Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
nicht die Zeit für weitere Geheimnisse. Wenn er Leichen im Keller hatte, wollte sie davon erst erfahren, wenn sie allein waren und ihre Ruhe hatten, nicht hier, wo das Klingeln der Telefone und gedämpfte Stimmen durch die Wände drangen …
»Fürs Protokoll: Ja, zur Hölle, ich gebe uns eine Chance, wenn der Fall vorbei ist, denn ich werde dich nie und nimmer erneut ziehen lassen.«
Ihr blieb das Herz stehen.
»Du bist die stärkste Frau, die ich kenne«, fuhr er fort. Seine Lippen waren ihr nah. So voll und sexy. Sie wollte sie wieder spüren.
Aber sie wollte auch, dass er weiterredete. Weil er ihr Hoffnung machte. Endlich Hoffnung.
»Für dich würde ich durch die Hölle gehen, aber ich werde nicht wieder von dir gehen.« Noch ein Kuss. Hart und wild. Und sie öffnete die Lippen und nahm seine Zunge auf und sog und kostete.
Lust.
Liebe.
Luke.
Er gehörte ihr. Endlich ihr. Ein Mann, der mit ihrer Vergangenheit fertig wurde und dafür sorgte, dass sie für ihre Zukunft kämpfte. Sie legte ihm die Hände auf die Schultern. Breite, starke Schultern.
Das Geräusch nahender Schritte drang an ihr Ohr.
Ausgerechnet jetzt.
Sie küsste ihn noch einen Augenblick länger. Sie würde es genießen. Sie wollte ihn genießen, ehe der Alltag ihn ihr wieder wegnahm.
Als es klopfte, rührte sie sich nicht. Nicht sofort.
Luke schon. »Kann ich ihnen sagen, sie sollen sich verpissen?«
Schön wär’s.
»Du hast eine Ersatzwaffe dabei, oder?« Am Morgen hatte sie gesehen, wie er sie herausgeholt hatte. Bis zu Samanthas Verschwinden hatte er sie nie bei sich getragen, aber seither waren sie alle vorsichtiger geworden.
Das mussten sie auch.
Er runzelte die Stirn. »Ja, aber … «
»Wir werden sie brauchen.« Denn eine Lüge erkannte sie zehn Meilen gegen den Wind. »Bleib auf der Hut«, bat sie leise. »Jeden Augenblick.«
Dann ließ sie ihn los und öffnete die Tür.
In der Tür stand Deputy Vance Monroe. Er sah sich um, dann wieder zu ihr. »A… Agent Davenport, ich muss Ihnen etwas sagen.«
Weil er sie belogen hatte.
»Kommen Sie herein.«
Als er Luke sah, fragte er: »Kann ich … Sie allein sprechen?«
Sie musste Luke gar nicht anschauen, um zu wissen, dass er alle Muskeln anspannte. Was vollkommen überflüssig war – Monroe würde kein Gespräch unter vier Augen bekommen. »Luke ist mein Partner. Was Sie mir erzählen, geht auch ihn an.«
Vance ballte die knochigen Hände zu Fäusten. »Sie … Sie bringen ihn doch lebend her, oder?«
Er wusste, wo Lee war. Dessen war sie sicher gewesen. Monica hatte nur darauf gewartet, dass er die Nerven verlor. »Ich werde mein Möglichstes tun.«
Er rang mit sich. »Es ist nur … er kann es unmöglich getan haben. Es ist bestimmt nur … «
»Wo ist er?«, fragte Luke.
»Ich … ich kann es Ihnen zeigen. Allein werden Sie es nie finden. Eine alte Jagdhütte am Fluss. Eine ziemliche Bruchbude, aber Lee hat mich ein paarmal mit hingenommen.« Er schluckte wieder, und seine raue Stimme klang, als hätte er Halsschmerzen. »Er sagte, er fährt gern da raus, wenn er seine Ruhe will. Ursprünglich gehörte sie seinem alten Herrn.«
»Das hätten Sie uns früher sagen sollen«, sagte Monica. »Wir haben wertvolle Zeit verloren.«
»Ich wollte nicht … « Langsam öffneten sich seine Hände. »Ich wollte nicht, dass das Ganze zur Sensationsgeschichte wird mit Fernsehteams und weiß der Teufel was. Ich dachte, er käme bald zurück. Wenn er sich abregen muss, fährt er immer da raus, aber ich dachte wirklich, er käme zurück.«
Doch Stunden waren vergangen, und von Lee keine Spur.
Luke ließ Monroe nicht aus den Augen. »Wie viele Leute wissen von dieser Hütte?«
»Nicht viele. Sie liegt tief im Wald. Ziemlich abgelegen.«
Das perfekte Versteck.
»Kommen Sie«, beschwor Vance sie. »Wenn er dort ist, hole ich ihn raus. Ich kriege das hin, er ist mein Freund.«
Sie sah jetzt zu Luke, der nach kurzem Zögern nickte.
»Na schön.« Sie atmete durch und spürte das beruhigende Gewicht ihrer Ersatzpistole am linken Knöchel. »Sie sollen Ihren Willen haben. Aber wenn er bewaffnet rauskommt, sind alle Abmachungen null und nichtig.«
Sie hörte, wie er schluckte und ein Stoßgebet zum Himmel sandte.
»Kommen Sie mit erhobenen Händen raus.«
Das sagten sie den Killern immer. Aber sehr oft …
… kamen sie schießend raus.
»Lassen Sie mich den Sheriff holen«, sagte sie.
Doch Vance schüttelte den Kopf. »Wenn er es war … « Der Mann wurde noch
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