Echo der Vergangenheit (German Edition)
Kenton ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Merken Sie sich die Gesichter. Achten Sie auf Körpersprache. Wenn unser Täter einen Brand legt, ist er in der Nähe. Wir werden die umliegenden Häuser durchsuchen. Wir werden den Mann kriegen.«
»Bevor er noch jemanden ermordet?« Ah, jetzt hatte sich Pete zu Wort gemeldet. Während des Vortrags hatte er sich Notizen gemacht, aber jetzt ragte sein Bleistift in die Luft. »Für mich klingt das, als würden Sie sich schon auf seinen nächsten Anschlag vorbereiten. Wir beobachten die Menge – nach dem Feuer. Wir durchsuchen die Umgebung – auch hinterher. Was können wir tun, ehe er wieder zuschlägt?« Er kniff die Augen zusammen, und sein anziehendes Gesicht verhärtete sich. »Was können wir tun, um zu verhindern, dass wir das nächste arme Schwein anhand der Unterlagen seines Dentisten identifizieren müssen?«
Deshalb hatte sie sich damals mit Pete eingelassen. Er jagte die Bösen und versuchte, die Opfer zu schützen. Der Kerl war nicht perfekt, aber er war ein guter Bulle. Dem sein Boss gerade einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
Niemand wollte je zugeben, dass das Problem zu groß für ihn war. Die Entscheider der Polizei von Charlottesville hatten sich einfach nicht eingestehen wollen, dass sie es vermutlich mit einem Serienmörder zu tun hatten. Sie hatten es vorgezogen, den Kopf in den Sand zu stecken, die Toten zu bestatten und zu hoffen, dass der Schuldige die Stadt verließ.
Wie dumm.
»Kollegen von uns überprüfen gerade andere Brände mit Todesopfern in dieser Gegend.« An Kentons Kinn zuckte ein Muskel. »Wir werden sämtliche Akten, die sich im Büro des Brandermittlers befinden, auf Übereinstimmungen hin durchgehen.«
»In Fällen wie diesen«, fügte Davenport hinzu, »liegt der Schlüssel darin, ein frühes Verbrechen zu finden. Man muss wissen, was den Täter zu seinen Taten motiviert. Was ihn trieb, als er zum ersten Mal ein Verbrechen beging. Wenn wir einen früheren Fall finden, hilft uns das unter Umständen, den Täter zu identifizieren.«
Das wäre ja mal was.
»Wir beschäftigen uns auch mit den Opfern.« Kenton wies auf Pete. »Stellen Sie ein Team zusammen und nehmen Sie das Leben der Opfer auseinander. Es gibt einen Grund, warum er ausgerechnet diese Leute ausgewählt hat. Sie waren keine wahllosen Opfer.«
»Das sind sie meist nicht«, fügte Davenport hinzu.
»Wenn wir die Verbindung zwischen ihnen finden, haben wir ein weiteres Mosaiksteinchen.«
Das klang deutlich besser als nur herumzuhocken und zu warten.
»Aber falls es einen weiteren Brand gibt … «, begann Kenton.
»Er meint: wenn«, sagte Max. Lora stieß ihm den Ellbogen in die Seite.
»Dann müssen Sie wachsam sein.« Kenton schwieg einen Augenblick lang. »Ich fürchte, er spielt mit Ihnen.« Er sprach von den Feuerwehrleuten, ihnen allen, oder? Wieso sah er dann nur sie an? »Er hat einen Ihrer Männer ermordet. Bleiben Sie wachsam – er zieht Sie in sein Spiel hinein.«
Sein krankes, abartiges Spiel. »Soweit dazu.« Kenton klatschte in die Hände. »Die Teamleiter bleiben, um ihre Aufgaben zu bekommen. Bleiben Sie wachsam. Da draußen in Ihrer Stadt läuft ein Serientäter herum, und Sie müssen auf ihn vorbereitet sein, und zwar rund um die Uhr.«
»Sie haben den Mann gehört.« Polizeichef Jason Lawrence meldete sich auch endlich zu Wort. Idiot . Er hätte längst etwas unternehmen sollen. Eigentlich hätte er derjenige sein müssen, der die SSD hinzurief. »Wir jagen diesen Täter – und wir kriegen ihn.« Den Täter, von dem er nichts hatte hören wollen. Aber jetzt blitzten seine Knopfaugen vor Begeisterung, auch wenn ihm der Schweiß auf der Stirn stand.
»Er hat Blut geleckt, und er wird mehr wollen.« Monica Davenport berührte die Bilder der Opfer. Zuerst Jennifer. Tom Hatchen. Charlie Skofield. Carter Creed.
Mein Gott , dachte Lora. Carter Creed. Er hielt den Helm in der Hand und lachte. Gutaussehend. Jungenhaft. Lebendig.
Vorbei.
»Gute Arbeit.« Lora sah auf, als sie Chief Garrisons knurrige Stimme hörte. Der Blick seiner grünlichen Augen schien sie zu durchbohren.
»Sir, ich habe nicht … «
Er nahm ihre Hand und zog sie beiseite. Die anderen verließen nach und nach den Raum.
»Ich bin froh, dass Sie die hergeholt haben. Wenn Sie es nicht getan hätten, hätte ich es getan.«
Sie sah ihren Kameraden nach. »Ich hatte es satt, Leichen zu finden.«
»Ich auch.« Er hob die breiten Schultern und ließ sie wieder
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