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Echo der Vergangenheit (German Edition)

Echo der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Echo der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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das ausgleichende Gerechtigkeit? Sie war nicht sicher. In letzter Zeit wusste sie immer weniger, wie Gerechtigkeit aussah.
    »Mein Vater ist über ihren Tod nie hinweggekommen. Jahrelang konnte er mich kaum anschauen. Er hat sich völlig abgekapselt. Dass er nicht gleich zu ihr in den Sarg kroch, war schon alles.«
    Oje. Sie war nach dem Verlust ihres Vaters wenigstens nicht allein gewesen. Mit ihren Brüdern fühlte sie sich nie allein.
    »Bist du wegen dem, was mit deiner Mutter … passiert ist, zur SSD ?« Sie hatte ihn schon einmal nach dem Warum gefragt, und er hatte geantwortet: »Einer muss es ja machen«. Lora hatte gewusst, dass das eine ausweichende Antwort war.
    Jetzt kannte sie die Wahrheit.
    »Deswegen bin ich Polizist geworden. Nach ein paar Jahren im Dienst habe ich an einer Mordserie gearbeitet – der Täter hat junge Mädchen langsam und grausam ermordet.« An seinem Kinn zuckte ein Muskel. »Damals habe ich verstanden, dass es da draußen Dreckskerle gibt, die viel schlimmer sind als der betrunkene Idiot, der meine Mutter getötet hat. Ich wusste, wogegen wir da ankämpften, was da im Dunkeln auf der Lauer lag.« Er zuckte die Achseln. »Da beschloss ich, mich beim FBI zu bewerben.« Er griff nach ihrer Hand und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken.
    Lora holte tief Luft. »Ich bin zur Feuerwehr gegangen, um zu verhindern, dass es anderen Leuten so geht wie mir.« Ihr Zuhause zerstört. Ihr Vater tot. Ihr Bruder angewiesen auf tausend Maschinen, und dennoch jeder Atemzug ein einziger Schmerz.
    »Jetzt kennst du meine Vergangenheit«, sagte Kenton ruppig und verschränkte seine langen, kräftigen Finger mit ihren, »und ich kenne deine. Bist du nun zufrieden?«
    »Hast du es mir deshalb erzählt? Damit ich ›zufrieden‹ bin?«
    »Ich habe es dir erzählt, weil du das Recht hast, es zu wissen.«
    »Kent … «
    »Ich will mit dir zusammen sein, Lora. In deinem Bett. Scheiße, am liebsten würde ich dich auf der Stelle ausziehen. Ich will dich, und ich gebe weder diesen Fall noch dich auf.«
    Das ging ihr ähnlich. Für sie würde der Fall erst abgeschlossen sein, wenn der Killer hinter Gittern saß, egal, wie viele Leichen die SSD aus ihrem Keller ausgrub.
    Sie hatte gewusst, dass dieser Fall kein Spaziergang sein würde. Sie war auf jedes Hindernis gefasst, das sich ihnen in den Weg stellen mochte, und was Kenton anging …
    Er hob die linke Hand und fasste sie am Kinn. »Ich will mehr«, sagte er, und seine Stimme klang so tief und schroff, dass sie ihr in der Brust wehtat.
    Denn auch sie wollte mehr.
    Es war riskant. So riskant …
    »Ich auch«, wisperte sie.
    Als er sie küsste, wusste Lora, sie würde wieder mit ihm schlafen, wild und leidenschaftlich.
    Sie würde ihn nehmen. So wie er sie nehmen würde.
    ***
    »B… bitte, Mann, ich … ich hab doch gemacht, was du wolltest.«
    Er trank einen großen Schluck aus der Tequilaflasche, die er in der Hand hielt.
    »Ich … will das Feuer … Mann, ich brauche es … «
    Er sah den Burschen an – riesige Augen, die Stirn schweißüberströmt, die Stimme brüchig und zitternd. Der Knabe schaukelte vor und zurück, sein ganzer Körper zitterte. In der Hand hielt er ein Feuerzeug.
    Während er Michael Randall so ansah, umspielte ein Lächeln seine Lippen. Armer Mike. Er war schwer auf Entzug.
    Noch ein Schluck, und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab.
    »Du weißt, was du zu tun hast?« Mike loszuschicken war ein Risiko gewesen. Das war ihm klar gewesen. Aber er hatte keine andere Wahl gehabt. Trotzdem war ihm von Anfang an bewusst gewesen, dass der Kerl sterben musste, sobald er den Anruf erledigt hatte. Er hatte Mike den Stimmverzerrer gegeben und ihm eingeschärft, was er sagen sollte. Es war ganz einfach gewesen.
    Er beugte sich zu dem Bengel hinunter. Über Mikes rechte Wange lief von oben bis unten eine weißliche, runzlige Narbe. »Du magst Feuer, nicht wahr, Mike?«
    Mike warf einen Blick nach hinten, zu den Flaschen voller Alkohol, die seine Mutter in einem Regal an der Küchenwand stehen hatte. Die gute Frau versuchte gar nicht erst, ihre Abhängigkeit zu verheimlichen. Schon seit Jahren nicht mehr.
    Jetzt war sie im Schlafzimmer bewusstlos geworden. Wie immer um diese Tageszeit.
    Er drehte die Flasche um und leerte den Tequila auf den Boden aus. »Den letzten Brand hast du mit Mamas Fusel gelegt, nicht wahr?«
    Mike liebte Feuer. Er liebte es so sehr, dass er ein Nachbarhaus angezündet hatte, in dem sich ein zwölfjähriges

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