihn und grübelte dann über Lord Allingtons ungewöhnliches Verhalten nach.
Sie fragte sich, was er damit gemeint haben mochte, sie hätte im Büro des Bankiers aufmerksamer sein sollen. War ein wichtiger Punkt ihr entgangen? Sie versuchte, sich zu erinnern, doch ihr fiel nichts von Bedeutung ein. Sie öffnete das Ridikül und entfaltete die von ihr unterschriebene Kopie des Kreditantrages. Sie hatte eine Hypothek auf das Haus und die Ländereien aufgenommen, deren Laufzeit höchstens ein Jahr betragen sollte.
Nachdenklich betrachtete sie die sprossenden Hecken, die jetzt im April voller weißer Blüten waren, und dachte sich für Miss Donaldson eine Version der vormittäglichen Ereignisse aus. Maria würde ihr nur im gouvernantenhaftesten Ton sagen, sie hätte ihr vorgehalten, sie solle ihren Finanzverwalter zur Bank schicken. Wäre er greifbar gewesen, hätte Antonia ihn mit dieser Aufgabe betraut.
Aber dieser Punkt war nicht das Ärgerlichste an der Sache. Nein, Antonia ärgerte sich über Lord Allington. Sie hatte nicht die Absicht, ihm verpflichtet zu sein. Noch wichtiger war für sie, dass sie Maria nicht endlos über seine möglichen Beweggründe Mutmaßungen anstellen hören wollte. Maria würde bestimmt zu der Schlussfolgerung gelangen, er fühle sich zu ihr, Antonia, hingezogen.
Miss Donaldson saß vor der offenen
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