Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
Flinte mit Zielfernrohr wäre das von der Position nördlich des Hauses aus so leicht gewesen, als würde man Fische in einer Tonne erschießen.«
Sheriff Davis wurde blass. Er schluckte.
»Da wir es mit einem sadistischen Irren zu tun haben, der gern spielt«, fügte Luke hinzu, »würde ich überdies wetten, dass er ihm versprochen hat, ihn zu verschonen, wenn er uns tötet.« Er hatte Jones eine Chance gegeben . ›Töte die Agenten, dann lasse ich dich am Leben.‹
»Was eine Lüge war«, warf Monica ein. »Der Täter lässt seine Opfer nicht am Leben.«
Nein. Der Mord an Laura Billings bewies das. Sie war hier mit ihnen in diesem Raum, eingeschlossen in der Kälte, nur wenige Meter entfernt.
***
Er fesselte sie nach allen Regeln der Kunst an den Stuhl. Dann sah er zu, wie Special Agent Sam Kennedys Kopf nach vorne sank. Sie würde eine Weile bewusstlos sein.
Noch war nicht die Zeit für Spiele. Noch nicht. Aber bald.
Würde sie weinen wie die andern? Genauso leicht zu brechen sein? Betteln?
Er hätte darauf gewettet.
Sie ließen sich immer brechen.
Immer.
Wie man seine Beute brach, war seine erste Lektion gewesen. Die erste von vielen, die er gelernt hatte, und er hatte schnell gelernt.
»Samantha«, wisperte er. Er wusste bereits alles über sie, was von Bedeutung war. Sie war nicht die Einzige, die wusste, wie man sich in Computersysteme hackte.
Um seine Beute zu brechen, musste man sie kennenlernen. Manchen Leuten sah man sofort an, wovor sie Angst hatten. Diese Leute bettelten oft geradezu um Aufmerksamkeit.
Andere – wie Davenport – verbargen ihre Ängste. Sie taten, als seien sie stark, obwohl sie in Wirklichkeit schwach und furchtsam waren.
Er konnte allen Angst machen. Er konnte alle dazu bringen, ihn anzuflehen.
So viele beschissene Jahre hatte er versucht, ein normales Leben zu führen. Hatte versucht, sich anzupassen, bis ihm klar geworden war, dass es sinnlos war, normal sein zu wollen.
Nicht normal zu sein war deutlich besser.
Er nahm das Messer und ließ es so in der Hand kreisen, dass die Klinge leicht über seine Fingerkuppen strich. Sam war hübsch. Er hob das Messer und ließ die Schneide sanft über ihre Wange gleiten.
Auch Patty war attraktiv gewesen. Anfangs. Als er mit ihr fertig war, war sie richtig schön.
Ganz leicht bohrte er das Messer in Samanthas Haut, und ein Blutstropfen glitt ihr Gesicht hinunter. »Dich mache ich auch zu einer Schönheit«, versprach er. Der Tod verlieh den Menschen eine ganz eigene Schönheit. Wenn Samantha erst aufgebläht war, die Blutgefäße in ihren Augen geplatzt und die Lippen blau angelaufen waren … dann würde Samantha Kennedy genauso umwerfend aussehen wie Patty.
Genauso zauberhaft wie all die anderen.
Er ließ die blutige Messerspitze Samanthas Hals entlang und dann weiter nach unten, zwischen ihre Brüste, wandern.
Er biss die Zähne zusammen. Wenn sie schliefen, machte es keinen Spaß. Solange Samantha nicht bei Bewusstsein war, konnte sie auch nicht betteln. Er hob den Blick und starrte aus dem Fenster. Das Messer war sowieso nicht für sie, auch wenn er es genoss, die Klinge in die Hand zu nehmen.
Nein. Sam hatte keine Angst vor Messern. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er wusste, wovor sie Angst hatte.
***
»Hank!« Eine kleine rotgelockte Frau stürzte in den Raum. Es war Lily, die Assistentin des Sheriffs, die gleichzeitig auch seine Ehefrau war. »Ich, äh … « Sie warf einen Blick auf die zugedeckte Bahre und sah sofort wieder weg. »Wir haben ein Problem.«
Verdammt. Das klang nicht gut. Luke sah zu Monica, die genauso beunruhigt wirkte.
»Sag der Presse, dass sie keine neuen Informationen mehr zu erwarten hat.« Davis verschränkte die Arme. »Egal wie sich dieser Idiot von Kanal Fünf aufführt – sag ihm einfach … «
»Die … « Ein ängstlicher Blick in Richtung Luke. Er erwiderte ihn und versuchte, harmlos zu wirken. Sie räusperte sich. »Die Agentin ist verschwunden.«
Davis kniff die Augen zusammen. »Lee holt sie in Gulfport ab. Sie müssten in einer halben Stunde hier sein.«
»Entschuldigen Sie.« Luke hob eine Braue und wartete, bis der Sheriff ihn ansah. »Wen holt Lee ab?« Dass es sich um eine weitere FBI -Agentin handelte, hatte er durchaus kapiert. Aber warum wusste er nichts davon?
Davis runzelte die Stirn. »Haben Sie die Nachricht nicht bekommen, die ich im Motel für Sie hinterlassen habe?«
»Nein.« Den Rezeptionisten würde er sich vorknöpfen, sobald er wieder im
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