Echo der Liebe
hatte sie immer mit irgendwelchen Ausreden abgespeist, in der Annahme, dass er alle Zeit der Welt hätte. Wenn er seinen verdammten Stolz überwunden hätte, wenn er ihr nur einen Schritt entgegengekommen wäre, würde Julie heute vielleicht noch leben.
"Das Leben geht weiter, Rance." Cora drückte seine Hand. "Und es nimmt uns mit, egal, wie sehr wir uns manchmal auch dagegen wehren. Als sie den Sarg meiner Julie in die Erde senkten, wollte ich auch sterben. Direkt dort am Grab. Aber ich musste auch an Rianna und Maeve denken. Ich musste weiterleben."
Rance nickte, dann blickte er zur Seite und blinzelte heftig.
"Du bist schon zu lange in diesem Stillstand gefangen", fuhr Cora fort. "Aber du bist noch jung. Du hast zwei Töchter. Rance, du musst nach vorn sehen."
Genau wie Cora hatte er auch gar keine andere Wahl, und es war höchste Zeit, das endlich zu akzeptieren und nicht länger vor einer Vergangenheit davon zu laufen, die er sowieso nicht ändern konnte.
"Darf ich heute Nacht hierbleiben, in der kleinen Kammer neben dem Wohnzimmer?", brachte er mühsam heraus.
In Cora Augen glänzten Tränen der Trauer und des Glücks zugleich. "Fühl dich wie zu Hause, mein junge", lud sie ihn ein.
Kapitel 7
Du willst was tun?", fragte Keegan an nächsten Morgen. Er beugte sich über seinen blank polierten Schreibtisch nach vorn, beide Hände auf die Tischplatte gestützt.
"Du hast ihn schon verstanden", bemerkte Jesse vom Fenster aus. "Unser guter alter Rance kommt langsam wieder zur Vernunft."
"Zur Vernunft?", wiederholte Keegan aufgebracht. Er sah aus, als würde jeden Moment irgendwo in seinem Körper eine Ader platzen. "Er hat seinen verdammten Verstand verloren! «
Rance seufzte. "Hol erst mal Luft, Keeg."
Immer noch rasend warf Keegan sich in seinem Stuhl zurück und riss die Hände in die Höhe. "Verdammt noch mal, Rance!", schrie er. "Du kannst nicht alles, wofür diese Familie in den letzen fünfzig Jahre gearbeitet hat, einfach so über Bord werfen."
"Klar kann er", widersprach Jesse.
"Du hältst dich da raus!", brüllte Keegan.
Jesse zuckte nicht einmal zusammen, er grinste nur verächtlich.
Die Bürotür öffnete sich einen Spalt, Myrna Terp steckte den Kopf herein. "Ist hier alles in Ordnung?", fragte sie. Da sie selbst drei Söhne großgezogen hatte - Morgan, Virgil und Wyatt -kannte Myrna sich mit derlei Auseinandersetzungen aus.
"Ja", polterte Keegan.
"Alles in Ordnung", bestätigte Jesse gefasst. "Rance will aus der Firma aussteigen und sich um seine Farm kümmern, das ist alles."
Myrna öffnete den Mund, schloss ihn wieder und schloss dann leise die Tür hinter sich.
Völlig ermattet sank Keegan zurück und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen.
"Du nimmst das viel zu schwer", beruhigte Rance ihn. "Ich verkaufe ja nicht etwa meine Anteile und ziehe nach China."
Daraufhin ließ Keegan die Hände sinken und starrte Rance an, als hätte er ihn noch nie zuvor im Leben gesehen. "Es ist diese Frau, nicht wahr?" Seine Stimme war gefährlich leise. "Die mit dem rosa Auto."
"Echo hat damit nichts zu tun. Ich habe zwei Töchter, um die ich mich kümmern muss, Keegan. Und ich habe mehr Geld, als deren Enkelkinder jemals ausgeben könnten. Wozu brauche ich also diesen Job?", wehrte Rance ab.
Jesse klatschte leise und langsam. Dafür erntete er einen mörderischen Blick von Keegan.
"Vielleicht willst du dich ja gern zu Tode arbeiten«, fuhr Rance fort. "Aber ich nicht."
"Es ist diese Frau", insistierte Keegan grimmig. An seiner Schläfe begann eine Vene zu pochen, er biss die Zähne fest zusammen.
"Nein, es ist nicht diese Frau."
Nun verdrehte Jesse die Augen. "Natürlich ist es diese Frau, Rance. Bevor sie in die Stadt kam, hättest du am liebsten Filialen auf anderen Planeten eröffnet."
"Auf wessen Seite stehst du eigentlich?", fragte Rance.
Jesse ignorierte die Frage.
"Das wirst du bereuen." Keegan sah Rance böse an. "Rinder kaufen. Heu einbringen, um Himmels willen. Du bist Geschäftsmann, Rance, kein Bauer."
"Ich bin ein McKettrick", betonte Rance. "Die Ranch, Triple M, liegt mir im Blut."
"Na schön", schimpfte Keegan. "Reite über die Farm. Sitz am Lagerfeuer herum und sing mit den Kojoten, wenn du magst. Innerhalb von sechs Monaten wirst du dich zu Tode langweilen und zurückkommen wollen. Das Problem ist nur, dass es McKettrickCo dann nicht mehr geben wird."
"Du brauchst Urlaub", sagte Jesse zu Keegan. Jahr irgendwo hin und lass dich flachlegen."
"Halt die Klappe.
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