_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
Mr. Johnson begrüßte Antonia und Seine Lordschaft mit argwöhnischer Miene, gab ihr jedoch widerstrebend eine Schere und einen Korb, damit sie Blumen schneiden konnte.
„Er scheint nicht nur eine große Abneigung dagegen zu haben, dass Sie Blumen schneiden, sondern auch gegen mich“, bemerkte Marcus.
„Das ist kein Wunder“, erwiderte Antonia kühl. „Schließlich sind Sie der Anlass für das Malheur seines Sohnes.“
„Ich? Welches Malheur?“
„Sein Sohn sitzt momentan in Herford im Gefängnis, weil Sie ihn wegen Wilderei dort hingeschickt haben. In der Zwischenzeit muss sein alter Vater für den Lebensunterhalt seiner Familie sorgen.“
„Ja, jetzt erinnere ich mich an seinen Sohn. Ich bezweifele jedoch, dass der alte Mr.
Johnson für den Lebensunterhalt seiner aus zahlreichen unehelichen Kindern bestehenden Familie sorgt, die von hier bis Berkhamsted verstreut sind. Der Sohn ist ein Tunichtgut, der nie im Leben ordentlich gearbeitet und seine Laufbahn als Wilderer, Dieb und Hurenbock damit gekrönt hat, dass ein Jagdhüter ein Auge verlor, weil dieser von ihm so heftig mit einem Knüppel verprügelt wurde. Nein, Madam!
Heben Sie sich Ihr Mitleid für jemanden auf, der es wirklich verdient hat.“ Antonia fröstete innerlich angesichts des eisigen Blicks Seiner Lordschaft. „Es tut mir Leid“, murmelte sie. „Ich hätte das nicht äußern dürfen, solange ich die wahren Umstände nicht kannte. Handelt es sich bei dem Verletzten um einen Ihrer Wildhüter?“
„Ja“, antwortete Marcus knapp. „Er ist der jüngere Bruder von Mr. Sparrow, meinem Oberaufseher, und arbeitet jetzt im Stall, weil er nachts nicht mehr gut sehen kann.“
„Kein Wunder, dass Mr. Sparrow so grob mit Wilderern umgeht.“
„Nein, das ist wirklich kein Wunder“, stimmte Marcus Miss Dane zu. „Sie tun gut daran, nicht zu vergessen, dass nicht immer alles Schwarzweißmalerei ist.“
„Ihr Tadel ist berechtigt, Mylord. Ich muss zugeben, dass ich mich manchmal so von meinen Gefühlen mitreißen lasse, dass ich die Grauwerte nicht mehr sehe.“ Marcus ergriff Miss Dane am Ellbogen, und sie spürte die von seiner Hand ausgehende Wärme. „Ich möchte nicht, dass Sie in allem weniger gefühlsbetont sind, Miss Dane“, murmelte er.
Sie war nicht fähig, ihm in die Augen zu sehen, blickte verwirrt zur Seite und sah den alten Gärtner sie verwundert anstarren. Das war nicht der rechte Ort, um sich mit Lord Allington auf irgendetwas einzulassen. Irritiert fragte sie sich, ob er mit ihr flirte oder nur mit ihr spiele. Sie konnte das nicht richtig einschätzen, da ihre wachsende Zuneigung für ihn ihr das Urteilsvermögen trübte.
Sie hatte genug Blumen geschnitten, nickte Mr. Johnson zu und verließ mit Seiner Lordschaft den Garten. „Miss Donaldson wird sich fragen, was aus mir geworden ist.
Sie hatte vor, die Vasen in der Halle mit Blumen zu füllen.“ Marcus nahm Miss Dane den Korb ab und schlenderte schweigend mit ihr zum Haus zurück. Beim Portal angekommen, übergab er ihr den Korb und sagte: „Ich habe den Zweck meines Besuches fast vergessen. In der nächsten Woche habe ich Hausgäste.
Ich glaube, das hatte ich bereits erwähnt. Ich hoffe, Miss Donaldson und Sie werden mir die Ehre erweisen, am Dienstagabend zum Essen zu mir zu kommen.“
„Ich bin entzückt, Mylord. Auch Miss Donaldson wird sich freuen“, erwiderte Antonia ruhig, doch bei dem Gedanken, sich nach so vielen Monaten wieder auf gesellschaftliches Parkett wagen zu sollen, Lord Allington in seiner eigenen Umgebung wieder zu sehen, Brightshill in all seiner Herrlichkeit und voller Menschen betrachten zu können, klopfte das Herz ihr schneller.
Die Gäste würden die Crème de la crème der Londoner Gesellschaft sein, in eleganter Garderobe erscheinen und den neuesten Klatsch wissen. Antonia hingegen besaß weder die Garderobe, noch wusste sie den neuesten Klatsch, um sich in diesem Kreis wohl zu fühlen. Was würde Seine Lordschaft denken, wenn er sie inmitten seiner Gäste sah? Im Moment fand er sie vielleicht belustigend unkonventionell, doch was als Abwechselung auf dem Land unterhaltsam sein mochte, würde im Vergleich mit der Weltgewandtheit der Leute aus London linkisch und fad wirken und bald den Reiz verlieren.
„Ist etwas nicht in Ordnung, Miss Dane?“
„Oh, nein! Ich war nur in Gedanken.“
„Entschuldigen Sie, aber Sie haben gewiss viel zu tun. Ich werde Sie Ihren Aufgaben überlassen. Ich freue mich schon jetzt auf Ihr Kommen
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