_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
des Salons vom Witwenhaus und beobachtete Miss Dane, die vor dem Fenster auf einem Stuhl stand und sich reckte, um ein Stück Musselin an Gardinenhaken anzubringen. Sie war ganz in die Absicht vertieft, einen hübschen Fall der Falten zu erreichen, und merkte daher nicht, dass sie von der Tür her beobachtet wurde.
Seine Lordschaft hatte es nicht eilig, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt, dass ihm ihr Anblick Vergnügen bereitete. An diesem Vormittag sah sie ungewöhnlich hübsch aus. Ihr volles Haar wurde im Nacken von einem schwarzen Samtband gehalten. Sie trug ein einfaches Kleid, das ihre Figur gut zur Geltung brachte. Ihre Bewegungen waren von einer natürlichen Grazie, als sie sich nach oben zum Fenster reckte.
Sie reckte sich noch mehr, und plötzlich entglitt der Musselin ihren Fingern und fiel zu Boden. „Oh, verflixt!“
„Gestatten Sie.“ Marcus ging in den Raum.
Hastig drehte sie sich um. Der Stuhl kippte gefährlich, und sie fiel Seiner Lordschaft in die ausgestreckten Arme. „Oh! Mylord! Sie haben mich erschreckt!“
„Entschuldigen Sie, Miss Dane.“ Er lächelte sie an, und sogleich schlug das Herz ihr schneller. „Ich kann nicht umhin zu bemerken, dass etwas mich in die rechte Schulter gestochen hat.“
Geschwind ließ Antonia die Hände sinken. „Das war mein Nadelkissen. Sehen Sie, ich habe es mir an das Handgelenk gebunden.“
Sie hielt Lord Allington die Hand hin und errötete, als er ihr Handgelenk ergriff und sich über das samtene Nadelkissen beugte.
„Sie kitzeln mich, Sir.“
„Das tut mir Leid. Ich habe die Komplexität von Nähartikeln nie richtig eingeschätzt.“
„Jetzt machen Sie sich über mich lustig.“
„Ganz und gar nicht. Ich muss mich jedoch fragen, warum die Hausherrin auf Stühlen herumsteigt, obwohl sie Dienstboten hat, die diese Arbeit erledigen können.“ Marcus ließ Miss Danes Hand los, wanderte im Salon herum und begutachtete ihn.
„Sie haben hier in kurzer Zeit sehr viel erreicht. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Raum einmal so elegant aussehen könne.“
„Nun, so sieht er wirklich nicht aus, wenngleich ich mir schmeichele, ihn mit Miss Donaldson einigermaßen komfortabel und gemütlich gemacht zu haben. Jetzt habe ich keine Angst mehr vor kopflosen Geistern.“
Marcus zog nur leicht eine Augenbraue hoch. „Und was die Dienstboten angeht, so helfen sie Miss Donaldson mit dem Gepäck.“
„In diesem Fall erlauben Sie mir, Ihnen behilflich zu sein.“ Er stellte den Stuhl wieder hin und schob ihn beiseite. „Ich glaube, ich kann auch so an die Haken gelangen. Sie müssen mir sagen, wie Sie den Stoff aufgehängt haben möchten.“ Antonia war überrascht, dass Seine Lordschaft sich herabließ, sich mit solchen Banalitäten zu befassen. Nach kurzem Zögern übergab sie ihm den Musselin und beschrieb ihm, wie sie den Vorhang drapiert haben wollte.
Gemeinsam bewunderte man dann Lord Allingtons Werk. „So, was muss als Nächstes getan werden?“ erkundigte Marcus sich freundlich.
„Sie sind bestimmt nicht hergekommen, um Vorhänge aufzuhängen.“ Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen betrachtete er geistesabwesend Antonia und schien kein Wort gehört zu haben.
„Mylord.“
„Ich bitte um Entschuldigung, Miss Dane. Ich war in Gedanken ganz woanders“, sagte er.
„Das war offensichtlich, Sir“, erwiderte sie etwas spitz. „Darf ich erfahren, worüber Sie nachgedacht haben?“
„Ja, natürlich dürfen Sie das wissen. Ich habe über die Ehe nachgedacht.“
„Über die Ehe!“ Überrascht schaute Antonia ihn an. „Was meinen Sie damit?“
„Ich meine, dass ich die Absicht habe, einen Heiratsantrag zu machen, Miss Dane.“ Bei dem Gedanken an die zierliche blonde Frau, die aus der Postkutsche gestiegen war, sank Antonia das Herz. Sie zwang sich zu lächeln und sagte: „Es schmeichelt mir, dass Sie mir so viel Wertschätzung entgegenbringen, sich mir in einer derart delikaten Angelegenheit anvertrauen zu wollen.“
Er ergriff Miss Danes Hände und blickte ihr in die ihn besorgt ansehenden Augen.
„Ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt, Miss Dane. Vielleicht hätte ich die Sache auch nicht so zur Sprache bringen sollen, da kein männliches Mitglied Ihrer Familie anwesend ist. Kurzum, Miss Dane, wollen Sie mir die Ehre erweisen, meine Gattin zu werden?“
Vor Schreck über den Heiratsantrag war Antonia sprachlos. Sie wusste, Lord Allington fand sie attraktiv. Seine Küsse
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