Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
Zeug gekauft hat. Ich hätte gerne ein Video von ihm, wie er das Geschäft verlässt, und eine Kopie seines Führerscheins. Haben Sie das?«
»Nein, und noch schlimmer ist, dass dieses Kerzenwachs in jeder Filiale von Rite-Aid, Wal-Mart und Target im ganzen Land zu bekommen ist. Aber nicht in dieser Farbe.«
»Was soll das heißen?«
»Was ich sagen wollte, bevor ich so abrupt unterbrochen wurde, ist, dass dieses Wachs nicht mit altem Zinnober gefärbt wurde.«
Jessica brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, was Hell Rohmer meinte. Ein Blick in Byrnes Augen sagte ihr, dass er es offenbar ebenfalls begriffen hatte. Sie wandte sich wieder an Hell.
»Nein.«
»Ich fürchte, ja. Das Wachs wurde mit Blut gefärbt. Unser Täter ist ein ganz, ganz übler Typ.«
Jessica warf Byrne wieder einen Blick zu, als jemand das Labor betrat und an der Tür stehen blieb. Hell durchquerte den Raum und verschwand aus Jessicas Blickfeld. In der Spiegelung eines Glasschrankes erkannte sie Irina Kohl. Irina hatte ein paar Akten mitgebracht und drückte Hell eine in die Hand. Dann stellte die zierliche Irina sich auf Zehenspitzen und küsste Hell Rohmer auf den Mund. Hell drehte sich um und bemerkte, dass Jessica sie in der Spiegelung des Glasschrankes sehen konnte.
Die beiden, nun rot wie Tomaten, gingen auf Jessica und Byrne zu.
»Hm, Sie haben nichts gesehen«, flüsterte Hell Jessica ins Ohr.
»Was gesehen?«
Hell zwinkerte ihr zu.
»Ich bin froh, dass Sie hier sind«, sagte Irina und kam sofort zur Sache. »Ich glaube, wir haben etwas über die Mordwaffe.«
Irina Kohl arbeitete in der Ballistik, die auch die Spuren von Tatwerkzeugen aller Art untersuchte. Die junge Frau Ende zwanzig war eine gepflegte Erscheinung und zeichnete sich wie die meisten ihrer Kollegen in der Kriminaltechnik durch eine sorgfältige Arbeitsweise und präzise Formulierungen aus. Für die Mitgliedschaft bei Mensa war sie vermutlich ein wenig zu clever. Unter ihrem Arbeitskittel trug sie eine Kostümjacke, eine weiße Button-Down-Bluse und eine lavendelfarbene Strickkrawatte.
Irina öffnete die Mappe und nahm ein paar Vergrößerungen heraus.
»Bei dem Draht, mit dem die Opfer erdrosselt wurden, handelt es sich um mehrsträngigen Titandraht.« Sie wies auf eine Makroaufnahme der Strangulationsmarken der beiden ersten Opfer. Sogar mit bloßem Auge konnte man das Muster der drei ineinandergedrehten Drähte im Fleisch erkennen. »In der Wunde haben wir Spuren des Metalls gefunden.«
»Wozu benutzt man so etwas?«, fragte Jessica.
»Es gibt zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten. Titandraht wird vor allem für medizinische Geräte, Knochenschrauben und kiefernorthopädische Apparaturen verwendet. In verschiedenen Stärken findet man ihn überall in Produkten für die Raumfahrt, Medizin und Seefahrt. Er hat eine niedrige Dichte und eine hohe Korrosionsbeständigkeit.«
Irina nahm eine Vergrößerung und zwei Objektträger in die Hand.
»Ich habe in den Wunden der ersten beiden Opfer auch Haare gefunden. Bei dem dritten Opfer sind wir noch nicht so weit.« Sie deutete auf die beiden Objektträger. »Diese hier habe ich bei Sharon Beckman und Kenneth Beckman gefunden.«
»Glauben Sie, das sind Haare von unserem Killer?«
»Nein. Ich fürchte, nein. Diese Haare stammen definitiv nicht von einem Menschen.«
Jessica wechselte kurz einen Blick mit Byrne. »Nicht von einem Menschen, sondern …«
»Von einem Tier.« Irina schob ihre dicke Brille hoch und verzog das Gesicht, als würde sie einen unangenehmen Geruch wahrnehmen. Offenbar wartete sie, bis sich alle von dem Schock erholt hatten. Jessica fiel auf, dass Irinas Unter-und Oberlippe in zwei unterschiedlichen Farbtönen schimmerten.
»Mann, Jess, du Dummkopf «, schimpfte Jessica. »Ich meine, von wem denn sonst?«
Irina fuhr unbeirrt fort. »Von einem Haustier.«
»Reden wir von einem Hund oder einer Katze?«, fragte Jessica.
»Ich meinte eher Haustiere im weiteren Sinne, also Nutztiere wie Kühe, Schafe oder Pferde.« Irina geriet richtig in Fahrt. »Wenn wir über die Haare von Haus-und Nutztieren sprechen, so gibt es da eine ganze Reihe von Unterschieden in Farbe und Länge. Viele dieser Kennzeichen sind sehr allgemein. Um zum Beispiel den Unterschied zwischen einem Hunde-und einem Katzenhaar oder zwischen dem einer Kuh und eines Elchs herauszufinden, muss man normalerweise die Haarwurzel haben. Und die haben wir in diesem Fall leider nicht.«
Sie schob einen Objektträger unter das
Weitere Kostenlose Bücher