Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
Anblick des zweiten Blatts musste er einen Fluch unterdrücken. Ich weiß, wovor du Angst hast.
»Sieht aus wie dieselbe Handschrift.« Sie starrte das Papier an und biss sich auf die Unterlippe. »Der gleiche Bogen beim I, das w neigt sich weit nach rechts, und das g ist tief runtergezogen.«
Ihr fast schon fotografisches Gedächtnis war wirklich verblüffend.
»Schwer leserliche Handschrift«, flüsterte sie. »Schnell und wie in Eile hingekritzelt. Aber der Mann ist kein schlecht organisierter Killer. Er will, dass es so nachlässig aussieht.« Sie blickte zu ihm auf. »Wir schicken es an die SSD , die sollen eine komplette Handschriftenanalyse machen. Mein Instinkt sagt mir allerdings, es ist dieselbe Schrift.«
Der Knoten, den er im Magen spürte, sagte ihm das Gleiche. »Wir müssen das Original untersuchen.« Fingerabdrücke, Fasern, eventuell ließ sich sogar herausfinden, woher das Papier stammte. Eins hatte er beim FBI gelernt: Man durfte keine Möglichkeit außer Acht lassen.
»Wir schicken es Kenton per Express. Dann kann er gleich morgen anfangen.« Ihre Schultern schienen leicht nach unten zu sacken. »Das hier könnte schnell ziemlich übel werden.«
Er wusste, wovon sie sprach. Wie es aussah, hatte Davis recht gehabt, als er sie hinzugezogen hatte. Denn wenn in diesem verschlafenen Städtchen ein Serienmörder sein Unwesen trieb – und davon mussten sie jetzt wohl ausgehen – , würde bald noch mehr Blut fließen.
***
Stunden später erwachte Monica vom Quietschen einer Tür. Noch ehe sie die Augen richtig geöffnet hatte, hatte sie schon ihre Waffe in der Hand. Alte Gewohnheit.
Die Klimaanlage hatte sich in der Nacht ausgeschaltet. Ein dünner Schweißfilm überzog ihren Körper, das Tanktop klebte an ihrer Haut. Sie stieg aus dem Bett, die Waffe fest im Griff.
Schatten. Schweigen.
Sie hatte das Licht im Bad angelassen – eine weitere Gewohnheit, von der sie nicht lassen konnte – , und ein schwacher Lichtstrahl fiel auf den abgetretenen Teppich.
Da war niemand. Aber ihr Herz raste wie ein Rennpferd.
Eine Wagentür schlug zu.Draußen .
Der Motor sprang an, die Scheinwerfer gingen an und leuchteten durch den dünnen Vorhang in ihr Zimmer.
Verdammter Idiot.
Monica rannte zur Tür, riss sie auf und eilte nach draußen.
Sie sah nur noch die Rücklichter, die schnell verschwanden.
Was zum Teufel … ?
»Monica?«
Beim Klang der Stimme wirbelte sie herum, die Waffe im Anschlag. Luke trat aus seinem Zimmer. Er blieb stehen, die Arme abwehrend von sich gestreckt. »Vorsicht mit der Waffe.«
Sie holte tief Luft.
Sein Blick glitt nach unten, gleichzeitig schossen seine Brauen in die Höhe. »Schickes Outfit.«
Zum Teufel! In Shorts und Tanktop war sie nun wahrlich keine Femme fatale, aber … oh verdammt, vermutlich konnte er durch das dünne Top ihre Brustwarzen sehen.
Widerstrebend ließ sie die Schusswaffe sinken. »Hier draußen war irgendein Idiot, hat den Motor aufheulen lassen und mir ins Zimmer geleuchtet.«
Er nahm die Hände herunter. »Ach so, und dafür wolltest du ihm eine Kugel in den Kopf jagen?«
Armleuchter , dachte Monica, schüttelte den Kopf und drehte sich um. »Geh wieder ins Bett.«
»Komm mit zu mir.«
Verlockung.
Sie schluckte. »War mein Fehler vorhin.« Sie war Frau genug, um dazu zu stehen. Dante war ihre Schwäche. Eine Schwäche, gegen die sie sich schützen musste. »Wird nicht wieder passieren.« Der Fall kam an erster Stelle. Die Opfer.
Der Killer.
»Sieh zu, dass du deinen Schönheitsschlaf bekommst, Denton.«
Den wirst du brauchen, wenn du in dieser Abteilung bestehen willst , setzte sie in Gedanken hinzu und fuhr dann laut fort:»Sechs Uhr ist nicht mehr lange hin.« Sie wollte sich den Moffett-Tatort ansehen, bevor sie beim Sheriff vorbeifuhr und nochmals mit Hyde telefonierte.
Als sie die Tür öffnete, hörte sie ihn flüstern: »Vielleicht passiert es nie wieder. Möglicherweise aber doch.«
Möglicherweise.
Monica zögerte, dann sagte sie: »Ich kann dir nicht geben, was du willst.« Brutal ehrlich. Das hatte er verdient. Auch damals hätte sie ihm die Wahrheit sagen müssen, aber sie war zu ängstlich gewesen. Sie hatte ihn gewollt, sie hatte ihn sich geschnappt, und sie hatte mehr gewollt.
Aber sie war nicht die Frau, die hinter einem Gartenzaun endete. ›Bis dass der Tod euch scheidet‹ gab es für sie nicht. Keine Kinder. Kein Ehemann. Das war ihr schon vor langer Zeit klar geworden.
»Du weißt doch gar nicht, was ich
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