_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
verneigten sich.
Antonia wurde gebeten, neben der Gastgeberin Platz zu nehmen, die sich höflich nach dem Umzug ins Witwenhaus erkundigte. Schon wenige Minuten später fühlte sie sich wohl in der Gesellschaft von Lord Allingtons Schwester, die nichts von der Arroganz ihres Bruders zu haben schien.
Unvermittelt fiel ihr auf, dass Lady Reed sie unverhohlen beobachtete. Der frostige Blick Ihrer Ladyschaft glitt von ihren Diamantohrringen bis zu den Schuhen, die in einem Bronzeton gefärbt worden waren, damit sie zu dem gestreiften Kleid passten.
Antonia war sehr unbehaglich zu Mute, weil sie sich wie eine Ware vorkam, die man abschätzte und nicht für gut befand.
Verärgert hielt sie dem Blick der älteren Frau stand, entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Lady Reed stand plötzlich auf und schlenderte, sich ihrer Wirkung auf die Zuschauer sichtlich voll bewusst, zu Mr. Leigh.
„Ist er nicht der jüngere Sohn des Earl of Whistable?“ erkundigte Maria sich bei Miss Fitch.
„Ja“, bestätigte Sophia und errötete leicht.
Aha! Daher also wehte der Wind. Es amüsierte Maria, Miss Fitch Lady Reed einen finsteren Blick zuwerfen zu sehen.
Dem fraglichen jungen Mann schien es nicht sonderlich zu behagen, Gegenstand der Aufmerksamkeit Ihrer Ladyschaft zu sein. Zutraulich hatte sie ihm die kleine Hand auf den Arm gelegt und schaute ihn hingebungsvoll, bei jedem seiner Worte förmlich an seinen Lippen hängend, an.
Antonia fiel auf, dass Lord Allington die beiden mit steinerner Miene beobachtete. Im gleichen Augenblick teilte der Butler mit, das Dinner sei bereit. Lord Meredith reichte ihr den Arm, und die ganze Gesellschaft begab sich in das Speisezimmer.
Antonia war links von Seiner Lordschaft platziert worden, an dessen rechter Seite Lady Reed saß. Sie bewunderte die Blumengestecke, die in der Mitte des Tisches standen.
„Ja, in diesem Jahr blüht in den Gärten und Treibhäusern sehr viel“, erwiderte Marcus. „Sie müssen mir erlauben, sie Ihnen eines Tages zu zeigen, Miss Dane. Ich würde jeden Vorschlag für Verbesserungen schätzen, die wir eventuell zu machen haben.“
Das Wort „wir“ hatte Antonia das Herz schneller schlagen lassen. Aber sie fand, sie interpretiere zu viel in dieses Wort hinein. Zweifellos hatte Seine Lordschaft nur sich und seine Gärtner gemeint und nicht sie beide als Ehepaar.
Der Doppelsinn war Claudia nicht entgangen. Scharf schaute sie Miss Dane an und sagte laut: „Deine Treibhäuser, Marcus, sind jetzt viel besser als Lord Melchitts. Ich erinnere mich deutlich an die Ratschläge, die du ihm gegeben hast, als wir im letzten Frühling bei ihm in Bath waren.“
Antonia begriff, dass Lady Reed ihr zu verstehen geben wollte, sie und Lord Allington verbände nicht nur Freundschaft. Sie lächelte süßlich, wandte den Blick ab und begann ein Gespräch mit Lord Meredith. Nach einer Weile fiel ihr auf, dass sie sich viel zu lange mit ihm unterhalten hatte und sich nun besser Lord Allington widmete.
Es fiel ihr schwer, sich wieder ihm zuzuwenden, weil sie dadurch erneut Lady Reeds schillernden Anblick vor Augen hatte. Sie fragte sich, ob Lady Reed seine Mätresse gewesen war. Falls die Vermutung zutraf, hatte er jedoch keinen guten Geschmack, was Frauen betraf.
Und wieso war Lady Reed hier, wenn er sie, Antonia, umwarb? Bewogen ihn dazu lediglich ein gewisses Maß an persönlichem Interesse an ihr und sein Wunsch, ihr Land zu kaufen? Sie war sich bewusst, dass sie dank ihrer Herkunft eine für ihn geeignete Partie war. Sie war sich jedoch auch darüber im Klaren, dass sie nie imstande sein werde, auf solche Listen und Ränke zurückzugreifen, wie die von der Natur so verschwenderisch ausgestattete Lady Reed das tat.
„Marcus hat mir erzählt, dass Sie und Miss … äh … Dickinson sich in irgendeiner komischen Tudorruine eingerichtet haben.“ Lady Reed lächelte süßlich, doch ihr Blick blieb kalt. „Welch schwärmerischer Einfall!“
„Miss Donaldson“, vergesserte Antonia gelassen Ihre Ladyschaft. „Ja, es wäre in der Tat ein sehr schwärmerisches Unterfangen, handelte es sich bei dem Witwenhaus um eine Ruine. Es ist jedoch ein sehr charmantes Gebäude, das nur ein wenig Aufmerksamkeit und Tatkraft erforderte, um wieder ein bequemes Heim abzugeben.“
„Und das trotz des kopflosen Geistes“, fügte Marcus hinzu und lächelte verschwörerisch Miss Dane an.
„Wollen Sie denn nie damit aufhören, mich meiner Dummheit wegen zu hänseln?“
„Ein
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