Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
Blutspur setzte sich auf dem Gras und den niedergetretenen Zweigen fort und führte in den Wald.
Mit gezogenen Waffen drangen die beiden Detectives tiefer in den Wald ein.
89.
Lucy konnte sich nicht bewegen. Sie lag auf einem kalten Steinboden. Es zog. Sie war brutal aus dem Transporter gerissen, ein paar Stufen hinuntergeführt und auf den Boden geworfen worden. Dann hatte sie gehört, dass eine Tür zugeschlagen und abgeschlossen wurde.
Stille.
Die gute Nachricht war, dass ihr Entführer das Plastikband, das ihre Handgelenke fesselte, nicht wieder stramm gezogen hatte. Es war locker. Lucy rollte sich auf die Seite und versuchte, es weiter zu lockern, indem sie die Handgelenke hin und her bewegte und wieder entspannte. Nach ein paar Minuten hatte Lucy kaum noch Gefühl in den Unterarmen. Sie machte eine kurze Pause, ehe sie ihre Anstrengungen fortsetzte. Nach etwa zehn Minuten schien das Band sich so stark gelockert zu haben, dass sie versuchen konnte, die Hände hindurchzuziehen.
Als der Mann sie auf den Boden geworfen hatte, war Lucy ein bisschen nass geworden. Irgendwo musste eine Wasserpfütze sein. Sie rollte sich hin und her, bis sie genau in der Pfütze lag und ihre Hände nass wurden. Das Wasser war eiskalt. Lucy hatte in der Schule in den naturwissenschaftlichen Fächern nie besonders gute Noten gehabt, aber sie nahm an, dass sich ihre Hände in dem eisigen Wasser zusammenzogen, das Band jedoch nicht.
Sie atmete tief ein und bereitete sich innerlich auf die Schmerzen vor, mit denen sie rechnete, wenn sie versuchte, die Hände aus dem Plastikband zu ziehen. Keine Chance. Lucy tauchte ihre Hände ein zweites Mal in die Pfütze. Sie waren schon ganz taub, aber sie durfte jetzt auf gar keinen Fall aufgeben.
Als sie es ein drittes Mal versuchte, spürte sie, dass das Band über die unteren Daumengelenke rutschte. Mit viel Mühe zog sie die rechte Hand heraus.
Lucy stand auf und war im ersten Augenblick ein bisschen wacklig auf den Beinen. Sie zog sich das Klebeband vom Mund und atmete die kalte Luft ein.
In dem Raum war es nahezu stockdunkel. Sie streckte die Arme aus, tastete sich an der Wand entlang und erkundete den kleinen Raum mit den gemauerten Wänden. Vermutlich befand er sich in einem Keller. Eine Werkbank, ein paar alte Stühle, alles von einer dicken Staubschicht bedeckt. Lucy tastete sich zur Tür und lauschte. Stille. So leise wie möglich drehte sie den Türknauf.
Abgeschlossen.
90.
Nach etwa zwanzig Metern endete die Blutspur am Rande einer tiefen Schlucht, wo der Wald dicht und undurchdringlich war.
Jessica und Bontrager richteten ihre Taschenlampen in den Abgrund, doch die Lichtstrahlen wurden sofort von der Dunkelheit verschluckt.
»Albrecht muss schwer verletzt sein«, sagte Bontrager.
»Wenn es überhaupt Albrechts Blut ist.«
Bontragers Blick wanderte wieder zu der Blutspur, die der Nieselregen schnell verwischte. »Du hast recht. Wir wissen nicht, ob es Albrechts Blut ist.«
»Wir müssen das melden, Josh.«
Bontrager zögerte eine Sekunde – länger nicht. Er rannte zurück zur Straße, rief beim PPD an und nannte seinen Namen und ihre Position. Der Kollege würde einen Rettungsdienst in ihrer Nähe verständigen und jemanden von der Hundestaffel anfordern.
Jessica kehrte ebenfalls zur Straße zurück. Sie stellten sich an den Straßenrand.
»Ich bleibe hier«, sagte Bontrager. »Ich warte auf die Suchmannschaft.«
»Es ist vorbei, Josh. Selbst wenn Mike Drummond Wort hält, können sie sich alles zusammenreimen.«
Bontrager lief ein paar Schritte in den Wald hinein, dachte nach und kehrte zurück.
»Okay. Folgendes ist passiert. Ich bin einer Spur gefolgt. Ich habe den Wagen gesehen, angehalten, das Blut entdeckt und den Vorfall gemeldet. Ehe ich wieder an meinem Wagen ankam, wurde ich niedergeschlagen. Darum weiß ich nicht so genau, was anschließend geschah.«
»Das kauft dir doch keiner ab.«
»Vielleicht nicht, vielleicht aber doch. Darüber können wir uns später Sorgen machen.«
Jessica dachte darüber nach. »Bist du sicher?«
»Ja«, sagte Bontrager und nahm eine Haltung wie beim Boxen ein. »Mach es so, dass es echt aussieht.«
Jessica trat einen Schritt zurück. »Josh …«
»Ich weiß, dass du boxt. Pass also auf, dass du mich nicht umbringst.«
Jessica streifte einen Wollhandschuh über und zögerte. Sie verstrickten sich immer mehr in Lügen. »Du bist ganz sicher? Hundertprozentig?«
»Versuch nicht, es mir auszureden.«
Jessica holte aus
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