Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
eindeutig ins Gesicht geschrieben.
»Vielleicht auch nicht«, murmelte er.
***
Zehn Uhr zweiundvierzig. Davis schwitzte, und das nicht zu knapp; seine Stirn glänzte richtig, Tropfen perlten auf seiner Oberlippe, auf dem Hemd zeigten sich dunkle Flecken.
Luke verschränkte die Arme und sah zu Monica.
»Kein Mensch weiß, wo Pope ist.« Sie schüttelte den Kopf. »Der Typ hat sich wirklich schnell in Wohlgefallen aufgelöst.«
Es klopfte. Davis riss die Augen auf, hoffnungsvoll, das sah Luke sofort.
Herein kam Vance.
Die Hoffnung starb schnell.
Steif schritt Vance ins Zimmer. Auch er schwitzte.
Interessant.
»Sheriff.« Er nickte Davis zu, sah dann kurz zu Luke und danach zu Monica. »Suchen Sie Lee noch immer?«
Monica nickte. »Wo ist er?«
Vance fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »I… ich weiß nicht … «
»Sie stehen einander doch ziemlich nah«, sagte Luke. »Wie gute Freunde.«
»Wir sind gute Freunde.«
»Dann seien Sie ihm ein Freund«, sagte Monica, »und sagen Sie mir, wo er ist, damit wir ein kleines Missverständnis ausräumen können.«
Rasch sah Vance zu Davis. »Sie glauben, es ist einer von uns, oder, Sheriff?«
»Nein«, fuhr Monica dazwischen. »Ich glaube das.«
Vance wandte sich zu Luke. Der Deputy öffnete den Mund, zögerte aber.
Luke versteifte sich. »Wollen Sie uns irgendwas mitteilen?«
Vance’ Kiefer zuckte. »I… ich habe Lee gesehen.«
»Wann?« Die Frage kam von Monica.
»Vor zwei, drei Stunden.« Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich kam gerade zum Dienst. Ich war … äh … ein bisschen spät dran, weil ich unterwegs eine Freundin zu Hause abgesetzt hatte.«
Was der Kerl abends so trieb, wusste er schon von der Nacht davor. »Was war dann?«
»E… er war sauer – er sprach über Sie. Sagte, Sie verdächtigen uns der Morde.«
Monica kniff die Augen zusammen. »So viel zum Thema ›nicht bekannt werden lassen‹.«
Als hätte sie es ernsthaft darauf angelegt.
»Ich habe ihm gesagt, er brauche sich deshalb keinen Kopf zu machen. Ich habe es ihm gesagt.«
»Vielleicht haben Sie keinen Grund, sich Sorgen zu machen«, sagte Luke. Er merkte, dass der Sheriff noch tiefer in seinen Sessel gesunken war. Davis war kein übler Bursche. Soweit Luke das beurteilen konnte, gab er sein Bestes, um in Jasper für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Davis hatte nie im Leben damit gerechnet, dass in seiner ruhigen Kleinstadt mal ein Serienmörder sein Unwesen treiben könnte.
Damit hatte noch nie jemand gerechnet.
Obwohl Davis – zumindest nach außen – die Vorstellung scharf ablehnte, einer seiner Männer könnte in die Morde verwickelt sein, begriff er, worum es hier faktisch ging. Das war Luke klar. Die Einsicht zeigte sich im Schmerz, der sich auf Davis’ Gesicht legte.
Die Teile fügten sich zusammen, und alles deutete mittlerweile auf Pope hin, der verschwunden war.
»Lee stürmte davon. Ich versuchte, ihn aufzuhalten, aber … « Vance zuckte die Achseln. »Ich glaube … äh … ich dachte, er braucht Zeit, um sich wieder zu beruhigen.«
Vielleicht musste er auch abhauen.
»Sie wissen nicht, wo er hinwollte?«, fragte Monica.
Vance rieb sich die Handflächen an der Hose trocken. »Nein.«
Monica hob eine Braue. Nur eine. An diesen Blick erinnerte sich Luke noch aus ihrer Ausbildung. Eine Braue oben bedeutete, sie glaubte, der Verdächtige log. »Sie versuchen nicht, ihn zu decken, oder?«
»Lee hat nichts Unrechtes getan. Höchstwahrscheinlich schläft er nur irgendwo seinen Rausch aus. Seine Schicht hätte erst um neun Uhr begonnen.« Er sprach schnell. Zu schnell. Leute sprachen schnell, wenn sie Angst hatten.
»Glauben Sie wirklich, ihn richtig zu kennen?« Monica ließ nicht locker und sah den Deputy aufmerksam an.
Er nickte entschlossen. »Ja. Ich würde mein Leben darauf setzen, dass er unschuldig ist.«
Luke hätte fast aufgejault. Der Typ sollte lieber vorsichtig sein. »Dann würde ich an Ihrer Stelle hoffen, dass der gute Lee bald zur Arbeit erscheint.«
Vance errötete, seine Wangen leuchteten eine Spur heller als seine Haare. »Sie lassen den richtigen Killer entwischen.«
Monica zuckte nicht mal mit den Wimpern. »Nein.«
17
Be mine, Valentine . Monica starrte blinzelnd auf die Seiten, die ihr Ramirez von der SSD herübergefaxt hatte.
Kyle Wests Mutter war am Valentinstag gestorben. Zu Hause, ›möglicherweise durch Brandstiftung‹.
»Am Arsch, möglicherweise«, murmelte sie. Der Herd war eingeschaltet gewesen, und
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