Echo der Vergangenheit (German Edition)
los.
Sie holte tief Luft und eilte hinter dem Kind her.
»Meine Fresse«, flüsterte Garrison.
»Oh ja!«, schrie Rick.
Dann stürmten alle Feuerwehrleute gleichzeitig zu Lora hin, jubelten und schrien durcheinander. Auch die Mutter rannte mit dem Säugling im Arm zu ihrem Sohn, und diesmal hielt sie niemand zurück.
Lora.
Sie wirkte so klein, als die anderen sich um sie herum drängten. So schwach vor dem Hintergrund des brennenden Hauses.
Ein Auto kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Kenton warf einen Blick über die Schulter und sah einen Mann herausspringen. »Jennifer!«, schrie er. In seiner Stimme lag Angst. Völlig geschockt starrte er auf das brennende Haus. »Jennifer! Brian!«
Der Vater.
Kenton eilte zu ihm. »Sie sind alle draußen.«
Der Typ schwankte.
»Da drüben.« Kenton wies auf den Krankenwagen, der nicht weit entfernt stand. Die Sanitäter luden gerade den Jungen ein. Jennifer strich ihm weinend die feuchten Strähnen aus der Stirn.
Sie weinte, aber gleichzeitig strahlte sie übers ganze Gesicht.
Auch Lora hatte nur Augen für den Jungen. Liebevoll wuschelte sie ihm das Haar. Ihr Lächeln war so schön, dass es Kenton fast das Herz zerriss.
Hinter ihm blitzten Fotoapparate. Der Wagen eines Nachrichtensenders kam die Straße entlanggeschossen. Jennifer umarmte Lora und ließ sie lange nicht wieder los.
Eine Geschichte für die erste Seite, das würde das Ganze morgen sein. Nur ein weiterer Aufmacher.
Aber in diesem Augenblick war es sehr viel mehr.
***
»Der Mann, den wir suchen, hat Narben«, sagte Monica. Jon runzelte die Stirn. »Das schließe ich daraus, wie er über den Kontakt mit dem Feuer gesprochen hat.« Darauf hätte sie schon früher den Schwerpunkt legen sollen. »Er hat es zu spüren bekommen. Wir suchen nach jemandem, der Brandwunden erlitten hat.«
»Das grenzt den Personenkreis deutlich ein«, antwortete Sam.
»Korrekt«, stimmte Luke zu, der hinter Monica stand, »und wenn du recht hast, schließt es Malone aus. Der Stripper ist sauber.«
Das sah Monica auch so. »Wir müssen in den Kliniken nachfragen und eine Liste der Patienten mit Brandwunden zusammenstellen.«
»Du weißt schon, dass es so etwas wie ärztliche Schweigepflicht gibt, Davenport?«, fragte Jon.
Monica warf Sam einen Blick zu. Sich in die Aufzeichnungen eines Krankenhauses zu hacken war für sie ein Leichtes. »Wir brauchen die Aufzeichnungen der letzten fünfundzwanzig bis dreißig Jahre.«
»So einen langen Zeitraum?« Luke schob sich an Monica vorbei und sah ins Vernehmungszimmer. Malone hatte sich wieder angezogen, saß am Tisch und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Er wirkte genervt, aber nicht besorgt.
Weil er nichts zu verbergen hatte.
»So einen langen Zeitraum«, nickte Monica. Die meisten Brandstifter spielten schon als Kinder mit Feuer, wenn sie noch ziemlich ungeschickt waren, und mit den kleinen Händen machte man schnell mal einen Fehler und verbrannte sich.
»Konzentrier dich auf die Kliniken von Charlottesville und vielleicht noch auf die im Umkreis von fünfzig Meilen. Weiter nicht, unser Mann stammt aus der Gegend.«
Die Frage war nur: Warum hatte er sechs Monate lang nicht gemordet? Wieso hatte er aufgehört und dann plötzlich so rachsüchtig aufs Neue zugeschlagen? Was war der Auslöser gewesen?
Wenn sie den Auslöser fanden, hatten sie den Killer.
***
Sieben Uhr morgens.
Kenton hatte sich im Hintergrund gehalten. Er hatte beobachtet, wie Lora den Brandort gesichert hatte, und gewartet, bis das Feuer nur noch Rauch und Asche gewesen war.
Er hatte zugesehen, wie die Medienleute gefahren waren. Er hatte die Befriedigung in den Mienen der Feuerwehrleute gesehen und die Mischung aus Erleichterung und Verzweiflung in denen der Familie.
Unendlich langsam war die Zeit dahingeschlichen. Diese Stunden hatten einfach nicht vergehen wollen.
Jetzt waren sie wieder auf der Feuerwache. Die beiden Uniformierten hatte er nach Hause geschickt, weil er vorhatte, selbst bei Lora zu bleiben. Die Feuerwehrleute schrieben ihren Bericht. Das neue Team war eingetroffen, wurde eingewiesen, und gleich würde Lora gehen können.
Mit ihm.
Sie trug ein schneeweißes T-Shirt. Das blonde Haar hatte sie gewaschen, und es schmiegte sich in feinen Wellen um ihr Gesicht. Keine Schminke, nicht hier. Nur schöne, glänzende Haut. Unter ihren Augen lagen leichte Schatten, denn Lora war entkräftet. Kein Wunder. Ihre Lippen waren bleich, aber als sie auf ihn zukam, zuckten ihre
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