Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
dicht an ihrem Ohr flüstern. »Alles bestens.«
Sie gingen. Er hatte den Arm um ihre Taille gelegt. Schwer und hart. Sie konnte nicht sprechen. Konnte nichts sehen. Stimmte etwas mit ihrer Brille nicht? Nein, ihre Brille war weg, und alles verschwamm vor ihren Augen.
»Ja, Liebling, du hast mir auch gefehlt«, hörte sie ihn sagen. Seine Stimme war zu laut. Warum sagte er das? Was …
Ihre Knie gaben nach. Er hob sie an. Setzte sie … was ? Wie waren sie auf den Parkplatz gekommen? Denn sie spürte den Sitz eines Autos unter ihren Beinen. Eine Tür fiel zu.
Sie tastete nach dem Türgriff. Sie musste raus. Irgendetwas stimmte nicht. Ihr war übel.
Er schlug sie. Mitten ins Gesicht. »Du bleibst hier, du Miststück.« Trotz der wachsenden Benommenheit, die nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren Verstand lähmte, machte sich Angst in ihr breit.
Undeutlich sah sie Zähne blitzen. »Du wirst mir helfen«, sagte er grinsend.
Sie versuchte, den Kopf zu schütteln. Sie musste ihre Waffe …
»Arme kleine Samantha.« Er ließ den Motor an. Nein, nein – er fuhr mit ihr davon, und sie konnte die Augen einfach nicht offen halten.
»L… lassen Sie … mich aussteigen«, brachte sie mühsam heraus. Sie hatte ihn anschreien wollen, doch mehr als ein Flüstern kam nicht über ihre Lippen.
Er pfiff gut aufgelegt vor sich hin, so laut, dass ihr der Kopf dröhnte.
Dann, kurz bevor sie das Bewusstsein verlor, hörte sie ihn sagen: »Sagen Sie, Agent, gibt es etwas, wovor Sie sich fürchten?«
Mit Sicherheit.
***
»Davis, Sie können jetzt nicht an die Öffentlichkeit gehen.« Monica lief vor dem Leichnam auf und ab und rang die Hände. »Der Serienmörder ist noch auf freiem Fuß. Dieser Mann hier«, sie wies auf das Laken, »ist ein weiteres Opfer.«
Die Kühlfächer des Pathologen füllten sich rasch mit Leichen. Dabei hasste Luke nichts mehr als Leichenschauhäuser.
»Jones war nicht einen Tag seines Lebens ein Opfer.« Nervös klopfte der Sheriff mit dem Fuß auf den Fliesenboden. »Nicht einen Tag.«
Monica verkniff sich die Frage: Nicht mal an dem Tag, als er mit ansehen musste, wie Sie seinen Vater erschossen haben?
»Warten Sie, Sheriff.« Dr. Cotton kratzte das untere seiner beiden Kinne. »Ich habe tatsächlich Verletzungen an Fußknöcheln und Handgelenken gefunden, die nahelegen … «
»Dass er gefesselt war«, vollendete Monica den Satz. »Unser Killer hat ihn gefesselt und … «
»Ja, und was? Ihm eine Waffe in die Hand gedrückt und gesagt: Junge, tu mir einen Gefallen und erschieß die beiden Agenten?«
Luke kniff die Augen zusammen. Vielleicht musste man Davis ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Er hatte sich in Schale geworfen und gründlich rasiert. Anscheinend hatte er sich auf seine große Stunde im Rampenlicht vorbereitet. Eine Stunde, die leider nicht kommen würde.
»Sagen Sie mir mal eins.« Monicas Stimme klang begütigend. »Wenn Sie mit ansehen müssten, wie jemand Ihren Vater vor Ihren Augen mitten auf der Straße niederschießt – wovor würden Sie sich am meisten fürchten?«
Davis sackte in sich zusammen. »Das war Notwehr. Wir hatten ihn zigmal aufgefordert, die Waffe fallen zu lassen. Er versuchte, auf uns zu schießen. Er … «
»Wovor würden Sie sich fürchten?«
Davis’ Kiefer mahlten. »Das ist hypothetisch.«
»Ich sage Ihnen mal, was ich glaube. Ich glaube, unser Killer hat sich Jones geschnappt. Ich glaube, er wusste alles über Jeremy. Er hat ihn gefangen gehalten, und dann hat er ihn vor die Wahl gestellt.«
»Wieso hätte er das tun sollen?«, fragte Luke. Wieso hätte er bei Jeremy die Spielregeln ändern sollen?
»Weil er ein kranker Wichser ist.« Sie betonte jede Silbe.
»Eine kranke Leiche.« Davis fuhr sich mit zitternden Fingern durch die Haare, womit sich seine makellose Erscheinung sogleich erledigt hatte.
»Er ist nicht tot«, versicherte Monica ihm. »Definitiv nicht. Der Dreckskerl hat mich heute wieder angerufen.«
Sheriff Davis wurde blass. Er wusste von dem ersten Anruf – sie hatten ihn darüber informiert. Er holte tief Luft. »Sind Sie sicher, dass er es war?«
»Dieselbe verzerrte Stimme. Dieselben Drohungen. Es war eindeutig der Killer. Er benutzt die Mobiltelefone seiner Opfer, damit wir wissen, dass er der Täter war. Den letzten Mord konnte er nicht unkommentiert lassen. Er wollte, dass wir Bescheid wissen.«
Dass Monica Bescheid weiß , dachte Luke. Der Mörder hatte angerufen, weil sie wissen sollte,
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