Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
das ist?«
Dalaja nickte. »Es ist sehr klein, nicht wahr?«
»Ja. Vielleicht zwei Zentimeter groß.«
»Ich glaube, es handelt sich um ein Abziehtattoo. Sie sind relativ preiswert. Und die Qualität, nun ja …«
Sie hatte recht. Im Vergleich zu den Fotos in dem ledergebundenen Katalog sah das Löwentattoo aus, als wäre es mit einem Buntstift gemalt worden.
»Ich nehme an, Sie bieten diesen Service nicht an und verkaufen keine Abziehtattoos«, sagte Jessica.
»Nein. Aber ich glaube, ich kann Ihnen einen Tipp geben.«
»Das wäre großartig.«
»Wenn Sie mich bitte kurz entschuldigen würden.«
Dalaja stand mühelos auf und verschwand im Hinterzimmer. Ein paar Minuten später kehrte sie mit ein paar Ausdrucken aus einem Farbdrucker zurück.
»Ich glaube, das ist das, was Sie suchen.«
Sie reichte Jessica ein Blatt mit einer Kopie des Abziehtattoos mit dem Löwen.
»Super«, sagte Jessica. »Das ist es.«
Dalaja reichte ihr ein zweites Blatt. »Oben steht die Webseite, von der ich das Bild heruntergeladen habe. Auf diesem Blatt stehen noch zehn andere, aber World Ink, die erste Firma, ist die größte. Das Bild dieses Löwen habe ich bei den anderen nicht gefunden, was aber nicht heißt, dass es nicht auch woanders verkauft wird.«
Jessica und Byrne standen auf.
»Der Chai war köstlich«, sagte Byrne. »Vielen Dank.«
»Gern geschehen«, erwiderte die Inderin. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
»Im Augenblick nicht«, sagte Jessica.
»Dann sage ich erst einmal alvida .« Sie drehte sich um und verschwand geräuschlos im Hinterzimmer.
Nach ihrer Rückkehr ins Roundhouse loggte Jessica sich sofort ins Internet ein und rief die Webseite von World Ink auf. Die Firma verkaufte nicht nur Abziehtattoos, sondern auch weitere ausgefallene Artikel wie zum Beispiel spezielle Taschenkalender, große Laken zum Bemalen und nach Kundenwünschen gestaltete Rubbellose.
Jessica interessierte sich jedoch nur für das Angebot an Tattoos. Und da gab es Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Bildern. Engel, Autos, Flaggen, Blumen, Sportarten, Urlaubsmotive, Mythen und Märchen sowie religiöse und stammesspezifische Symbole.
Nachdem Jessica sich sechs Seiten des Online-Kataloges angesehen hatte, fand sie das Bild des Löwen. Es gehörte zu einer Serie namens TinyToos und stimmte genau mit dem Löwen auf Beckmans Finger überein. Sie zog das Handy aus der Tasche und suchte das Foto von Kenneth Beckmans Leichnam heraus. Es bestand nicht der geringste Zweifel. Wenn das Opfer sich das Tattoo nicht selbst auf den Finger geklebt hatte, und das konnte Jessica sich nicht vorstellen, da es nicht zu Beckmans Charakter passte, musste es jemand anderes getan haben. Sehr wahrscheinlich die Person, die ihn erwürgt und verstümmelt hatte.
Byrne versuchte schon seit einer halben Stunde, Sharon Beckman telefonisch zu erreichen, um sie zu fragen, ob ihr Mann ein Tattoo auf dem Finger gehabt hatte. Leider vergebens.
Jessica rief bei World Ink an und folgte ein paar Minuten lang den Anweisungen der Computerstimme. Sie drückte die Eins, die Fünf, die Zwei und schließlich die Null, worauf sich endlich jemand meldete. Nachdem sie sich vorgestellt hatte, wurde sie mit dem Verkaufsleiter des Online-Kataloges verbunden.
Jessica lieferte ihm nur die allernötigsten Erklärungen. Der Mann druckste ein wenig herum und sagte schließlich, dass er ihr gerne helfen würde, aber um sich abzusichern, eine schriftliche Anfrage brauche. Jessica fragte ihn, ob ein Fax mit dem Briefkopf des Police Departments ausreiche. Ja, das reichte aus. Jessica machte sich noch ein paar Notizen und legte auf. Sie informierte Byrne über das, was sie erfahren hatte, und zeigte ihm das Foto des Löwentattoos.
»Dieses Bild gibt es nur bei dieser Firma«, sagte sie. »Es ist eine Originalzeichnung. Das heißt aber nicht, dass unser Täter es dort gekauft hat. Er kann es auch selbst kopiert haben. Der Mitarbeiter von World Ink meinte, das sei mit einem Scanner, mit PhotoShop und dem richtigen Zubehör ganz einfach. Ich bin ziemlich sicher, dass Kenneth Beckman sich nicht so ein Abziehtattoo auf die Haut geklebt hätte. Selbst wenn es nicht direkt etwas mit dem Fall zu tun hat, wette ich, dass es jemand anderes war.«
»Zum Beispiel der Mörder.«
»Könnte sein. Wenn er es war, könnte er das Tattoo online bei der Firma bestellt haben. Ich faxe ihnen unsere Bitte, uns die Liste der Personen zuzuschicken, die dieses Tattoo gekauft haben.«
»Denkst
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