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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Wir werden viel Spaß haben.«
    Einen besonderen Ort.
    Christa-Marie wollte aus einem ganz bestimmten Grund, dass er sich den Ort ansah.
    Byrne wusste, dass er die Chance nutzen musste.
    Je höher sie den Hügel hinauffuhren, desto mehr nahm die Steigung ab. Kiefern und kahle Ahornbäume verdeckten noch immer die Sicht auf die Gebäude. Die Wege waren von morschen Ästen und Kiefern übersät. Das bogenförmige Portal war an beiden Seiten von palladianischen Fenstern flankiert. Das Dach zierte eine große Kuppel mit zwei kleinen Wachtürmen.
    Als Byrne den Wagen parkte, hörte er Lerchen singen: Sie kündigten einen Sturm an. Der Wind frischte auf. Er schien die Gebäude mit eisigem Griff zu umklammern, sodass das Grauen im Inneren nicht nach außen dringen konnte.
    Byrne stieg aus und öffnete Christa-Marie die Tür. Sie reichte ihm ihre schmale Hand, und sie stiegen die verfallenen Stufen hinauf.
    Die gewaltige Eichentür hing in massiven, verrosteten Angeln. Im Laufe der Jahre hatten die Leute Sprüche, Bitten, Geständnisse und Beschimpfungen auf die Tür geschmiert. Rechts vom Eingang war eine Inschrift in den verwitterten Stein gemeißelt worden.
    Christa-Marie drehte sich aufgeregt zu Byrne um.
    »Mach ein Foto von mir«, bat sie ihn. Sie strich sich die Haare glatt und band sich den Seidenschal um den Hals. In dem fahlen Morgenlicht sah Christa-Marie wunderschön aus.
    Byrne hatte nicht vorgehabt, hier Fotos zu machen. Dennoch nahm er sein Handy heraus, klappte es auf und fotografierte Christa-Marie vor dem Eingang.
    Er steckte das Handy wieder ein, stemmte sich gegen die schwere Tür und stieß sie auf. Eine kalte Brise fegte durch die Eingangshalle und wirbelte den Staub und Dreck von Jahrzehnten auf.
    Gemeinsam traten sie über die Schwelle in Christa-Marie Schönburgs Vergangenheit, in die furchterregenden Gemäuer von Convent Hill.

72.
    Hier wandeln die Toten. Die Toten und die Verrückten und die Vergessenen. Wenn Sie mit mir kommen und hören, was ich höre, erfahren Sie, dass da viel mehr ist als das Wispern des Windes.
    Da ist der junge Mann, der 1920 hierherkam. Er war in der Schlacht von St. Mihiel verwundet worden. Er blutete an beiden Handgelenken. »Ich gehe nach Hause«, sagt er zu mir. »Zuerst nach Pont-à-Mousson und dann nach Hause.«
    Er ging nicht.
    Da ist der Justizbeamte aus Youngstown, Ohio. Zwei Mal versuchte er, sich das Leben zu nehmen. Sein Hals ist voller Narben. Er kann nur noch flüstern. Seine Stimme gleicht dem trockenen Wind in der nächtlichen Wüste.
    Da sind die beiden Schwestern, die versucht haben, das Fleisch der anderen zu essen. Sie wurden im Keller ihres Reihenhauses in Olney gefunden, in enger Umklammerung, mit Stacheldraht umwickelt, und Blut tropfte ihnen von den Lippen.
    Sie versammeln sich um mich herum, und ihre Stimmen erheben sich zu einem Chor der Wahnsinnigen.
    Ich gehe mit meiner Liebsten.
    Ich gehe mit den Toten.

73.
    Ihre Schritte auf den alten Fliesen hallten durch das Haus, als sie Arm in Arm durch die Gänge liefen. Dämmeriges Licht drang durch die Fenster. Circa zehn Meter über ihren Köpfen war eine Gewölbedecke, und Byrne sah drei Schichten Farbe, jede ein jämmerlicher Versuch, Fröhlichkeit zu verbreiten. Zitronengelb, Babyblau, Meergrün.
    Christa-Marie deutete auf einen Raum in der Nähe des Eingangs. »Dorthin bringen sie dich nach der Einlieferung«, sagte sie. »Lass dich nicht von den Blumen täuschen.«
    Byrne warf einen Blick hinein. Zwei alte, verrostete Ketten, die in der Wand verankert waren, lagen wie tote Schlangen auf dem Boden. Dort gab es keine Blumen.
    Als sie immer tiefer ins Innere von Convent Hill vordrangen, kamen sie an Dutzenden von Räumen vorbei; an Räumen, in denen das Wasser stand, und an Räumen mit vom Boden bis zur Decke gefliesten Wänden. In anderen wiederum war der Putz von Schimmel und getrocknetem Blut befleckt, alte Kleidungsstücke verstopften die Abflüsse.
    In einem Raum standen in einem Halbkreis sechs Stühle, deren geflochtene Sitzflächen fehlten, und ein Stuhl war seltsamerweise in eine andere Richtung gedreht. Im nächsten Raum entdeckten sie ein dreistöckiges Etagenbett, das auf einem abgetretenen orientalischen Läufer im Boden festgedübelt war. Byrne konnte sehen, dass jemand versucht hatte, den Läufer wegzuziehen. Er war an beiden Enden zerfetzt. Daneben lagen drei braune Fingernägel auf dem Boden.
    In einem Raum am Ende des Hauptgangs standen verrostete Stahleimer an einer Wand, gefüllt

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