Echo der Vergangenheit (German Edition)
wussten nur von Streifenwagen zu berichten.
Im Anschluss an die Gespräche hatte Kenton Garrisons Alibi überprüft. Eine der Lehrerinnen hatte ihm bestätigt, dass Garrison sich sofort auf den Weg gemacht hatte, nachdem er angepiepst worden war.
Sobald das geklärt war, hatte Kenton Stunden damit verbracht, die Brandstifter zu vernehmen, die Peter aufs Revier hatte bringen lassen. Er hatte beobachtet, wie Peter ihnen die Fotos der Brände vorgelegt hatte, doch an den Reaktionen der Leute war ihm nichts Verdächtiges aufgefallen.
Während Monica und Jon sich mit weiteren Feuerwehrleuten aus dem Bezirk unterhalten hatten, hatte Kenton mit den Familien der Opfer gesprochen und deren Trauer erdulden müssen. Monica und Kenton hatten inzwischen eine Liste von Verdächtigen, aber Phoenix hatten sie deshalb noch lange nicht.
Alles in allem war es ein unbefriedigender Tag gewesen.
Seufzend stieß Kenton die Tür seines SUV auf. Er freute sich auf Lora. Schnell griff er nach dem Rosenstrauß, den er gekauft und auf den Beifahrersitz gelegt hatte.
Diesmal ging es ihm nicht nur um heißen Sex. Darum ging es natürlich auch. Aber für diesen Abend wollte er mehr.
Einen richtigen gemeinsamen Abend. Für ihn eine ganz neue Erfahrung. Zu gemeinsamen Abenden ließ er es normalerweise nicht kommen.
Als er den Kopf drehte und zu ihrer Veranda aufschaute, sah er sie dort stehen.
Aber Lora sah ihn nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, sich irgendeinem Mistkerl an den Hals zu werfen. Irgendeinem großen, blonden Widerling, der sie eng an sich gezogen hatte.
Er hörte sie lachen, hell und warmherzig.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste den Mann auf die Wange.
Was zum Teufel … ? , dachte er.
Sie drehte sich um, und der Typ schlüpfte an ihr vorbei, ging direkt ins Haus.
Seth’ Worte klangen ihm in den Ohren: »Lora benutzt Sie. So etwas hat sie auch vorher schon gemacht, Lake. Sie sind nicht Carter. Sie wird Sie nicht … «
Ihm fiel wieder ein, wie er ihm am liebsten eine geknallt hätte, und jetzt hätte er diesem Arschloch, das da soeben in Loras Haus verschwunden war, am liebsten die Faust ins Gesicht gerammt.
Sie hatte ihn geküsst.
Kenton schlug die Autotür zu.
Lora fuhr bei dem Geräusch herum. »Kent?« Sie sah zurück zum Haus, dann wieder zu ihm. Schließlich trat sie ans Geländer der Veranda. »Was tust du hier?«
Seine Finger umschlossen die Blumen. Ich Idiot , dachte er . Laut sagte er: »Ich sagte doch, ich komme heute Abend vorbei.« Er hatte sich überzeugen wollen, dass alles in Ordnung war. Dass Wade die ersten, kritischen Stunden überstanden hatte, war ihm zu Ohren gekommen, aber er hatte trotzdem nach ihr sehen wollen.
Nein, sie war es, die er gewollt hatte.
»Hast du?« Sie setzte sich auf die oberste Stufe. »Tut mir leid, das habe ich nicht mitgekriegt.«
Wahrscheinlich war sie da schon wieder eingenickt gewesen. Er starrte ihr unverwandt in die Augen, dann ließ er den Blick zur offenen Haustür gleiten. »Wie es aussieht, hast du schon Gesellschaft.«
Sie biss sich auf die Unterlippe und richtete den Blick jetzt auch zur Tür. »Äh, ja, es passt jetzt gerade nicht … «
»Ich teile nicht, Lora«, erwiderte er und presste die Zähne aufeinander.
Auf ihrer Stirn bildete sich eine senkrechte Falte. »Was teilst du nicht?«
Die hölzerne Veranda quietschte. »Lora?« Die Stimme des Arschlochs. Der Kerl stand in der Tür, sein Gesicht war im Halbdunkel des Flurs kaum auszumachen. »Lora, gibt es ein Problem?«
Kenton stürmte die Treppe hoch. »Oh, und ob es ein Problem gibt! Sie!«
»Kenton!« Loras erstickte Stimme. »Nicht … «
Scheiß drauf. Er würde auf keinen Fall das Feld räumen, damit Lora sich mit diesem Widerling einen kuscheligen Abend machen konnte. »Lora hat Ihnen nicht zufällig erzählt, was sie letzte Nacht getrieben hat? Oder mit wem?«
»Oh mein Gott.« Lora klang, als würde ihr gleich die Stimme wegbleiben. Nun, mit ihr würde er auch noch ein Wörtchen reden, und dabei würde er ihr unmissverständlich klarmachen, dass es, solange sie zusammen waren, keinen anderen zu geben hatte.
Weder diese Witzfigur, die da mit geballten Fäusten vor ihm stand, noch die beiden anderen Muskelpakete, die plötzlich hinter ihr auftauchten.
Noch zwei …
Oh Scheiße.
»Wenn Sie ein Problem mit ihm haben«, fuhr ihn der eine Typ an, »können Sie sich gleich mit uns allen anlegen.«
Lora grub Kenton die Nägel in den Rücken, tief und schmerzlich.
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