Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Medieninteresse ließ nicht nach. Das Tudorhaus in Chestnut Hill war für TV-wie Zeitungsjournalisten gleichermaßen ein wahres Fest der Bilder. Sicherlich würde es beim nächsten Halloween auf der Liste der Horrortouren stehen. Auf der Straße vor Christa-Marie Schönburgs Haus wimmelte es von nationalen und internationalen Reportern. Noch zwei Tage nach den schrecklichen Ereignissen nahm ihre Anzahl ständig zu.
    Die Polizei würde viel länger brauchen, alle Fakten in diesem Fall zusammenzutragen.
    Die Ermittler fanden heraus, dass Michael Drummond und Joseph Novak beide am Prentiss Institute studiert und beide bei Christa-Marie Schönburg Privatstunden genommen hatten. Im Laufe der Jahre wuchs die Rivalität zwischen den beiden Jungen, aber nicht um den ersten Platz in einem Ensemble, sondern um die Zuneigung von Christa-Marie.
    In der Halloween-Nacht 1990 spitzte sich die Situation zu. Die ganze Wahrheit würden die Ermittlungen wahrscheinlich niemals ans Licht bringen. Jedenfalls wurde angenommen, dass Michael Drummond und Joseph Novak Gabriel Thorne in dieser Nacht töteten. Drummond, der Dominantere der beiden, setzte Novak in den nächsten zwanzig Jahren damit unter Druck.
    Die beiden Männer gründeten einen kleinen, unprofitablen Verlag, in dem sie Nachdrucke von handschriftlich verfassten Partituren berühmter Komponisten in limitierten Auflagen herausgaben. Sie benutzten Atriana-Papier.
    Als Drummond, der einen Job in Benjamin Curtins Anwaltskanzlei – Paulson Derry Chambers – annahm, von Christa-Maries Krankheit erfuhr, brach seine Psychose aus. Er schlug den Weg des Mordens ein und versetzte eine ganze Stadt in Angst und Schrecken. Die Folgen seines Terrors würden noch lange nachwirken.
    Es war Michael Drummond, der Lucas Anthony Thompson den gefälschten Besucherausweis und die Kleidung besorgt hatte.
    Die Belege über die Zahlungen der Grundsteuer führten zu Drummonds kleinem Geschäftshaus in South Philly. Die Polizei fand seinen Tötungsraum mit den Aufnahmegeräten und einem Versteck mit fast zweihundert CDs und Kassetten – alle sorgfältig mit Daten versehen – voller Straßenlärm und Geräusche von Menschen. Auf einigen waren sogar Schreie im Todeskampf zu hören. Es würde Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis es den Audiologen der Kriminaltechnik gelingen würde, all diese Aufnahmen zu entschlüsseln. Wenn es ihnen überhaupt je gelang. Michael Drummond hatte lange auf seinen grauenvollen Höhepunkt hingearbeitet.
    Mit Josh Bontragers Hilfe fanden die Beamten der Hundestaffel den bewusstlosen David Albrecht in der Schlucht an der Sawmill Road. Albrecht hatte viel Blut verloren, doch die Sanitäter kamen noch rechtzeitig. Die Ermittler waren sicher, dass Michael Drummond ihn angegriffen und geglaubt hatte, er hätte ihn getötet. Dieser Anklage würde Drummond durch seinen Tod entgehen.
    Doch das alles erklärte nicht den Mord an George Archer.
    Lucy Doucette berichtete der Polizei in ihrer Aussage von dem Mann, mit dem sie sich getroffen hatte. Dem Mann, der sich Adrian Costa nannte. Dem Traumweber. Die Polizei setzte sich mit der Hausverwaltung des Wohnhauses in der Cherry Street in Verbindung. Der Vermieter sagte aus, ein Mann habe die Wohnung 106 für sechs Monate gemietet und die Miete im Voraus bezahlt. Er gab der Polizei eine vage Personenbeschreibung.
    Sie zeigten Lucy die in der Halloween-Nacht im Hotel aufgenommenen Videoaufnahmen des Gangs im zwölften Stock. Jessica legte ihr auch ein Standbild des Mannes in dem Kostüm und mit der Maske des Zauberers vor.
    Lucy sagte, sie könne sich nicht erinnern.
    Jessica fuhr noch einmal nach Garrett Corners und versuchte, etwas über den Namen Adrian Costa herauszufinden. Niemand dieses Namens war in diesem Bezirk jemals als Wähler oder Einwohner registriert worden. Es war allgemein bekannt, dass die van Tassels sehr zurückgezogen lebten. Von der Familie gab es nur ein fast fünfzehn Jahre altes Foto. Als Jessica das Grab von Peggy van Tassel besuchte, schaute sie sich auch die beiden Gräber links und rechts daneben an. In einem lag ein Mann namens Ellis Adrian begraben. In dem anderen eine gewisse Evangeline Costa.
    War der Traumweber Peggy van Tassels Vater?
    Die Ermittler fanden heraus, dass Florian van Tassel Archer seit Jahren auf der Spur war, aber nicht genau wusste, ob tatsächlich Archer Peggy und Lucy Doucette im September 2001 gekidnappt hatte. In seiner Rolle als Traumweber riet van Tassel Lucy, sich einer Hypnose zu