Echo der Vergangenheit (German Edition)
Freunde«, murmelte Kenton und rieb sich den Nacken.
»Hier geht es nicht darum, sich Freunde zu machen.« Monica sortierte ihre Akten. »Hier geht es darum, Leben zu retten.«
Im Flur hörte Kenton laute Stimmen. Von Max kam ein unüberhörbares »Leck mich«. Kenton atmete hörbar aus. »Mein Bauchgefühl sagt mir, er ist nicht unser Täter. Seine Alibis dürften standhalten, und er ist viel zu wütend auf seinen Großvater und hasst ihn für das, was er getan hat. In seine Fußstapfen zu treten ist das Letzte, was er will.«
»Denke ich auch.« Monica schob Max’ Akte zur Seite. »Einer weniger.«
Der Aktenstapel war gigantisch. Das würde ein langer Nachmittag werden. Er griff nach der nächsten Akte.
Garrison. Das würde nicht einfach werden. Kenton stand auf und ging zur Tür. Er drehte den Knopf.
Frank wartete bereits. Er hob eine seiner buschigen Brauen und fragte: »Bin ich jetzt dran, Special Agent?«
Nach so vielen Jahren bei der Feuerwehr musste der Revierleiter die Vorgehensweise kennen. Kenton nickte und trat zurück, um Garrison einzulassen.
Der Revierleiter machte es sich in Ruhe auf dem Stuhl bequem. Er streckte die Beine aus, lehnte sich zurück und ließ die Arme locker an den Seiten herabbaumeln.
Kenton schloss die Tür und ging zu seinem Stuhl zurück. Monica hatte Garrisons Akte aufgeschlagen vor sich liegen.
»Ich habe keine Geheimnisse«, sagte Garrison und zuckte die Achseln. »Ich habe diese Feuer nicht gelegt.«
Jeder hatte Geheimnisse. Kenton sah Frank tief in die Augen. »Sie wollten, dass Lora die SSD hinzuzieht.«
»Lora hatte ein Bauchgefühl. Ihre Bauchgefühle sind meist zutreffend.« Die tiefen Falten rund um Franks Mund schienen noch tiefer zu werden. »Außerdem wollte ich nicht das Risiko eingehen, noch mehr Männer zu verlieren.«
Das klang überzeugend. Garrison sah sie mit festem Blick an, seine Stimme klang ruhig und unbefangen. Nur dass Kenton sich nicht vorstellen konnte, dass dieser Mann der ruhige, unbefangene Typ war.
Monicas Fingernagel glitt über den Bericht. »Sie gaben bei dem Brand, dem Skofield zum Opfer fiel, den Befehl, das Haus zu räumen.« Sie sah auf. »Obwohl Sie wussten, dass einer aus Ihrem Team noch drinnen war, haben Sie die anderen aufgefordert, den Mann zurückzulassen.«
Garrison hob die Hände und legte sie mit den Handflächen flach auf den Schreibtisch. Ah, die entspannte Pose bekam erste Risse. »Wären sie drinnen geblieben, hätten noch mehr Leben auf dem Spiel gestanden. Meine Aufgabe war es, meine Leute da rauszuholen.«
»Lora hat Ihren Befehl nicht befolgt, nicht?«, fragte Kenton.
»Verdammt, es war ein Wunder, dass sie da lebend wieder rausgekommen ist.«
»Kurz nach jenem Brand hätten Sie diese Feuerwache fast verlassen«, bohrte Monica weiter.
Kenton sah, dass Frank die Augen leicht zusammenkniff. »Es gab Budgetkürzungen.«
»Man hätte Sie fast in den vorgezogenen Ruhestand geschickt.«
»Fast zählt nicht.« Franks Lächeln hatte etwas Bitteres. »Ich bin immer noch hier. Niemand nimmt mir mein Team weg.«
Aufschlussreich. »Vertrauen Sie allen Männern und Frauen Ihrer Wache?«, fragte Kenton und wartete gespannt auf die Antwort.
Frank sah ihm unverwandt in die Augen. »Genau, wie Sie Ihrem Team vertrauen.«
Ah, gute Antwort. Kein Wunder, dass Lora den Mann so mochte.
»Wir werden Ihr Alibi für die Brandstiftungen überprüfen müssen.«
»Beim ersten Brand hatte ich Urlaub und war unten in Biloxi zum Fischen.« Er zuckte die Achseln. »Bei den anderen war ich hier in der Stadt. Ich war vor Ort, so schnell ich konnte. Teufel auch, beim Brand in Skofields Wohnung war ich im Dienst. Ich war dort, als … « Er schluckte und senkte den Kopf.
Ein paar Sekunden lang sagte niemand etwas, dann sah Frank wieder zu ihnen auf. »Ich bin Single. Keine Kinder. Insofern habe ich niemanden, der bezeugen könnte, wo ich war, als die Feuer gelegt wurden.« Er beugte sich vor, sein Körper war gespannt. »Seit dreißig Jahren ist dieser Job mein Leben. Die Flammen haben an mir gezüngelt, aber sie haben mich nicht gekriegt. Ich bin hier, jeden Tag, weil ich hier hingehöre. Die Leute hier – mein Team – sind meine Familie.«
Die Feuerwache war also sein Leben, und fast hätte man ihn aus seinem einzigen Zuhause hinausgeschmissen. Das würde die meisten Leute ganz schön wütend machen.
Frank stand auf. Seine Hände bebten leicht. »Ich bin nicht der durchgeknallte Brandstifter. Ich würde meine Leute nicht in
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