Echo der Liebe
jetzt brauchte sie nur noch Kunden.
Ob sie kommen würden?
Aufgeregt knabberte Echo an der Unterlippe. Bestimmt, dachte sie dann voller Optimismus. Ganz bestimmt würden einige Leute kommen, wenn auch nur aus reiner Neugier. Doch wenn sie sich gut aufgehoben fühlten, würden sie wiederkommen.
Zwar dachte sie kurz daran, was Rance über die Buchhandelsketten gesagt hatte, schob den Gedanken aber dann schnell zur Seite. Sie war viel zu aufgeregt, um sich entmutigen zu lassen.
Sie ging mit Avalon ins Haus und schloss hinter sich ab. Noch besaß sie weder ein Sicherheitsschloss noch eine Kette, aber sie hatte Eddie Walters deshalb bereits angerufen.
Sie duschte schnell, schlang im Bademantel eine Portion Rührei und Toast hinunter und betrachtete die Garderobe, die sie sich für ihren ersten Arbeitstag ausgesucht hatte. Der leichte dunkelblaue Nadelstreifenanzug war ihr gestern Abend noch passend erschienen, doch jetzt kam er ihr ein wenig steif vor. So würde sich ein Banker anziehen, bevor er eine Kreditanfrage ablehnte.
Nicht gut, dachte Echo. Die Hälfte ihrer Garderobe lag noch immer in Umzugskisten, in ihrem kleinen Kleiderschrank hingen überwiegend Sommerkleidchen, Tops und Jeans.
Aber Jeans waren auch nicht das Richtige. Sie wollte nicht zu zwanglos auftreten. Fließende Stoffe gingen auch nicht. Auch wenn sie Tarotkarten besaß und den einen oder anderen Kristall, so wollte sie doch nicht aussehen wie Glenda, die gute Hexe. Wie Rance angedeutet hatte, waren sie in Indian Rock, nicht in Sedona.
Schließlich entschied sie sich für ein blaues Kleid mit winzigen weißen Punkten. In Chicago hatte sie es bei zwanglosen Mittagessen und Benefizveranstaltungen getragen - meist mit der schlichten Perlenkette, die Justin ihr kurz vor der geplatzten Hochzeit geschenkt hatte.
Diese Perlenkette hatte sie zusammen mit ihrem Brautstrauß aus Plastik einer Casinoangestellten in Las Vegas geschenkt, einer traurig aussehenden Frau, die die Aschenbecher ausleerte. Als sie jetzt an diesen beschämenden Tag zurückdachte, an dem sie festlich gekleidet vergeblich auf ihren Bräutigam gewartet hatte, musste sie lächeln. Danke, Justin, dachte sie zum ersten Mal. Danke.
Nachdem sie sich angezogen und wie immer etwas Lipgloss und Wimperntusche aufgetragen hatte, drehte sie sich um. Zwar war nur Avalon da, um sie anzusehen, aber das reichte.
"Showtime", verkündete sie dem Hund.
Avalon hechelte und schenkte ihr ein Hundelächeln.
Draußen warteten bereits Cora, Rianna, Maeve und noch einige andere Leute vor der Tür und lächelten ihr durchs Schaufenster zu. Cora winkte mit einer riesigen Tortenschachtel. Strahlend öffnete Echo die Tür, um sie hereinzulassen, und es störte sie nicht im Geringsten, dass Rance nicht gekommen war.
"Daddy hat eine ganze Rinderherde gekauft!", verkündete Rianna in der Sekunde, in der sie den Laden betrat. "Ganz viele Lastwagen voll mit Rindern."
"Er wird Rancher", fügte Maeve feierlich hinzu. "Und er trägt jetzt Stiefel, genau wie Onkel Jesse, die heißen hier Scheißetreter."
"Maeve McKettrick", schimpfte Cora, die umständlich die Tortenschachtel auf dem Tresen abstellte. "Nicht solche Ausdrücke!"
"Granny hat dir einen Kuchen gekauft", erklärte Rianna. "Der ist in der Schachtel."
"Ich habe auch Pappteller, Plastikgabeln und Servietten", sagte Cora. "Ich hole sie nur schnell aus dem Auto."
Cheyenne Bridges, die Echo kurz auf Riannas Geburtstagsparty getroffen hatte, stellte ihre Mutter Ayanna vor und erklärte, dass ihr Bruder Mitch später mit Jesse kommen würde. Dann tauchte Sierra auf, begleitet von einer schlanken Frau mit riesigen blauen Augen und einem fantastischen Haarschnitt. Sie trug Jeans, Stiefel und einen schwarzen Rollkragenpullover aus Kaschmir. "Echo Wells", stellte Sierra vor. "Und das ist meine Schwester Meg McKettrick."
Lächelnd reichte Meg Echo die Hand. "Hallo. Es wird höchste Zeit, dass hier eine Buchhandlung eröffnet."
Sierra musterte den Laden bereits prüfend. "Amen", stimmte sie zu.
Eine Sekunde später kam Cora mit einer prallen Einkaufstasche zurück. Sie winkte Echo zu sich und enthüllte stolz die Buttercremetorte, auf die mit blauem Zuckerguss "Willkommen in Indian Rock, Echo Wells" geschrieben war.
Nie zuvor hatte Echo ihren eigenen Namen auf einer Torte gesehen. Ihre Augen brannten, und einen Moment lang konnte sie nicht sprechen.
Aufmerksam wie immer drückte Cora ihren Arm. Stell du dich jetzt mal hinter den Tresen, dann mache ich ein
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