Echo der Vergangenheit (German Edition)
stand auf und strich seinen Anzug glatt. »Höchste Zeit, dass wir ihm die Kontrolle entziehen.« Er würde die Berichterstattung manipulieren, ehe die Medien Gelegenheit hatten, ihre Version von Phoenix’ Geschichte über alle Fernsehsender und in allen Zeitungen zu verbreiten.
»Das wird ihm missfallen«, sagte Monica warnend. »Er wird es als Drohgebärde ansehen.«
Kenton lächelte. »Gut.« Genau das wollte er. Wenn Phoenix ein Ziel brauchte, stellte Kenton sich gern zur Verfügung. »Wir lassen uns nicht zu Hampelmännern degradieren.«
Monicas Lippen kräuselten sich. »Nein, das tun wir nicht.«
***
Lora schaltete den Fernseher ein. Als der schwarze Bildschirm verschwand und Tom Myers, der stets perfekte Nachrichtensprecher von Channel 5, auf dem Bildschirm auftauchte, warf sie die Fernbedienung zur Seite und zog das Handtuch vom Kopf. Sie hatte im Eiltempo geduscht, für den Fall …
»Heute Abend haben wir für Sie einen exklusiven Sonderbericht direkt aus dem Channel-5-Studio.« Seine dunkelgrünen Augen funkelten. »Es gibt seit einiger Zeit Gerüchte, dass in der Stadt ein Serienbrandstifter namens Phoenix sein Unwesen treibt.« Die Nachrichtensender wussten schon davon? Was? Hatten die Cops es ihnen gesteckt? Die Feuerwehrleute nicht, jedenfalls nicht ihr Team, da hätte niemand …
»Bei mir im Studio ist Special Agent Kenton Lake vom FBI , Mitglied der Eliteeinheit SSD . Er wird uns informieren, welcher Albtraum unserer Stadt droht.«
Das Handtuch fiel zu Boden.
Die Kamera fuhr zurück, und da war er. Am Nachrichtentisch mit dem guten alten Tom. Sein immer noch korrekt sitzender Anzug betonte seinen breiten Brustkorb. Jedes Haar lag an seinem Platz, und um seine Lippen spielte ein dämonisches Lächeln.
»Agent Lake … « Tom drehte sich zu Kenton und zeigte sein charakteristisches Profil. Typisch. Der Mann wusste, welche Kameraeinstellung ihm am meisten schmeichelte. »Müssen die Bürger von Charlottesville Angst haben? Sind wir ins Visier eines berechnenden Mörders geraten?«
Meine Güte , dachte Lora. Was wollte Tom erreichen? Dass alte Frauen einen Herzinfarkt bekamen? Oder dass die Zuschauerquote ins Überirdische schoss?
Kentons Lächeln verglomm. »Das ist kein berechnender Killer. Ein Brandstifter treibt in der Stadt sein Unwesen, das ist richtig. Aber er ist ein kranker Einzelgänger, den Brände so faszinieren, dass er jeglichen Bezug zur Realität verloren hat.«
Oha.
»Der Mann hat gravierende psychische Probleme. Er ist kein kriminelles Superhirn, sondern einfach nur ein Mann, der dringend psychiatrischer Hilfe bedarf, und wenn wir ihn verhaften … «
Loras Knie gaben nach, und sie sackte auf den Diwan.
Wieder ließ Kenton sein Lächeln aufblitzen. »… sorgen wir dafür, dass er in Haft medizinisch und psychotherapeutisch versorgt wird.«
Kenton hatte soeben mit dem roten Tuch vor dem Stier herumgewedelt.
***
»Gottverdammtes Arschloch!« Er packte den Fernsehapparat und knallte ihn gegen die Wand. »Ich bringe dich um!« Er hatte sich mit dem Anruf solche Mühe gegeben. Hatte alles so genau vorbereitet, und jetzt verbreitete dieses Arschloch einen Haufen Lügen über ihn.
Lake wusste ja nicht, was er angerichtet hatte. Glaubte dieser Idiot wirklich, er könne ungestraft solche Märchen über ihn verbreiten? Sich ins Rampenlicht drängen? Sein Gesicht in jede Kamera halten und sich über ihn lustig machen?
Lake würde das Lachen vergehen, wenn die Flammen über ihn herfielen.
Dann würde er nicht mehr lachen.
Aber vielleicht würde er betteln – und dann würde er verbrennen.
Bastard.
***
»Schnitt! Das war’s, Leute.«
Kenton riss das Mikro von seinem Kragen.
»Gute Arbeit, Lake.« Monica trat aus den Schatten. Sie hatte während der Aufnahme nicht vor die Kamera treten wollen – die Dreckarbeit überließ sie gern ihm.
Kenton brummte etwas Unverständliches und stand auf. Er war froh, dass die Kameras aus waren. »Glaubst du, unser Junge hat die Show mitgekriegt?«
»Oh, darauf baue ich.«
Das Holster presste leicht gegen Kentons Hüfte. Die nächsten Tage würde er es ganz in seiner Nähe behalten. Bis der Brandstifter hinter Gittern saß. »Ich dürfte also seine Aufmerksamkeit erregt haben.«
Ihr Blick war unerschüttert. »Dir ist klar, dass du dich gerade zur Zielscheibe gemacht hast?«
»Zur vorrangigen Zielscheibe, und genau das wollten wir doch, nicht wahr?« Sie verließen das Studio. »Wir wollten ihn wütend machen, und ich denke,
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