_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
und ärgerte sich über die im Stoff entstandenen Kniffe.
„Was hast du mit meinem neuen Kleid vor, Maria?“
„Ich bin hergekommen, weil ich deinen Rat brauche, wie lang der Saum werden soll.
Die Anwesenheit Seiner Lordschaft hat mich so durcheinander gebracht, dass ich den Stoff jetzt zerdrückt habe. Glaubst du, dass Lord Allington das Kleid wieder erkennt, wenn er es morgen sieht?“
„Na und?“
„Er soll nicht merken, dass du gezwungen warst, dein Kleid selbst anzufertigen.“ Ängstlich strich Maria es glatt. „So, es ist doch nicht so schlimm zerknautscht. Beim Bügeln werden die Falten verschwinden.“
„Ich bezweifele, dass Lord Allington, wie die meisten seiner Geschlechtsgenossen, sich von einem Tag auf den anderen noch an so etwas erinnert.“ Antonia fühlte sich stark versucht, der Freundin von seinem Heiratsantrag zu erzählen, besann sich jedoch eines anderen. Miss Donaldson würde keinen Grund sehen, den Baron nicht zu erhören. Im Gegenteil, sie würde ihn als Krönung ihrer der Freundin geltenden ehrgeizigen Bemühungen betrachten und sich nie auf eine vernünftige Diskussion über die Bedenken einlassen, die Antonia hatte. „So, nun will ich sehen, was noch mit diesem Kleid gemacht werden muss. Bei der Arbeit werde ich dir dann berichten, was Lord Allington mir über seine Gäste erzählt hat.“ In der von Lord Allington versprochenen Kutsche fuhren Antonia und Maria nach Brightshill, wo der Hausherr, nachdem das Fahrzeug vor dem Portal gehalten hatte, ihnen aus dem Wagen half. Er war sehr elegant angezogen und sah ungemein beeindruckend aus.
Mit unverhohlen bewunderndem Blick betrachtete er Antonia, und wie zufällig fanden seine Finger die Öffnungen zwischen den Perlenknöpfen des Ärmelverschlusses. Sie verweilten auf ihrer bloßen Haut, und innerlich erschauernd schaute sie ihm in die Augen. Seine Miene war höflich ausdruckslos; sein Blick bekundete jedoch eine unterdrückte Erregung, die Antonia nur bemerkt hatte, wenn er wütend war. Wütend war er jetzt indes nicht. Zum ersten Mal in vierundzwanzig Jahren sah sie nacktes Verlangen in den Augen eines Mannes, senkte rasch den Blick und schluckte heftig.
Als sie die Pelisse ablegte, fragte sie sich, warum Lord Allington diese Gefühle nicht bekundet hatte, als er ihr den Heiratsantrag machte. Wie hätte sie ihm dann widerstehen können?
„Miss Dane, Miss Donaldson“, verkündete der die Salontür öffnende Butler, der durch nichts erkennen ließ, dass er Antonia vor kaum drei Monaten schon einmal gesehen hatte, als sie von zwei stämmigen Jagdhütern durch den Korridor gezerrt worden war.
Sie straffte sich, holte tief Luft und rauschte, gefolgt von der Freundin und Seiner Lordschaft, in den Salon.
Die Männer standen auf. Sie war sich jedoch nur des auf ihr weilenden Blicks Seiner Lordschaft bewusst.
In dem altgoldfarbenen tief dekolletierten Seidenkleid sah sie bezaubernd aus.
Diamantohrringe baumelten an ihren Ohren, und das Haar war zu einer Lockenfrisur aufgesteckt.
Marcus ging auf Miss Dane zu und unterdrückte dabei den Wunsch, sie in die Arme zu ziehen und leidenschaftlich zu küssen. „Willkommen in Brightshill, Miss Dane.“
„Vielen Dank, Mylord.“ Es war aufregend zu wissen, dass er sie begehrte. „Natürlich bin ich nicht zum ersten Mal hier.“ Sie hatte die Genugtuung, seine Augen sich misstrauisch verengen zu sehen. „Ich erinnere mich schwach, dass ich einmal vor vielen Jahren mit meinem Großvater hier gewesen bin.“ Marcus wandte sich Miss Donaldson zu und begrüßte sie. Antonia hatte jedoch noch die Andeutung eines sinnlichen Lächelns der Erinnerung um seine Lippen wahrgenommen. Dieser Anblick verstärkte ihre Erinnerungen an den dreisten Kuss, den er ihr in seinem Arbeitszimmer gegeben hatte. Als er sich ihr wieder zuwandte, war sie entzückend errötet.
„Ich möchte Sie mit Lady Meredith, meiner Schwester, und Lady Reed, deren Freundin bekannt machen.“ Die beiden Damen erhoben sich und tauschten Höflichkeiten mit den Neuankömmlingen. Lady Meredith lächelte herzlich, wohingegen Lady Reed einen abwägenden Ausdruck in den Augen hatte. „Miss Fitch.“ Die junge Dame, die kaum älter als achtzehn Jahre sein mochte, errötete bezaubernd, weil sie plötzlich Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit war, und zog sich dann hastig zu ihrem Platz an Lady Merediths Seite zurück.
„Ich möchte Ihnen auch Lord Meredith, Mr. Leigh und Sir John Ollard vorstellen.“ Die Herren
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