Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
an drei Stellen hatte man Brandbeschleuniger gefunden. Das war schon mehr als nur verdächtig. Das war klar Brandstiftung.
Damals war Kyle elf Jahre alt gewesen. Er hatte es ins Freie geschafft. Er war aus dem Schlafzimmerfenster geklettert und zu einem Nachbarn gerannt. Seine Mutter hatte weniger Glück gehabt. Ein Teil der Wohnzimmerdecke war eingestürzt und hatte sie unter sich begraben.
Sie war verbrannt, und jede Hilfe war zu spät gekommen.
Monicas Finger strichen über Kyles grobkörniges Foto. Sie war gestorben, und er hatte überlebt.
Dann war er – wohin? Zu May gezogen, die gegen ihre Geisteskrankheit kämpfte. Sie hatte Mays Akte gelesen. Wenn sie ihre Medikamente bekam, verhielt sich May beinahe normal. Aber ohne die Medikamente …
… sah sie Leute, die es nicht gab.
… hörte sie Stimmen.
Wie war es für Kyle, mit May zusammenzuwohnen? Noch einmal las sie die Akte über die Brandstiftung, und es lief ihr kalt über den Rücken. Ja, das war ein Riesenzufall!
Valentinstag. Vor fünfzehn Jahren.
Derselbe Abend, an dem Hyde sie aus jenem Schrank befreit und Romeos Herrschaft beendet hatte.
Zu dumm, dass sie nicht an Zufälle glaubte.
Derselbe Abend, und Romeo war nicht weit von Gatlin entfernt gewesen, immerhin so nah, dass die Deputys rüberkommen und am Tatort helfen konnten.
Grundgütiger. Monica sprang auf und riss die Tür auf. »Luke!«
Er und Kenton steckten die Köpfe zusammen und starrten auf den Computerbildschirm. Sie versuchten, Lees Wagen aufzuspüren.
»Luke!«, rief sie nochmals, lauter diesmal und gereizter.
Er schreckte hoch, war aber sofort voll auf sie konzentriert.
Sie atmete durch und spürte, wie sich alle Blicke auf sie richteten. »Ich muss mit dir sprechen.«
Allein , setzte sie in Gedanken hinzu. Die Spannung im Büro war unerträglich.
Er gab Kenton einen Klaps auf die Schulter und kam zu ihr. Die Blicke der Leute durchbohrten sie regelrecht. Die Verdächtigungen lasteten wie Blei auf ihnen.
Melinda kam vorbei und nickte. »Agent Davenport.« Noch frostiger hätten die Worte kaum ausfallen können. Ach richtig. Lee war auf der High-School mit Melinda gegangen. War die Trennung von ihr so schlecht gelaufen, dass er sich hatte nach Gatlin versetzen lassen? Vielleicht ließ sich Melindas eisige Distanziertheit aus der damaligen Beziehung erklären.
Aber es war eine weitere Stunde vergangen, und von Lee fehlte nach wie vor jede Spur.
Sie würden auch nichts mehr hören. Das wusste sie.
Da konnten die übrigen Deputys noch so unhöflich und unkooperativ sein, ändern würde sich dadurch gar nichts.
Monica schloss hinter Luke die Tür. »Ich muss dir unbedingt etwas sagen.« Es war so eng, dass sie schon fast Brust an Brust standen.
Er wartete. Willensstark, sexy und …
Sie würde ihn nicht verlieren. Der Fall spitzte sich zu. Sie würde nicht zulassen, dass er ihr um die Ohren flog, aber Luke würde sie garantiert nicht aufs Spiel setzen.
Denn wenn sie recht hatte, würde der Killer schon bald auf sie losgehen und versuchen, Luke gegen sie auszuspielen.
Denken wie sie. Ja, das tat sie. Sie konnte es nicht abstellen, aber sie konnte es nutzen.
Luke war ihre schwache Stelle, und die konnte sie sich nicht leisten.
Nicht, wenn der Killer sie beobachtete.
»Kyle Wests Mutter starb in derselben Nacht, in der Hyde Romeo zur Strecke brachte.«
In seinen Augen funkelte es kurz. »Blödsinn.«
»Ich fürchte nicht.«
Er pfiff unmelodisch.
»Es war zwei Countys weiter. Die meisten Deputys hatte Hyde wegen Romeo als Unterstützung angefordert. Der Brand, hm, sagen wir mal, bekam nicht so viel Aufmerksamkeit, wie er verdient hatte.«
»Was … «
»Ich bin sicher, dass Kyle seine Mutter getötet hat.« Der erste Mord. Alle Erkennungszeichen waren vorhanden. Er hatte in der Nacht angefangen, in der Romeo aufgehört hatte zu töten. »Ich vermute, er tötet seit damals. Vielleicht hat der Tod seiner Mutter den inneren Drang zunächst abgekühlt, und er konnte ein paar Jahre durchhalten, ehe er sein nächstes Opfer suchte … aber der Drang kam wieder. Ohne Zweifel.« Ein Zwang. So hatten sich mehrere Serienmörder ausgedrückt.
Der Zwang zu töten.
»Aber Kyle West ist tot«, wandte Luke nachdenklich ein. »Er ist nicht unser Mann, selbst wenn er seine Mutter auf dem Gewissen hat.«
»Ich will mit dem Polizisten sprechen, der seine Leiche gefunden hat. In dem Bericht steht, dass er bei einem Autounfall in der Nähe von Mobile, Alabama ums Leben
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