Echo der Liebe
Hotdog, dann als Sonnenblume mit großen Blüten und grünen Filzblättern.
Cora erzählte, dass sie früher für Julie ununterbrochen genäht hatte und auch heute noch für ihre Enkelinnen Kostüme schneiderte. Ungefähr auf der Hälfte des Albums war Rance zum ersten Mal zu sehen - ein herumkaspernder Teenager, der mit Julie ein altes Auto wusch. Oder als gut aussehender junger Mann, der stolz beim Abschlussball neben Julie stand. Dann kam die Hochzeit. Später gab es Fotos mit Julie und den Kindern. Ihr Strahlen schien die Fotos zu erleuchten. Fotos von Picknicks, von Urlaubsreisen. Echo fragte sich, ob irgendjemandem aufgefallen war, dass Julies Lächeln im Laufe der Jahre beinahe unmerklich schmaler geworden war.
Als sie das Album zuklappten, kläffte Avalon leise, und alle sahen auf. Rance beobachtete sie vom Rasen aus. Sein Gesicht lag im Schatten, doch als er auf sie zukam, lächelte er.
Echo Herz schien stillzustehen.
"Ich hoffe, ich habe das Essen nicht verpasst", sagte er.
Avalon lief auf ihn zu, und Echo beobachtete stumm, wie er sich vorbeugte, um ihren Kopf zu tätscheln.
"Wir haben noch nicht gegessen", informierte Rianna ihren Vater.
"Gut." Er sah Echo an, während er näher kam. Und dann fiel sein Blick kurz auf das Fotoalbum.
"Ich hole dir eine Limonade", bemerkte Cora und drückte das Album an die Brust, als fürchtete sie, er könnte es ihr entreißen.
"Danke", erwiderte er leise.
Cora verschwand im Haus. Rianna und Maeve folgten ihr. Avalon wartete, bis Rance saß, dann legte sie sich zu seinen Füßen.
"Langer Tag?", fragte Echo, als sie seine müden Augen sah. Am liebsten hätte sie ihm über das leicht zerzauste Haar gestrichen.
"Wie immer. Wie ich sehe, hat Cora Ihnen eines ihrer Fotoalben gezeigt."
Sie nickte. "Julie war sehr schön."
Das quittierte Rance mit einem kurzen Nicken. Dann entspannte er sich ein wenig.
Rianna kam mit einem Glas Limonade zurück. "Gehen wir an die Börse?", wandte sie sich wie eine Erwachsene an ihren Vater.
Ihre Worte hingen einen Moment in der Luft, dann lachte Rance. "Das ist noch nicht beschlossen. Im Augenblick ist McKettrickCo noch immer ein Familienunternehmen."
Am liebsten hätte Echo gefragt, auf welcher Seite Rance stand, beschloss dann aber, dass sie das nichts anging.
"Sind wir dafür oder dagegen?", kam Rianna ihr zu Hilfe.
"Wir sind uns nicht sicher", antwortete Rance.
"Und Onkel Jesse?"
"Nicht sicher."
"Onkel Keegan ist auf jeden Fall dagegen", verkündete Rianna.
"Das kann man wohl sagen", bestätigte Rance. "Für ihn wäre es eine schreckliche Vorstellung, künftig das Leben einfach nur zu genießen.«
"Was würdest du tun, Daddy? Wenn du nicht mehr arbeiten müsstest, meine ich?" Rianna sah ihn so hoffnungsvoll an, dass Echo wegschauen musste.
"Ich würde mehr Zeit mit dir und deiner Schwester verbringen."
In diesem Moment sah Rianna ihrer Mutter trotz des dunklen Haars so ähnlich, als wäre sie wieder lebendig geworden. Sie strahlte. "Das wäre schön."
Rance trank einen Schluck Limonade. "Das wäre allerdings schön", bestätigte er.
Maeve kam mit einem Stapel Teller und Besteck aus der Hintertür. Cora folgte ihr und stellte eine blau-weiße Auflaufform auf den Tisch. Avalon schnüffelte anerkennend, woraufhin Cora ihr einen gefüllten Teller auf den Boden stellte.
"Ich hoffe, das stört Sie nicht", sicherte sie sich vorher bei Echo ab.
"Nein, das stört mich nicht", flüsterte Echo, die wie schon am Abend zuvor wünschte, die Zeit würde einfach stillstehen, anstatt zu vergehen und davonzufließen wie der kleine Bach vor dem Haus auf der Ranch. Da die Zeit aber nun einmal nicht stillstehen konnte, verstaute sie das anheimelnde Bild in ihrem geistigen Fotoalbum, in dem sie nur die wertvollsten Erinnerungen aufbewahrte.
Kapitel 6
In Coras Garten wurde es langsam dunkel. Die Mädchen spielten mit Avalon, und nachdem alle beschlossen hatten, sich zu duzen, goss Cora ihre Blumenbeete, während Echo und Rance still am abgeräumten Tisch saßen. Echos Gesicht drückte deutlich ihre Gefühle aus - eine Ahnung von einem neuen Anfang, gemischt mit der unangenehmen Überzeugung, dass sie sich auf gefährlichem Grund bewegte. Rance betrachtete das Gesicht wachsam und fasziniert. Es war ruhig und nachdenklich, als sie mit einem kleinen Lächeln die Kinder und den Hund beobachtete. Doch schon eine Sekunde später verdunkelte ein besorgter Schatten die gerade noch entspannten Züge. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl
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