Echo der Liebe
Couch. Cora hatte einen alten Quilt über sie gebreitet, der früher Julie gehört hatte. Sie legte einen Finger an die Lippen, dann bedeutete sie ihm, dass er ihr in die Küche folgen sollte. Das Fotoalbum, das sie sich vorher mit Echo angesehen hatte, lag auf dem Tisch.
"Ich könnte Kaffee kochen", sagte Cora.
Doch Rance schüttelte den Kopf.
"Du kannst die Mädchen heute Nacht hier lassen." Sie lächelte.
Nickend zog er sich einen Stuhl zurück und setzte sich. Das Haus auf der Ranch war groß und ohne seine Töchter auch sehr leer. Insofern zog ihn nichts dorthin.
"Alles in Ordnung, Rance?"
Er seufzte, dann legte er eine Hand auf das Fotoalbum. Eine alte, abgrundtiefe Trauer erfüllte ihn. "Mir geht es gut."
"Lass sie gehen", bat Cora leise. Julie, meine ich."
Verdammt, sie mussten über so vieles sprechen. Aber jedes Mal, wenn Rance kurz davor war, das Thema anzuschneiden, verspürte er einen so schneidenden Schmerz, dass er kaum noch Luft bekam. Er hatte Angst zusammenzubrechen, und das konnte er sich nicht erlauben - nicht vor Cora.
Dabei hatte er schon viele Verluste erlebt. Seine Eltern hatten sich scheiden lassen, als er aufs College ging, nachdem seine jüngere Schwester Cassidy an Leukämie gestorben war. Sie war erst siebzehn gewesen.
Siebzehn.
Wo blieb da die Gerechtigkeit?
Und wenn nun noch einmal so etwas Grauenvolles geschah? Mit Maeve oder Rianna? Wenn eine von ihnen diese Krankheit von Cassidy geerbt hatte?
"Das habe ich", erwiderte er schließlich. "Ich habe Julie gehen lassen."
"Hast du?" Cora setzte sich zu ihm an den Tisch.
Rance rieb sich das Kinn, spürte die Stoppeln und eine tiefe Müdigkeit. Auf einmal hatte er McKettrickCo satt, das berufliche Gezerre, hinter dem er sich so lange versteckt hatte. Plötzlich wollte er einfach nur Rancher sein wie Generationen von McKettricks vor ihm. Er wollte Rinder züchten, Heu einbringen und reiten. Alle Anzüge aus seinem Kleiderschrank werfen und Jeans, Hemd und Stiefel tragen wie Jesse. Den Geländewagen verkaufen und einen Pick-up fahren.
Bei der Vorstellung lachte er leise.
"Was ist los?", fragte Cora sanft.
Er konnte sie nicht ansehen. "Hast du dir jemals gewünscht, etwas anderes aus deinem Leben gemacht zu haben?"
"Nicht eine einzige Sekunde. Ich würde Mike Tellington noch einmal heiraten. Und meine Tochter genau so aufziehen, wie ich es getan habe. Und ich würde auch das Curl and Twirl wieder eröffnen."
Jetzt sah er sie doch an. "Es war nicht immer leicht für dich.« Er kam sich wie ein Idiot vor.
"Es war nicht so schlimm, Rance. Natürlich war es schwer, erst Mike zu verlieren und dann Julie. Aber ich habe Rianna und Maeve. Ich versuche immer, an das zu denken, was ich habe, nicht an das, was mir fehlt."
"Du bist eine sehr kluge Frau, Cora."
Sie schnaubte leise. "Ich weiß nicht, ob ich klug bin. Aber zumindest bin ich sehr dankbar."
Darüber dachte Rance schweigend nach. Er besaß eine Menge, wofür er dankbar sein konnte, Rianna und Maeve natürlich, aber auch seine Herkunft, seine Familie. Und doch fühlte er sich oft so leer. Als ob ein kalter, bitterer Wind durch seinen Körper führe, der sich nie legte.
"Und du, Rance? Was würdest du ändern, wenn du die Zeit zurückdrehen könntest?"
Ich wäre da gewesen, als Julie sich auf dieses Pferd gesetzt hat." Julie hatte sich beim Hindernisreiten das Genick gebrochen. Damals war Rance in Hongkong gewesen, hatte Geschäfte abgeschlossen und harte Verhandlungen geführt, für die er so bekannt war. Damals war ihm das alles so verdammt wichtig vorgekommen.
Vorsichtig berührte Cora seine Hand. "Nicht, Rance. Julie war sofort tot, du hättest nichts mehr für sie tun können."
Seine Augen brannten. "Du musstest dich um alles kümmern. Um die Mädchen. Um die Beerdigung. Und das bei all deiner Trauer."
Nun hatte auch Cora Schwierigkeiten, ihm in die Augen zu sehen, und ihre Stimme klang erstickt. "In solchen Situationen tut man eben, was getan werden muss. Natürlich wünschte ich, du wärst da gewesen, Rance, aber ich mache dir keine Vorwürfe."
Sie schwiegen lange.
"Es war nicht perfekt", sagte er plötzlich. Näher wagte er sich nicht an die Wahrheit heran, die hinter der so respektablen Fassade seiner Erinnerungen lag. "Aber ich habe Julie geliebt."
"Natürlich hast du das. Und sie hat dich geliebt. Du warst ihr ein guter Mann, Rance, und ein guter Vater. Niemand hätte mehr von dir verlangen können."
Julie hatte mehr von ihm verlangt. Viel mehr. Und er
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