Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
Kartoffelpüree von Hungry Jack mit leckerer Soße – ihr Lieblingsgericht.
Als sie daran dachte, verkrampfte sich ihr Magen. Lucy konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte.
Es war ihr gelungen, das Plastikband an den Handgelenken noch weiter zu lockern. Allerdings konnte sie die Hände noch lange nicht hindurchziehen.
Seitdem der Transporter vor ein paar Minuten angehalten hatte, vermied sie jede Bewegung. Sie wusste nicht, wo sie war und was geschehen würde. Im Augenblick war es mit Sicherheit besser, wenn sie sich ruhig verhielt.
Zuerst dachte Lucy, sie bilde es sich nur ein, doch sie hörte wirklich Schritte. Schritte, die näher kamen.
Lucy hielt den Atem an.
88.
Mit gezogenen Waffen gingen sie auf den Transporter zu. Jessica übernahm die Fahrerseite. Josh Bontrager blieb ein paar Schritte hinter ihr und gab ihr Rückendeckung. Die unmittelbare Gefahr ging von den Hecktüren aus.
Hinter der Heckstoßstange blieb Jessica stehen, hob die linke Hand und ballte sie zur Faust. Bontrager blieb ebenfalls stehen. Jessica drückte ein Ohr an die Hecktür und lauschte. Stille.
Sie hob fünf Finger. Bontrager nickte.
Jessica pirschte sich an die Fahrertür heran und zählte leise von fünf herunter. Im Transporter brannte kein Licht, und deshalb spiegelte sich auf dem Seitenspiegel nicht der Innenraum des Wagens. Jessica hielt die Waffe in der linken Hand, richtete sie auf die Tür und tastete mit der rechten Hand nach dem Türgriff.
Bei vier riss sie die Tür auf, trat einen Schritt nach links, ging gleichzeitig in Angriffsstellung und richtete die Waffe ins Innere des Wagens. Auf dem Fahrer-und dem Beifahrersitz saß niemand. Der Schlüssel steckte im Zündschloss.
Bontrager öffnete bei fünf die Beifahrertür und leuchtete mit der Taschenlampe in den Wagen. Hinter dem Fahrersitz standen zwei Gestelle, an denen David Albrechts Videoausrüstung befestigt war – Stative, Kamera-und Zubehörtaschen, Scheinwerfer, Mikrofonständer und eine kurze Leiter.
Jessica knipste die Innenbeleuchtung an.
In dem Wagen war niemand.
In der Nähe der Hecktüren lag die Videokamera auf der Seite. Sie war eingeschaltet. Das ausgeklappte, rechteckige LCD-Display schimmerte blau. Jessica zog einen Latexhandschuh aus der Tasche und streifte ihn über. Dann ging sie zur Rückseite des Transporters, öffnete eine Tür und drehte die Kamera auf die Unterseite. Sie hatte mindestens zwei Dutzend Tasten und Knöpfe.
»Weißt du, wie so ein Ding funktioniert?«
»Im Prinzip schon«, erwiderte Bontrager. »Bei der Hochzeit meiner Cousine im letzten Jahr hab ich die Videoaufnahmen gemacht.«
»Bei einer amischen Hochzeit wird gefilmt?«
»Meine Cousine ist aus der Kirche ausgetreten. Sie hat traditionell geheiratet.«
Bontrager streifte einen Latexhandschuh über und betrachtete die Kamera genau. Dann drückte er auf eine Taste. Ein Surren und ein Klicken waren zu hören, ehe das Bandfach an der Seite geöffnet wurde.
»Da ist keine Kassette eingelegt.«
Jessicas Blick wanderte auf der Suche nach einer Kassette durch das Heck des Transporters. Anschließend ging sie zur Vorderseite des Wagens und durchsuchte die Ablagen und das Handschuhfach. Leer.
»Manchmal haben sie auch eine Speicherkarte«, sagte Bontrager. Er drückte wieder auf ein paar Tasten. Auf dem Display wurden nacheinander verschiedene Menüs angezeigt. »Ja, die Karte ist da.«
Bontrager drückte auf mehrere Tasten, woraufhin einige Anzeigen auf dem Display erschienen. Nachdem er eine andere Taste gedrückt hatte, wurde ein auf der Speicherkarte aufgezeichnetes Video abgespielt.
Die Länge der Aufnahme betrug nur etwa zwanzig Sekunden, aber die reichten aus, um ihnen einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen. Auf einer dunklen Gasse näherte sich jemand der Kamera. Die verwackelte Aufnahme zeigte eine Person von den Schultern abwärts.
»Sie sind es«, flüsterte jemand. War das Albrechts Stimme? Sie konnten sie nicht eindeutig erkennen.
Die Tür von Albrechts Transporter wurde aufgerissen. Es folgte eine Collage schnell wechselnder Bilder: Bäume, der Nachthimmel, die Seite des Transporters.
Ehe das Display schwarz wurde, sahen sie noch ein paar Sekunden lang den Asphalt der dunklen Sawmill Road.
Bontrager entfernte sich ein paar Schritte vom Transporter und suchte die Erde mit der Taschenlampe ab. »Jess.«
Jessica ging zu ihm. Auf dem Stamm eines umgestürzten Baumes entdeckten sie eine kleine Blutlache. Die
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