Echo der Vergangenheit (German Edition)
dichtes blondes Haar. Temperamentvoll und dazu diese goldbraunen Augen, die einen Mann um den Verstand bringen konnten, wenn er sich nicht in Acht nahm.
Kenton versuchte verzweifelt, sich in Acht zu nehmen.
Mit der Andeutung eines Lächelns fragte Monica: »Wie lange kennen Sie Frank Garrison?«
Lora erstarrte. »Fast zwanzig Jahre. Glauben Sie mir, wenn Si e ihn verdächtigen, liegen Sie daneben. Frank ist nicht der, den Sie … «
»Anfang des Jahres hätte man ihn fast in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, nicht wahr?«, sagte Kenton.
Lora richtete den Blick ihrer goldbraunen Augen auf ihn. »Es gab Budgetkürzungen, aber zum Glück haben die Chefs eingesehen, dass sie es sich nicht leisten können, jemanden wie ihn zu verlieren.«
»Garrison hat die Vorstellung, aus seiner Wache herausgeschmissen zu werden, bestimmt nicht gefallen«, brummte Monica.
»Nein«, antwortete Lora barsch. »Ganz und gar nicht.« Sie hob eine Braue. »Das hat er Ihnen bei der Befragung auch mit Sicherheit erzählt. Frank ist nicht der Typ, der um den heißen Brei herumredet.«
Lora richtete ihren Blick wieder auf Monica. »Ich glaube, ich habe mich geirrt«, sagte sie zu ihr und musterte die andere Frau eingehend. »Ich glaube, Sie wissen, wie man Verdächtige verhört, die richtigen Knöpfe drückt und die Leute nervös macht.«
Monica wich Loras Blick nicht aus. »Wieso sind Sie zur Feuerwehr gegangen?«
In Sekundenschnelle hatte Lora über den Tisch gegriffen und die Akte an sich gerissen. »Steht das hier nicht? Steht nicht sowieso alles da drin?«
Doch.
Leise, aber äußerst übel gelaunt fuhr sie fort: »Hier geht es wohl mehr darum, uns zu beobachten, mit eigenen Augen zu sehen, wie wir reagieren, um dann zu entscheiden, wer von uns das schwächste Glied ist. Wer vielleicht kurz vorm Verrücktwerden ist, stimmt’s?«
Monica griff nicht nach der Akte, sondern sah Lora nur an. »Genau das tue ich. Sagen Sie, waren Sie in letzter Zeit kurz vorm Durchdrehen?«
Kenton erstarrte. Was zur …
Lora lachte und warf die Akte auf den Tisch. »Jede verdammte Nacht. Das passiert, wenn man jemanden aus den Flammen zieht, den man liebt, nur um dann miterleben zu müssen, wie er stirbt. Wenn man nur hilflos zusehen kann.«
Monicas Gesicht war völlig ausdruckslos.
Lora beugte sich weiter vor. »Was ist mit Ihnen, Special Agent Davenport? Waren Sie auch schon mal kurz vorm Durchdrehen? Irgendwie habe ich nämlich das Gefühl, das ist mehr Ihr als mein Problem.«
Meine Güte – Monica zuckte wahrhaftig zusammen.
Lora schob ihren Stuhl vom Tisch zurück. »Mir reicht’s.«
Mit diesen Worten stürmte sie hinaus, und Kenton blieb nur, ihren schwingenden Hüften hinterherzustarren.
Schweigen. Dann drehte Monica sich um und sah ihn an. »Nimm dich in Acht«, sagte sie, und in ihren Worten schwang fast so etwas wie Anerkennung mit. »Da brodelt ganz schön viel Zorn.«
»Du weißt, dass die Sache mit Carter sie ziemlich mitgenommen hat.« Kenton bemühte sich, möglichst unbeteiligt zu klingen. Carters Tod lag sechs Monate zurück, aber Loras Zorn war in der Zeit nicht abgeflaut. Wie es aussah, bekam er zwar ihren Körper, ihr Herz aber gehörte einem Toten.
Monica schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie über Carter Creed gesprochen hat.« Sie griff nach der Akte. »Das hier ist der SSD -Bericht über Lora und alle weiteren Feuerwehrleute dieser Wache. Es gibt einen Grund, warum der Killer ausgerechnet im Zuständigkeitsbereich dieser Feuerwache Brände legt. Diese Stadt, diese Feuerwehrleute, diese Wache … da muss es eine Beziehung geben.«
Das wusste er. Der Täter hatte die Brände alle in einem Gebiet gelegt – in dem, für das die Feuerwache 11 am Bringham Boulevard zuständig war.
Kenton blickte auf die Akte. Er hatte schon einen vorläufigen Report über Lora gelesen, aber die neuesten Daten der SSD kannte er noch nicht. Seine Finger zuckten, und er meinte, wieder Loras weiche Haut zu spüren.
Weiche Haut und …
Die knotigen Narben an ihrem Steiß.
Monica sah ihn fragend an. »Was weißt du?«
Kenton seufzte. »Sie ist verletzt worden. Vor vielen Jahren, wahrscheinlich bei einem Feuer.« Das hatte nicht in dem vorläufigen Bericht gestanden, dieses Geheimnis hatte er in der vergangenen Nacht gelüftet.
»Sie war dreizehn.«
So jung. Ihm fiel es schwer, sich Lora so jung vorzustellen.
Vor dem Feuer.
»Die Flammen hatten sich rasend schnell im ganzen Haus ausgebreitet. Sie wurde verletzt. Ihr
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