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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Salat, den sie nicht angerührt hatte. Als sie Byrne sah, stand Lucy auf und umarmte ihn. Er hielt sie so lange umschlungen, bis sie sich aus der Umarmung löste.
    Dann drehte Lucy sich um und fegte mit den Händen die Bank sauber. Immer aufmerksam, dachte Byrne und setzte sich hin.
    Sie schwiegen einen Moment. »Wie läuft’s?«, fragte Byrne schließlich.
    Lucy Doucette zuckte mit den Schultern. »Der ganz normale Wahnsinn.«
    »War es schwierig für dich, deine Aussage zu machen?« Byrne hatte alle gebeten, die junge Frau mit Samthandschuhen anzufassen. Es sah so aus, als hätten sie sich daran gehalten. Byrne wollte es von ihr persönlich hören.
    »Ging so«, sagte sie. »Ich wäre aber froh, wenn ich niemals mehr in meinem Leben ein Polizeirevier betreten müsste.«
    »Diese andere Sache«, begann Byrne. Er bezog sich auf den Ladendiebstahl, bei dem Lucy erwischt worden war. »Ich habe mit dem Staatsanwalt und dem Inhaber des Geschäftes in der South Street gesprochen und die Sache aus der Welt geschafft. Es war nur ein großes Missverständnis.« Da Byrne sich eingeschaltet hatte, ehe es zu einer Anklage gekommen war, würde die Sache nicht aktenkundig werden.
    »Danke«, sagte Lucy. Ihr Blick wanderte zu Byrne, über die Bank und die nähere Umgebung. »Wo ist Ihre Umhängetasche?«
    »Ich trage sie nicht mehr.«
    Lucy lächelte. »Haben Ihre Kollegen Sie damit aufgezogen?«
    Byrne lachte. »Kann man so sagen.«
    Sein Blick fiel auf den silbernen Anhänger an Lucys Kette. Es war ein kleines Herz.
    »Hübsche Kette«, sagte er.
    Lucy nahm das Herz in die Hand und zog es auf der Kette hin und her. »Danke. David hat es mir geschenkt.«
    »David?«
    »David Albrecht. Ich habe ihn im Krankenhaus besucht.«
    Byrne schwieg.
    »Wir waren ja irgendwie beide in die Sache verwickelt, nicht wahr?«, sagte Lucy, die das Gefühl hatte, es erklären zu müssen. »Er wird doch wieder gesund?«
    »Die Ärzte sagen, es sieht gut aus.«
    Lucy drückte den Anhänger an ihre Brust. »Er hat ein paar Angebote für seinen Film bekommen, wissen Sie.«
    »Ich hab es gehört. Seid ihr jetzt zusammen?«
    Lucy wurde rot. »Ich bitte Sie! Wir sind nur Freunde. Wir haben uns gerade erst kennengelernt.«
    »Okay, okay.«
    »Also wirklich.«
    Zwei Mädchen von vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahren gingen in ihrer hübschen neuen Arbeitskleidung des Le Jardin an ihnen vorüber. Sie musterten Lucy voller Respekt.
    Als sie verschwunden waren, sagte Lucy zu Byrne: »Das sind Neue.«
    Sie schwiegen wieder. Die Herbstsonne wärmte ihre Gesichter.
    »Was hast du jetzt vor, Lucy?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht fahre ich im Urlaub nach Hause. Vielleicht bleibe ich auch dort.«
    »Wo bist du zu Hause?«
    Lucy Doucette schaute auf das Hotel, die Sansom Street und dann zu Byrne. In diesem Augenblick sah sie zum ersten Mal, seit Byrne sie kannte, fast wie eine junge Dame und nicht wie ein kleines Mädchen aus.
    »Weit, weit weg von hier«, sagte sie.

105.
    F REITAG , 12. N OVEMBER
    Die Frauen saßen an dem kleinen Tisch und spielten Rommé. Zwischen den Aschenbechern, den Styroporbechern, den zahlreichen Dosen Pepsi light und Mountain Dew light, den Tüten mit den Schweineschwartenchips und den Paprikachips war kaum noch Platz für die Karten.
    Als die kleine junge Frau in dem viel zu großen, blauen Parka den Raum betrat, stand Dottie Doucette auf. Dottie war furchtbar dünn. Sie sah älter als vierzig aus, doch ihre Freunde sagten, ihre Augen würden wieder strahlen. Zugegeben, nur ein bisschen, aber immerhin.
    Als Lucy ihre Mutter umarmte, hatte Dottie das Gefühl zu zerbrechen.
    Lucy hätte ihre Mutter gerne nach George Archer gefragt. Sie hatte mit ein paar Frauen gesprochen, die ihre Mutter als junge Frau gekannt hatten, und erfahren, dass Dorothy Doucette ein paar Mal mit George Archer ausgegangen war. Vermutlich hatte der Mann damals ein Auge auf Lucy geworfen. Lucy wusste, dass ihre Mutter sich wegen vieler Dinge Vorwürfe machte. Es war nicht nötig, sie noch mehr zu belasten.
    Dottie ließ ihre Tochter los, wischte sich über die Augen und langte in ihre Tasche. Sie zeigte Lucy ihren AA-Chip. Sie war seit sechs Monaten trocken.
    »Ich bin stolz auf dich, Mama.«
    Dottie drehte sich zu den anderen Frauen am Tisch um.
    »Das ist Lucy, mein kleines Mädchen.«
    Die Frauen begrüßten sie herzlich, und Lucy ließ es sich gefallen. Sie hatte in einer Pension in der Stadt ein Zimmer genommen. Vielleicht würde sie einen Monat oder so

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