Echo der Vergangenheit (German Edition)
bewusst ein, um den Mann abzuschirmen.
»Was tun Sie da?«, zischte Lawrence. »Das ist … «
»Seien Sie auf der Stelle still«, befahl Monica.
Kenton drehte sich nicht nach den beiden um. Er starrte das Grüppchen vor ihm an – einen Kameramann und eine Reporterin von Kanal Fünf sowie einen Mann, dessen Presseausweis auf Thomas Jones lautete. Er war Reporter bei der Charlottesville Times. Die drei sahen ihn aus gierigen Augen an. Wie ein Wolfsrudel. »Im Augenblick gibt es im Fall Phoenix nichts weiter zu berichten.«
»Was ist mit dem Zeugen?«, wollte die Reporterin von Kanal Fünf, Elle Shaw, wissen.
»Wie sieht Phoenix aus? Geben Sie uns seine Beschreibung«, verlangte Jones.
»Die SSD verfolgt in diesem Fall zur Zeit einige Spuren«, antwortete Kenton freundlich, schluckte seinen Ärger hinunter und schenkte ihnen ein Lächeln. »Ja, wir sind zuversichtlich, dass es zu einer Inhaftnahme kommen wird.« Vorher würde er die Stadt nicht verlassen.
»Wann denn?«, bohrte Jones nach.
Kenton sah sie der Reihe nach an. »Im Augenblick sammeln wir noch Beweismaterial.«
»Beweismaterial, das Ihr Zeuge liefert?«, fragte Shaw.
Jetzt kam der knifflige Teil – jetzt war Schadensbegrenzung angesagt. »Ich will, dass Sie den Namen des Zeugen nicht erwähnen.«
Schweigen.
»Wie bitte?«, fragte Shaw völlig entgeistert. Also wirklich – als hätte man sie noch nie gebeten, eine Geschichte zurückzuhalten. Sie wusste doch, wie das lief.
»Machen Sie die Kamera aus«, befahl Kenton, immer noch verbindlich lächelnd. Man durfte die Reporter nie merken lassen, wie wütend man war. Charme und Beredsamkeit waren immer der bessere Weg.
Hinter sich hörte er Lawrence geifern. Charme ging dem Mann völlig ab.
Das Licht der Kamera erlosch.
»Die SSD bittet Sie, zu diesem Zeitpunkt noch nichts über einen Zeugen zu berichten.«
»Was zum Teufel soll das?«, rief Elle entrüstet. »Der Captain hat uns doch gerade erzählt … «
»Ich hingegen teile Ihnen mit – also, die SSD würde es als Gefälligkeit Ihrerseits betrachten, wenn die Information nicht veröffentlicht würde, zumindest so lange nicht, bis wir Gelegenheit hatten, dieser neuen Spur nachzugehen.« Schweiß lief ihm den Rücken hinunter, doch die entspannte Pose hielt er weiterhin aufrecht.
Elle kniff die Augen zusammen. »Was springt für uns dabei raus?«
Kenton ließ den Blick zwischen ihr und Jones hin und her wandern. »Sie beide rufen wir als Erste an, sobald wir den Bastard haben.«
Elle lächelte.
Jones kniff die Augen zusammen.
»Sie veröffentlichen noch nichts über den Zeugen, dafür kriegen Sie die besten Interviews.«
Wieder lächelte er. »Oder Sie bringen die Geschichte, dann verlieren Sie jedes Anrecht auf Exklusivinformationen seitens der SSD .«
Er wartete, bis seine Worte eingesunken waren. Schließlich nickte Shaw verdrießlich. Kenton durchbohrte Jones mit seinem Blick. »Sind wir uns einig?«
Jones feixte von einem Ohr zum andern. »Klar.«
Kenton war sicher, dass dem Mann nicht zu trauen war.
»Dann reden wir bald wieder miteinander.«
Er drehte sich um, packte Lawrence am Arm und versuchte, es so wirken zu lassen, als sei es nur ein freundschaftlicher Griff. Was ihm allerdings nicht gelang, er musste den Mann regelrecht hinter sich herschleifen.
Sobald er an Jon vorbeikam, beugte er sich zu ihm herunter und sagte: »Pass auf, dass keine weiteren Journalisten reinkommen, solange Lawrence noch hier ist. Die SSD muss absolut die Kontrolle über die Medien behalten.«
Jon nickte und trat sofort neben die Eingangstür.
Kenton schwieg und ignorierte Lawrences aufgeregte Fragen, bis sie im Büro des Captains waren. Monica schloss die Tür hinter sich, und zwar sehr, sehr leise.
»Wo zum Teufel liegt Ihr Problem?«, donnerte Lawrence, das längliche Gesicht wutverzerrt. »Sie haben mich nicht zu unterbrechen, wenn … «
»Wer hat Ihnen erlaubt, der Presse von dem Zeugen zu berichten?«, schnitt Kenton ihm das Wort ab.
Lawrence fiel der Unterkiefer herunter. Dann schloss er den Mund wieder, öffnete ihn … wie ein Fisch. Plötzlich knallte er die Handfläche auf den Tisch. »Ich brauche keine Genehmigung. Das hier ist mein Revier, und ich … «
Kenton ballte die Fäuste. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Das ist nicht Ihr Fall. Das habe ich Ihnen schon gesagt. Die SSD hat den Fall Phoenix übernommen.«
»Das ist meine Stadt.«
»Ja, und das hier ist mein Killer«, gab Kenton sofort zurück. »Wir brauchen
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